Karneval in Koblenz
Rosenmontag in Koblenz: Kamelle, Musik und viel Polizei
In der Koblenzer Innenstadt sind sehr viele Polizisten zu sehen, wie hier am Görresplatz.
Doris Schneider

Was für ein sonniger Rosenmontag in Koblenz! Zehntausende schauen sich den „Zuch“ an, genießen es, für ein paar Stunden raus aus dem Alltag und einfach mal närrisch zu sein. Was der Tag so bringt: ein Schnelldurchlauf.

Das Wetter passt: Es ist ein schöner Rosenmontag in Koblenz, am Morgen ist es noch kalt, aber die Sonne scheint schon früh. Szenen dieses Rosenmontags in Kowelenz.

9.15 Uhr: Mitarbeiter des Ordnungsamts sind in der Vorstadt unterwegs. Ab 9 Uhr müssen alle parkenden Autos weg sein, und obwohl es klar auf den Schildern steht, ist das eine oder andere Gefährt doch noch am Straßenrand geparkt. „Wir versuchen alles, um ein Abschleppen zu verhindern“, sagt ein Mitarbeiter in der Kurfürstenstraße. Der Halter wird über die Leitstelle ermittelt, und man versucht, ihn telefonisch zu erreichen, damit er das Auto noch wegfahren kann.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren am Morgen, ob der Zugweg frei ist.
Doris Schneider

„Wir schauen auch nach Klingelschildern in der Nähe oder fragen in der Nachbarschaft, ob das Auto bekannt ist“, sagt der Ordnungsamts-Mitarbeiter. Das fruchtet nicht immer: Zwölf Wagen mussten im Vorjahr trotzdem abgeschleppt werden, überwiegend in der Vorstadt, heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Im Übrigen bedankt sich nicht jeder Autobesitzer für die Mühen des Ordnungsamts: „Ich würde sagen, 90 Prozent sind echt froh, aber andere schimpfen auch, Sch... Karneval und so.“

10 Uhr: Vor vielen Bäckereien gibt es Schlangen: Haufenweise Berliner gehen über den Tresen, in vielen, vielen Sorten. „Wir stärken uns erst mit Freunden und gucken dann den Zug zusammen“, sagt eine Frau mit zwei kleinen Kindern, beide schon in süßen Tieranzügen verkleidet.

Schon am Vormittag werden die Straßen abgesperrt.
Doris Schneider

11 Uhr: Die ersten Absperrungen werden gestellt, ab jetzt kommt man in viele Straßen nicht mehr rein. An den großen Zufahrten stehen Wagen der Stadtreinigung – im Zweifelsfall würden sie auch als Blockade dienen.

Die Karnevalisten tanzen sich warm.
Doris Schneider

11.15 Uhr: An Rhein- und Moselufer reihen sich Fußgruppe an Fußgruppe und Wagen an Wagen. Laute Musik läuft, man tanzt sich warm. Noch ist es im Schatten empfindlich kühl. Alte Hasen sind entspannt, junge Hüpfer ein wenig nervös vor ihrem ersten Zug. Viele von ihnen eint: vor dem Zug schnell noch mal eine Toilette aufsuchen.

Vor dem Zug noch schnell zur Toilette.
Doris Schneider

12 Uhr: In der Firmungstraße scheint weniger los zu sein als in sonstigen Jahren. „Das wird noch voller“, sagt einer, der immer hier guckt. „Und die meisten stehen vermutlich in der Sonne.“ So ist es auch: An anderen Straßenzügen stehen die Leute in Vierer-, Fünferreihen hintereinander. Es ist viel Polizei unterwegs. Am Görresplatz würdigt der Moderator den verstorbenen Torsten Schupp und legt dessen Song „Kowelenz es geil“ auf.

Viele Polizeikräfte sind in der Stadt unterwegs.
Doris Schneider

12.11 Uhr: Der „Zuch“ rollt halbwegs pünktlich los, die Stimmung ist super. Die Zuschauerinnen und Zuschauer am Straßenrand jubeln ihm begeistert zu, Kinder und auch viele Erwachsene sammeln Süßigkeiten ein, die von den Wagen geworfen und aus den Fußgruppen verteilt werden.

Vor allem in der Sonne stehen viele Zuschauer, wie hier am Zentralplatz.
Doris Schneider

13 Uhr: Die Stimmung am Zentralplatz ist im Gegensatz zu vielen früheren Jahren sehr entspannt. Einige Zeit lang gab es am Altlöhrtor einen Hotspot, an dem sich sehr junge Leute trafen, viel Alkohol getrunken wurde. Das ist jetzt vorbei – oder es hat sich verlagert.

In der Bunten Anlaufstelle in der Seniorenbegegnungsstätte an der Liebfrauenkirche ist ein geschützter Raum.
Doris Schneider

13.15 Uhr: In der Bunten Anlaufstelle an der Liebfrauenkirche ist es zu diesem Zeitpunkt noch ruhig. „Eine ältere Dame war da, um sich auszuruhen“, sagt Gabriele Slabenig von der Polizei. In den vergangenen Jahren konnte man in der Anlaufstelle immer Kindern helfen, die ihre Eltern verloren hatten, Jugendlichen, die zu viel Alkohol getrunken hatten, älteren Menschen, die mal Ruhe brauchten. Es ist ein ruhiger, geschützter Raum inmitten des Trubels, an dem Einsatzkräfte von Polizei, Ordnungsamt, Sanitätsdienst sowie dem Jugendamt Hilfesuchenden zur Seite stehen.

Henriette bekommt einen Cocktail - natürlich alkoholfrei.
Doris Schneider

13.30 Uhr: Während in der Stadt schon mancher mehr als genügend Alkohol intus hat, ist der bei der Disco für 10- bis 15-Jährige verboten. Alkoholfreie Cocktails gibt es im Club Zenit, Airbrush Tattoos, man kann tanzen, sagt Antje Knieper vom Jugendamt.

Monika Pesch macht den Kindern und Jugendlichen Tattoos.
Doris Schneider

Noch ist es hier ruhig, aber später wird es sich füllen. Für die jungen Leute ist es eine tolle Möglichkeit, mal in einer richtigen Disco zu sein. Schon seit Jahren bieten die Stadt, das Jugendamt, der Jugendrat, die Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval und der Lionsclub diese fröhliche, kreative Fastnachtsparty ohne Alkohol, die immer sehr gut angenommen wird.

14.30 Uhr: Der Zug ist durch die Altstadt durch, dreht nun in der Vorstadt seine Runden. Die Straßenreinigung ist von der flotten Truppe: Schon ganz kurz nach dem Zug ist am Zentralplatz kaum noch etwas davon zu sehen.

16 Uhr: Die Kneipen füllen sich, a uf dem Münzplatz hat die Party nach dem „Zuch“ begonnen. Es wird gesungen, getanzt, geflirtet. Viele Cliquen sind unterwegs, aber es ist auch nie so einfach wie an Karneval, mit anderen ins Gespräch zu kommen: gemeinsam zu singen verbindet. Wie viele Menschen allein gekommen sind und zu zweit gehen, darüber gibt es keine Statistik. Aber mancher Bund fürs Leben ist schon aus einem Karnevalsflirt entstanden – und mehr.

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