Gesundheit Klinikum Mittelrhein zeigt bei Woche der Wiederbelebung, wie einfach Reanimation ist
Prüfen, rufen, drücken: Jeder kann Leben retten

Der größte Fehler ist, im Notfall nichts zu tun. Bei der Woche der Wiederbelebung können Interessierte an Puppen ausprobieren, wie einfach eine Herzdruckmassage funktioniert. 

dpa

Koblenz. Jeder kann es, niemand macht etwas falsch: Wiederbelebungsmaßnahmen retten Leben. Doch nur sehr wenige Deutsche leisten Erste Hilfe und wagen sich im Notfall an eine Reanimation. Dabei sind gerade die ersten Minuten nach einem Herzstillstand entscheidend. Rund 10.000 Menschen sterben nach Schätzungen im Jahr, obwohl sie bei einem schnellen Eingreifen hätten gerettet werden können. Im Rahmen der Kampagne „100 pro Reanimation“ zeigt das Gemeinschaftsklinikum (GK) Mittelrhein ab Donnerstag im Forum Mittelrhein, dass jedermann über lebensrettende Fähigkeiten verfügt, und wie wichtig schnelle Hilfe für Betroffene ist.

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Der größte Fehler ist, im Notfall nichts zu tun. Bei der Woche der Wiederbelebung können Interessierte an Puppen ausprobieren, wie einfach eine Herzdruckmassage funktioniert. 

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„Prüfen, rufen, drücken“, lautet die Devise im Notfall. Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht, gilt es, zunächst zu prüfen, ob sie noch reagiert und atmet. Danach sollte unter der Nummer 112 der Rettungsdienst gerufen werden. „Dann fest und schnell mindestens 100-mal pro Minute in der Mitte des Brustbeins drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft“, erklärt Jens Schwietring die Herzdruckmassage. Der Leiter der Rettungs- und Notfallmedizin betont, dass Befürchtungen, dem Patienten zu schaden, überflüssig sind: „Laien können dabei nichts falsch machen. Der größte Fehler ist, nichts zu tun“. Sobald das Herz stillsteht, tickt die Uhr: Pro Minute, die bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, reduziert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent. Je länger kein Blut durch den Körper zirkuliert, desto mehr Schaden nimmt das Gehirn. „Nur, wenn die ersten Minuten sinnvoll überbrückt werden können, hat der Betroffene eine Chance, mit geringen neurologischen Defiziten zu überleben“, erklärt Schwietring. So seien Patienten nach einem Herzstillstand künftig eventuell weniger belastbar oder wesensverändert, könnten aber nach wie vor am Leben teilnehmen. Ohne Erste Hilfe sterben viele oder haben gravierende Defizite, bleiben im Koma oder werden zum Pflegefall. Doch nur 15 Prozent der Deutschen starten laut einer Erhebung des Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie (DGAI) in Notsituationen überhaupt einen Wiederbelebungsversuch. Im EU-weiten Vergleich schneiden die Deutschen damit alarmierend schlecht ab. „Ziel der Kampagne ist es, zu vermitteln, dass Laien die Richtigen sind, um das Zeitfenster zu überbrücken und dafür zu sorgen, dass das Gehirn weiterhin so durchblutet wird, dass der Betroffene möglichst ohne Defizite überlebt“, sagt der Mediziner. In bis zur Hälfte der Fälle könnte mit der sofort eingeleiteten Herzdruckmassage die Rückkehr des Spontankreislaufs erreicht werden, die Überlebensrate damit also verdoppelt werden.

Jens Schwietring, Leiter der Rettungs- und Notfallmedizin am GK Mittelrhein, wirbt mit der Aktion „100 pro Reanimation“ dafür, dass jedermann zum Lebensretter werden kann. 

Katharina Demleitner

Um Wissen und Wichtigkeit der Maßnahmen zur Wiederbelebung zu transportieren, hat die DGAI mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten die Kampagne „100 pro Reanimation“ ins Leben gerufen. Studien zeigen, dass die Aktion wirkt: Die Zahlen, in denen Laien eine Reanimation begonnen haben, steigen, seit es Informationen gibt. „Ich will ja, dass ich gerettet werde, wenn ich in eine Notfallsituation gerate, und wenn Leute besser informiert sind, haben sie weniger Angst und sind eher bereit zu helfen“, betont Schwietring, der sich dafür einsetzt, dass Erste Hilfe zum Unterrichtsfach an Schulen wird. Im Rahmen von „100 pro Reanimation“ bietet das GK Mittelrhein an seinem Stand im Forum Mittelrhein neben jeder Menge Informationen und Beratung auch die Gelegenheit, ganz praktisch auszuprobieren, wie die Herzdruckmassage funktioniert. An Puppen in verschiedenen Größen kann sich jeder davon überzeugen, wie einfach das geht. Mitarbeiter des Klinikums stehen für Fragen zur Verfügung, damit künftig auch in Deutschland die Überlebensrate bei einem Herzstillstand durch optimale Laienreanimation deutlich verbessert werden kann.

Im Rahmen der Aktionswoche „100 pro Reanimation“ informiert das GK Mittelrhein von Donnerstag, 21., bis Samstag, 23. September, jeweils von 10 bis 19 Uhr im Forum Mittelrhein zu Wiederbelebungsmaßnahmen und leitet Reanimationen an. Weitere Infos zur Kampagne und zur Herzdruckmassage gibt es unter www.einlebenretten.de

Von unserer Mitarbeiterin Katharina Demleitner

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