Die weißen Planen schirmen den Platz, auf dem die Wohnmobile stehen, gegen die Straße ab.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider
„Lovemobilepark“ steht in roten Buchstaben auf der weißen Plane, die das Grundstück an der Schönbornsluster Straße abschirmt. Hinter dem Sichtschutz verborgen liegt ein gepflasterter Platz. Acht Wohnwagen und Wohnmobile stehen hier im Moment, das Gelände reicht sicher für mindestens doppelt so viele.
Es hat eine Weile gedauert, bis die „dreiköpfige Investorengruppe“, wie sie sich selbst nennt, die Genehmigung der Stadt bekommen hat. Doch jetzt ist es so weit: Am Freitag wird der Platz eröffnet, auf dem Frauen in Wohnwagen der Prostitution nachgehen können. Teils in eigenen Wagen, teils in welchen, die die Betreiber aufstellen und tageweise vermieten, sagt einer der drei Platzbetreiber. Ihre Namen wollen sie alle nicht nennen, das tue nichts zur Sache. „Uns geht es nur darum, dass das Geschäft sauber läuft.“
Sauber, das bedeutet in diesem Fall vor allem: keine Frauen, die gezwungen werden, sich zu prostituieren. Und hygienische und sichere Arbeitsbedingungen. Dazu gehört ein Toiletten- und Duschcontainer, der am Rand des Platzes steht. Ein kleiner Aufenthaltsbereich mit Getränke- und Kaffeeautomaten soll folgen, kleine Blumentöpfe und Sonnenschirme werden gerade aufgestellt, Mülleimer stehen an der Seite. Sogenannte Verrichtungsboxen, in die Frauen vom Straßenstrich mit ihren Kunden in deren Autos fahren, sind nicht geplant. „Das sind meist so ganz junge Frauen, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie das meistens nicht freiwillig machen“, sagt einer der Betreiber. „Das unterstützen wir nicht.“
Die weißen Planen schirmen den Platz gegen die Straße ab.
Für die Sicherheit auf dem Platz wollen die Investoren zunächst selbst sorgen. „Das muss jetzt erst einmal anlaufen“, sagt einer von ihnen, der nach eigenen Angaben schon Jahrzehnte Erfahrung im Gewerbe hat. Die Kompagnons ergänzten sich hervorragend, fügt er hinzu: Ein weiterer habe ebenfalls große Erfahrung im Vermietungsgeschäft, der andere mit Finanzen.
Die Idee, einen solchen Platz aufzumachen, hatten die Betreiber schnell, nachdem klar war, dass der Wohnwagenstrich hinter dem ehemaligen Bahr zu Ende des Jahres 2014 aufgelöst würde. Doch die Stadt erteilte zunächst keine Baugenehmigung, erst kürzlich und auch erst, nachdem die Betreiber Widerspruch gegen die Ablehnung eingelegt hatten. Auf dem Platz an der Schönbornsluster Straße war früher ein Autoverwerter, berichtet einer der neuen Investoren. Der Platz musste gepflastert werden – „trapezförmig, damit die Damen nicht in den Pfützen stehen“. Für das abfließende Regenwasser mussten Sickermulden angelegt werden. „Hier gab es ja nichts, kein Wasser, kein Strom“, sagen die neuen Betreiber des Lovemobileparks. Wie viel sie investiert haben, wollen sie nicht nennen. „Aber ein gutes Einfamilienhaus hätte man da schon für gekriegt.“
Die weißen Planen schirmen den Platz, auf dem die Wohnmobile stehen, gegen die Straße ab.
Auch über die Mietkosten, die die Prostituierten bei ihnen zahlen müssen, wird nicht gesprochen. Natürlich wollen die drei Männer perspektivisch mit dem Platz Geld verdienen, sagen sie. Aber es gehe ihnen auch darum, „dass die Frauen nicht mehr schutzlos mitten im Wald stehen“, sagt einer.
Bereits eine Woche nach der Räumung des Wohnmobil-Strichs, im Januar 2015, hatte übrigens Bordell-Besitzer Timo Schneider auf dem Parkplatz seines „Oasis“ ebenfalls Wohnmobile zur Vermietung aufgestellt. Der neue Platz liegt in unmittelbarer Nähe. Durchaus gewollt, sagt einer der neuen Geschäftsleute: Wenn in der Stadt ein Juwelier ist und ein anderer in der Nähe aufmacht, dann haben die Kunden ja auch mehr Auswahl, so zieht er den Vergleich.
Christine Bangert von der Prostituierten-Beratungsstelle Roxanne kann den Platz noch nicht beurteilen, begrüßt ihn aber grundsätzlich – wenn die Mietkosten angemessen sind. Die besseren und sichereren Arbeitsbedingungen jedenfalls seien erst mal positiv zu bewerten. Roxanne erhält auch jederzeit Zugang zum Platz, versichern die Betreiber.