Das von Michael Müller, einem Bildhauer aus Trier, um 1660 geschaffene, in Sandstein gehauene Relief zeigt das ursprünglich wohl farbig gefasste Wappen des Erzbischofs und Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen, der von 1652 bis 1676 regierte. Bekrönt wird das Wappen mit einer Bischofsmütze, der geflügelte Hund links erinnert an das Familienwappen, rechts stehen ein kleines Wappen und eine Gans für die verwandtschaftlichen Verhältnisse zur Familie zu den Walpoden von Bassenheim. Deren Koblenzer Sitz befand sich einst in etwa an der Stelle der Weißer Höfe. Im Zentrum steht ein mit Rankenwerk, Masken, Bischofsstab und Schwert umrahmter Schild, in dessen Mitte sich das Lamm Gottes befindet. Umgeben ist es von vier Feldern, von denen zwei das Kreuz des Kurfürstentums Trier zeigen. In den beiden anderen Feldern sind offenbar noch Reste des Familienwappens zu sehen. Das Kunstwerk steht also für die weltliche und geistliche Macht Karl-Kaspars, der in unruhigen Zeiten regierte und deshalb auch auf der Feste Ehrenbreitstein residierte, wo er auch starb. Seine letzte Ruhestätte fand er im Trierer Dom.
Eine lange Geschichte
Aus lokaler Sicht steht der Kurfürst vor allem für den Wiederaufbau der in weiten Teilen zerstörten Stadt Koblenz nach dem Dreißigjährigen Krieg. Er beendete aber auch die grausamen Hexenverfolgungen in seinem Herrschaftsbereich. Von einer friedlicheren Zeit konnte dennoch nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil. Gerade in der Regierungszeit Ludwig XIV. strebte Frankreich eine Expansion nach Westen sowie in den spanischen Niederlanden an. Und Karl-Kaspar von der Leyen wollte sein Territorium mit wechselnden Allianzen, mal mit dem Kaiser, mal mit den Franzosen so gut wie es ging sichern. Und Koblenz sollte einen neuen Befestigungsring erhalten, weil die Stadtmauer hoffnungslos veraltet war. Das neue Befestigungssystem mit Doppelwallanlage und Graben wurde schließlich zwischen 1655 und 1668 nach Plänen des Düsseldorfer Baumeisters Johann Lollio (genannt Saddeler) erbaut. Das Projekt hatte eine längere Vorgeschichte. Bereits im frühen 17. Jahrhundert wollte Kurfürst Lothar von Metternich die Verteidigungsanlagen ausbauen, doch zeigt der bekannte Merian-Stich, dass das Projekt nur Stückwerk war. Bei den schweren Kämpfen um Koblenz in den Jahren 1632 und 1636 war die Stadt völlig unzureichend geschützt.
Das Großprojekt des Kurfürsten Karl Kasper, an das mehrere Stiche des späten 17. und des 18. Jahrhunderts erinnern, muss immense Summen in Anspruch genommen haben. Es ist also kein Wunder, dass das Werk erst unter seinem Nachfolger Johann Hugo von Orsbeck, der von 1676 bis 1711 regierte, vollendet wurde. Dabei ging man mit den Ressourcen durchaus sparsam um. So wurde die neue Fortifikation im Wesentlichen auf der Landseite erbaut, während in den Uferbereichen eine Verstärkung der alten Stadtmauer genügen musste. Eine Ausnahme wurde nur am Rheinkavalier und in der Nähe des Weißer Tores in der westlichen Altstadt gemacht. Dennoch muss die geleistete Arbeit sehr solide gewesen sein. Denn als französische Truppen zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges Anfang November 1688 beschossen wurden, hielt die neue Fortifikation, während weite Teile der Stadt in Schutt und Asche sanken. Reinhard Kallenbach