Herzkranke Enkelin: Weitersburger fährt 6 500 Kilometer für guten Zweck
„Rainer radelt für Kinderherzen“: Weitersburger fährt mit dem Rad vom Nordkap bis nach Gibraltar
Rainer radelt für Kinderherzen
Durch zehn verschieden Länder wird Rainer Bomm mit dem Fahrrad fahren. Startpunkt ist das Nordkap in Norwegen, Ziel soll Gibraltar sein. Um das bis Ende August zu schaffen, müsse er mindestens 70 Kilometer pro Tag zurücklegen. Fotos: Sascha Ditscher (2)/Kinderherzen Bastian Vormwald
Sascha Ditscher

Rainer Bomms Enkelin Sophia wurde mit einem Herzfehler geboren. Durch eine Operation auf der Kinderherzstation der Uniklinik Bonn konnte das Leben des kleinen Mädchens gerettet werden. Nun will Bomm etwas zurückgeben und radelt für den guten Zweck vom Nordkap bis nach Gibraltar.

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Nervös ist Rainer Bomm, 61 Jahre, aus Weitersburg nicht, als die Rhein-Zeitung ihn einige Tage vor dem Start seiner Tour zu Hause besucht. Bomm, ein erfahrener Triathlet, hat sich vorgenommen mit dem Fahrrad vom Nordkap in Norwegen bis nach Gibraltar, an der iberischen Halbinsel, zu fahren. Eine Strecke von rund 6500 Kilometern, mit 38.000 Höhenmetern, die es insgesamt zu überwinden gilt. Und das für den guten Zweck und mit einem emotionalen Hintergrund: seine Enkelin Sophia, die mit einem schweren Herzfehler zur Welt kam.

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Rainer Bomm und seine Enkeltochter Sophia. Mittlerweile geht es dem kleinen Mädchen – den Umständen entsprechend – sehr gut.
Bastian Vormwald. Bastian Vormwald, © kinderherzen

Schon während der Schwangerschaft war klar: Wenn Sophia zur Welt kommt, muss sie operiert werden. Durch die Experten der Kinderherzstation der Uniklinik Bonn kann das Leben des kleinen Mädchens gerettet werden. Nun will Sophias Großvater etwas zurückgeben und sammelt mit seiner Bikepacking-Tour Spenden für den Verein Kinderherzen – Fördergemeinschaft Deutsche Kinderherzzentren. „Ich wusste gar nicht, dass Kinder mit halben Herzen auf die Welt kommen und überleben können – es ist unglaublich, was da geleistet wird und was dank der Forschung mittlerweile möglich ist“, sagt Rainer Bomm. „Ohne die Forschung würde meine Enkelin heute nicht mehr leben.“

Aber zurück zum Anfang: Die Tour habe sich der 61-Jährige ohnehin vorgenommen – an verschiedenen Triathlons und Marathons auf der ganzen Welt hat Bomm bereits teilgenommen, eine Bikepacking-Tour, wie die nun anstehende, machte er bereits durch Italien mit einem Freund. Diese ging vier Wochen lang. „Ich mache seit bestimmt 25 Jahren Sport, habe bestimmt schon an über 200 Triathlons teilgenommen“, sagt er. „Ich wollte schon immer eine lange Tour machen, ganz ohne Wettkampfcharakter“, erklärt der sportbegeisterte Weitersburger. „Und dann kam ich schon vor Jahren auf die Idee vom nördlichsten Punkt Europas zum südlichsten Punkt zu fahren.“

Herzensangelegenheit der Familie

Nun soll es also soweit sein: Ende Mai – wahrscheinlich am 27. oder 28. – geht es los, Ende August will Bomm ankommen. Jeden Tag müsse er mindestens 70 Kilometer fahren, um sein Ziel in dieser Zeit zu erreichen, das hat er sich so ausgerechnet. „Für jeden, der viel Sport macht, hören sich 70 Kilometer pro Tag vielleicht nicht viel an. Wenn am Nordkap aber zum Beispiel noch Schnee liegt, könnte das auch schon eine Herausforderung sein.“ Als Extremsportler bezeichnet er sich aber nicht. „Extrem sind, glaube ich, Andere.“

Die Idee, dass die Fahrt, die er sich ja ohnehin vorgenommen hat, mit einem guten Zweck verbunden werden könnte, kam von Bomms Töchtern. Eine davon ist Sophias Mutter, Judith Becher. „Wir haben überlegt, was man zurückgeben kann“, erklärt Becher. „Bedingt durch mein Kind, hatte ich den Verein Kinderherzen im Kopf, meine Schwester kam dann auf die Idee, die Spendenaktion mit der Tour unserer Vaters zu kombinieren.“ Während der Fahrt wird Bomm Fotos und Videos an seine Töchter schicken – die werden das Material dann für Instagram und Facebook aufbereiten. „Ich selbst wäre da vermutlich nicht drauf gekommen, dass ich die Tour für so eine Spendenaktion nutzen kann“, gesteht Bomm.

Rainer radelt für Kinderherzen
In den sozialen Netzwerken halten Bomms Töchter die Follower über die Abenteuer des Vaters auf dem Laufenden.
Sascha Ditscher

Fragt man Rainer Bomm, wie er sich in der Zeit zwischen der Diagnose und der Entlassung der kleinen Sophia aus der Klinik gefühlt hat, antwortet er: „Das war natürlich eine angespannte Situation für die ganze Familie. An Training für meine Fahrt war da dann auch nicht zu denken.“ Stattdessen steckte er seine Energie in die Sanierungsarbeiten für das Haus in Weitersburg, in das die kleine Sophia und ihre Familie einziehen sollten. „Mein Vater ist ein sehr emotionaler Typ, er ist bei allem mit Leib und Seele dabei“, berichtet Tochter Judith. „Die Haussanierung war für ihn, glaube ich, ein gutes Ventil, um mit den Sorgen umzugehen. Ich bin ihm, meinem Schwager und meinem Schwiegervater sehr dankbar für alles, was sie in dieser Zeit auf die Beine gestellt haben.“

Während seiner Fahrt wird Bomm nur das zur Verfügung stehen, was in den kleinen Fahrradanhänger passt, oder – wenn es um Essen und Trinken geht – was er auf der Strecke besorgen kann. Schlafen wird er in seinem Zelt. Strom für Handy und das Navigationsgerät erhält er von der kleinen Solarzelle auf dem Anhänger.

Engagement als Inspiration

Das Schlafen in der Wildnis scheint ihm wenig Sorgen zu machen, auch sonst wirkt Rainer Bomm bei dem Gespräch mit der Rhein-Zeitung, gelassen und motiviert. Seine Frau Andrea und auch Tochter Judith machen sich zwar Sorgen, unterstützen Rainer Bomm aber in seinem Abenteuer. „Was mein Vater jetzt macht ist ja eine Inspiration, auch für mich“, sagt Judith Becher. Auch wenn sie, oder Mutter Andrea, nicht auf eine solche Expedition aufbrechen würden.

Rainer Bomms Abenteuer werden auf Instagram-Account „rainerradeltfuerkinderherzen“ oder auf der Facebookseite „Rainer radelt für Kinderherzen“ dokumentiert. Weitere Informationen zur Spendenaktion für Kinderherzen gib es unter dem Link www.ku-rz.de/kinherz .

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