Matthias Kolk
Rolle rückwärts im Koblenzer Rathaus: Warum Jugend- und Sozialamt wieder voneinander getrennt werden
Rathaus Koblenz
Ab 2025 wird es im Koblenzer Rathaus das Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales in seiner jetzigen Form nicht mehr geben.
Sascha Ditscher/Archiv

Zum 1. Januar 2025 wird es in Koblenz das Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales nicht mehr geben. Als dieses 2004 aus der Zusammenlegung des Jugend- und des Sozialamtes entstand, war damit das Ziel verbunden, die Arbeit deutlich effektiver zu gestalten. 19 Jahre später muss man feststellen, dass die Synergieeffekte nie so eingetreten sind, wie erhofft. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

In der alltäglichen Praxis hat sich die Vereinigung der Ämter nie so richtig bewährt. Obwohl der Austausch zwischen Jugend- und Sozialamt schon immer eng gewesen sei, schreibt die Stadt in einer entsprechenden Beschlussvorlage, und fügt ehrlich bei: „Die gewünschten Effekte sind nur bedingt eingetreten.“ Der Stadtrat hat die Trennung des Jugend- von dem Sozialamt ab 2025 jüngst beschlossen. Doch was genau hatte man sich von der Zusammenlegung vor 19 Jahren erhofft? Zweifel daran, dass die Aufgabenbereiche des Sozial- und des Jugendamts artverwandt sind, gibt es immerhin bis heute nicht.

Knackpunkt Personal

Vor allem bei zentralen Aufgaben des Amtes habe man die Vorteile gespürt, erläutert ein Sprecher der Verwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung. So etwa bei Gremien- und Sitzungsdiensten oder der Haushaltsplanung. An einem Punkt ist das Projekt aber gescheitert: „Eine zunächst erhoffte Personaleinsparung konnte nicht erzielt werden.“ Eher im Gegenteil. Durch die Bündelung zentraler Aufgaben musste eine weitere Führungsebene im Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales installiert werden.

„Damit hat sich der Koordinierungsaufwand mit den Fachabteilungen eher vergrößert“, erklärt die Stadt. Ein weiterer Grund, warum eine Trennung als sinnvoll erachtet wird: Sowohl der Sozialhilfebereich als auch der Jugendhilfebereich entwickeln sich rasant weiter. Tief greifende Reformen oder neue Gesetze stehen quasi auf der Tagesordnung. Das Kitazukunftsgesetz (2021) oder auch die Wohngeldreform (2023) sind nur zwei Beispiele. Vielfach gehe es in der jüngeren Vergangenheit um „regelrechte Paradigmenwechsel“, die nicht vergleichbar seien mit Gesetzesänderungen vor 20 Jahren, erklärt die Stadt.

Beide Einheiten sind zu groß geworden.

Bürgermeisterin Ulrike Mohrs über die Abteilung Jugend und die Abteilung Soziales.

Zudem waren beide Bereiche jüngst besonders von Krisen betroffen, wie etwa in der Corona-Zeit oder durch die Flüchtlingswelle. Bürgermeisterin Ulrike Mohrs (CDU) untermauerte Anfang September im Haupt- und Finanzausschuss, dass die Aufgaben in beiden Ämtern immer weiter gewachsen seien. Das Resultat: „Beide Einheiten sind zu groß geworden“, erzählt Mohrs.

Verantwortung soll verteilt werden

Im aktuellen Amt 50 trägt die Gesamtverantwortung auf dem Papier nur eine Führungskraft. Durch die Ämtertrennung könne die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Damit erhofft man sich bei der Stadt Führungskräfte, die sich auf ein Fachgebiet spezialisieren können. Weiteres Personal ist durch die Trennung nicht vorgesehen. Ein Grund dafür, weshalb die Aufteilung in zwei Ämter perspektivisch nicht mit höheren Kosten verbunden sein soll.

Dass die Zusammenarbeit zwischen dem Jugendamt und dem Sozialamt eng bleibt, steht aus Sicht der Rhein-Mosel-Stadt komplett außer Frage. Eine Arbeitsgruppe tüftelt derzeit nämlich daran, wie die neuen Ämter künftig strukturiert werden. Das Ziel ist klar: Die Leistungsfähigkeit der beiden gesellschaftlich wichtigen Ämter soll bestehen bleiben. Sie werden gebraucht.

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