Augen gerade aus, Augen rechts, Meldung an den Kommandeur, abschreiten der Ehrenfront, preußischer Präsentiermarsch, Fahnenübergabe, alle Soldatinnen und Soldaten tragen die gescheckte Felduniform. Militärisch formell ging es beim feierlichen Übergabeappell zu, bei dem der Kommandeur Gesundheitseinrichtungen Generalstabsarzt Johannes Backus Oberstarzt Robert Schwab zum neuen Kommandeur und ärztlichen Direktor des Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhauses (BWZK) ernannte.
Zwischen Arztkittel und Uniform
Militärisch knapp beschreibt Schwab auch in einem späteren RZ-Gespräch, wie es dazu kam: „Meine Vorgesetzten sagten, einen Menschen wie dich können wir für diese Aufgabe brauchen.“ Vielfältige Qualifikationen benötigt es für diese Führungsposition im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Im Gespräch wird außerdem klar, dass Schwab höchste Anforderungen an sich selbst stellt.
Seine Leidenschaft für den Beruf – vor allem auch für die Trias aus Patientenbehandlung, Forschung und Lehre – wird während des Gesprächs mit dem Mediziner deutlich. Hinzu kommt ein strategischer Weitblick, der zu erkennen ist, wenn Schwab etwa von der Weiterentwicklung des Medizinstandortes Koblenz spricht. Oder – und diesen Aspekt betont er immer wieder als wichtig – von der weiteren Verzahnung von ziviler Patientenversorgung und Wehrmedizin.

Sinnbildlich für jene Verzahnung könnte auch Folgendes sein: Bei der zeremoniellen Einführung trug der Mediziner noch seine Uniform, für das Gespräch hat er in sein Büro geladen – er trägt nun einen weißen Arztkittel, ohne Rangabzeichen. Beide Seiten – ob in Uniform oder im Kittel – gehören zum Berufsbild des Kommandeurs und ärztlichen Direktors des BWZK. „Da kamen der Ruf, der Beruf und die Leidenschaft zusammen“, sagt Schwab. Auf jeden Fall wolle er neben seinen neuen administrativen Verpflichtungen weiter als Arzt, nämlich als Chirurg, tätig bleiben.
Von der Chirurgenausbildung zur Forschung
Als Hauptmotivation, 1986 bei der Bundeswehr in die Luftwaffe einzutreten, nennt der 1967 im bayerischen Günzburg Geborene: „Ich wollte die Fliegerei und das Medizinstudium miteinander verbinden.“ Das Studium absolvierte er an der Universität Regensburg, der Technischen Universität München und an der Universität von Kalifornien in San Francisco. Entscheidend für seinen speziellen Berufsweg war Heinz Gerngroß, sein akademischer Lehrer am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Der sagte: „Du operierst gut, du wirst Chirurg“, erinnert sich Schwab. Was das praktisch bedeutet, erläutert er anhand von Zahlen: „Sie brauchen rund 8000 Stunden (ein Jahr hat 8760 Stunden, Anm. d. Red.), um eine chirurgische Basisbefähigung zu erlangen.“ Von Mitte 20 bis Anfang 30 habe er zu 100 Prozent für seinen Beruf gelebt. Für die Fliegerei blieb da kein Platz mehr. Im November 1994 erfolgte die Promotion zum Doktor der Medizin.

2000 kam der heutige Kommandeur ans Koblenzer Bundeswehrkrankenhaus (BWZK). Hier schloss er zunächst seine Facharztausbildung für Allgemeine ab und später für Viszeral (Bauch)-Chirurgie. Von 2011 bis 2025 war er am BWZK Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie.
Schwab sagt, wenn man Leidenschaft für die Chirurgie entwickelt hat, dann stelle man sich Fragen wie: Warum machen wir das so? Oder: Gibt es vielleicht bessere Möglichkeiten? „Dann ist man sofort in Forschungsfragestellungen“, erklärt der neue Direktor des BWZK. Patientenbehandlung sei das eine, Forschung das Nächste. Wenn dann noch die Fort- und Weiterbildung hinzukomme, habe man die klassische Trias aus Forschung, Lehre und Patientenbehandlung, so Schwab.
Weiterbildung, Auslandseinsätze und Entwicklungen
An der RWTH Aachen erfolgte von 2002 bis 2005 die zivile Weiterbildung in der Viszeralchirurgie. Hier erwarb er mit der Habilitation die universitäre Lehrberechtigung. Später wechselte er zur Johannes-Gutenberg-Universität nach Mainz, wo er 2013 zum Professor ernannt wurde.
Von 1997 bis 2016 nahm Schwab in der Summe drei Jahre an Auslandseinsätze auf dem Balkan, in Afghanistan und im Mittelmeer teil. Schwab sagt: „Da waren wir nach 70 Jahren wieder mit Kriegsverletzungen konfrontiert.“ Die daraus gewonnenen Erfahrungen spiegelte er dann in die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), um die zivilen Kollegen mit dem neu gewonnenen Wissen der Militärchirurgie vertraut zu machen. Schwab gründete unter dem Dach der DGAV die Arbeitsgemeinschaft Militär- und Notfallchirurgie. „Wenn wir Wehrmedizin heute weiter entwickeln wollen, ist die universitäre Anbindung der Schlüssel“, betont Schwab. An anderen Standorten würde die Verflechtung durch unmittelbare räumliche Nachbarschaft gelebt.

BwZK Koblenz und KKM intensivieren ihre Zusammenarbeit
Das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz und das Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur bauen ihre Zusammenarbeit aus. 2025 sollen Konzeptionen für ein Herz- und Gefäßzentrum, ein neurovaskuläres Zentrum und das gemeinsame Lungenzentrum fertig sein.
In Koblenz sei man seit 2016 dabei, den Medizincampus zu entwickeln. Die Initiative, um das BWZK damit auf universitärem Niveau aufzustellen, sei von den hiesigen Kommandeuren und Klinikdirektoren ausgegangen. Beim BWZK gebe es das größte Fächerspektrum und mehr als 30 Hochschullehrer. Schwab stellt aber auch klar: „Wenn wir den Gesundheitsstandort nördliches Rheinland-Pfalz zukunftsfähig aufstellen wollen, müssen wir das in einem universitären Campuskonstrukt machen, partnerschaftlich zwischen katholischem Klinikum, Gemeinschaftsklinikum und uns.“ Beim Appell zur Kommandoübergabe hatte auch der Kommandeur Gesundheitseinrichtungen Backus gesagt: „Wir gehen damit einen bedeutsamen Schritt zu einer Maximalversorgung der Bürger in Koblenz und der Region.“ Auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer unterstrich beim Appell, dass durch diese Zusammenarbeit der Standort insgesamt profiliert würde.
Blick in die Zukunft: Aufgaben und Ziele
Schwab, der die beiden vergangenen Jahre auch Abteilungsleiter Krankenhausmanagement beim Kommando Sanitätsdienst war – das ist die Konzernzentrale für alle fünf Bundeswehrkrankenhäuser Deutschlands – weist auch auf die umfangreichen Neubaumaßnahmen am Standort hin: „Nach dem bereits erfolgten ersten Bauabschnitt entsteht hier bis 2035 ein großer Multifunktionsbau mit 20 OP-Sälen, 65 Intensivbetten, Ambulanzen für alle Kliniken, ein großes Diagnostik- und Interventionszentrum, eine neue große Apotheke, ein noch größeres Bettenhaus, sowie alles, was an Hightech-Gerätemedizin erforderlich ist.“
Es ginge darum, das militärische Personal und die Menschen, die für die Bundesrepublik Deutschland im Ausland tätig sind, auf höchstem Niveau zu behandeln. Gleichzeitig übernehme man hier auch einen Versorgungsauftrag für zivile Patienten, um das Personal auszubilden und in Übung zu halten, betont Schwab. Der Auftrag sei, „dass der Sanitätsdienst für die Bündnis- und Landesverteidigung, man könne auch Kriegstüchtigkeit sagen, so aufgestellt ist, dass man ernst genommen wird.“
Schwab macht weiter deutlich: „Unsere Gesellschaft muss es ernst nehmen, dass Deutschland seit der Wiedervereinigung noch nie so bedroht war. Wir sind an einem historischen Schlüsselpunkt.“ Um der Sicherheitsverantwortung nachzukommen, müssen die Kapazitäten hochskaliert werden – für den Fall der Fälle, meint Schwab. Er resümiert: „Wenn man uns glaubt, dass wir uns verteidigen können, ist das der erste Schritt, um uns nicht verteidigen zu müssen.“
Zur Person
Robert Schwab ist verheiratet und hat mit seiner Frau, die als hausärztliche Internistin in einer Praxis tätig ist, drei Kinder, eine Tochter (29) und zwei Söhne (22 und 17). Das Ehepaar lebt in Lahnstein.