Studierende haben Angebot für Kinder aus psychisch belasteten Familien entwickelt
Projekt der Uni Koblenz: Gruppe Nepomuk nimmt Kinder an die Hand
Diese Koblenzer Studierenden haben zusammen mit der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Anne-Kathrin Bohrer die Kindergruppe Nepomuk gegründet. Foto: Studierendengruppe Nepomuk

Koblenz. „Nepomuk“ – auf den ersten Blick erinnert das an den kleinen Halbdrachen Nepomuk aus dem Jim-Knopf-Universum, der sich mit seinen Sorgen alleingelassen fühlt. Ähnlich wie dem fiktiven Halbdrachen geht es vielen Kindern aus psychisch belasteten Familien. Eine psychische Erkrankung eines Elternteils führt häufig zu großen Herausforderungen für die gesamte Familie.

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Anne-Kathrin Bohrer, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, erklärt: „Betroffene Kinder haben vielfach Schuldgefühle, Sorgen sowie Ängste und bemühen sich energisch und aufopfernd, damit es Mama oder Papa endlich wieder besser geht.“ Um Kinder in dieser herausfordernden familiären Situation zu unterstützen, haben 21 Studierende der Universität Koblenz im Rahmen eines Praxisprojektes gemeinsam mit Anne-Kathrin Bohrer die Kindergruppe Nepomuk gegründet.

Das wöchentliche Gruppenangebot richtet sich an Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Die Studentin Rebecca Leyendecker erklärt, warum das Projekt so wichtig ist: „In Koblenz gibt es bislang noch kein niedrigschwelliges Angebot für Kinder aus psychisch belasteten Familiensystemen.“ Viele Kinder könnten gar nicht verstehen, was mit ihren Eltern los ist, und übernehmen durch deren Zustand viel mehr Verantwortung, als sie sollten. Dadurch kommen eigene Entwicklungen häufig zu kurz.

Während der Treffen wollen die Studierenden den Kindern vermitteln, dass sie nicht alleine sind und auch andere Kinder davon betroffen sind. Rebecca Leyendecker berichtet: „Es soll für die Kinder eine Entlastung im Alltag sein, sie sollen mehr Kontakt zu Gleichaltrigen haben, die aus ähnlichen Verhältnissen kommen, und sie sollen für die Krankheiten der Eltern sensibilisiert werden.“ Erreichen wollen die Studierenden das mit spielerischen und kreativen Einheiten. Dazu gehören unter anderem das Basteln und Spiele zum Thema. Mit Sensibilisierung lassen sich laut Anne-Kathrin Bohrer nachweislich die Schuldgefühle der Kinder abbauen.

Die Studierendengruppe plant bereits seit Oktober gemeinsam mit der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Anne-Kathrin Bohrer, wie sie das Vorhaben umsetzen können. „Eigentlich war unser Plan, direkt zu starten“, so Rebecca Leyendecker. Neben den Umständen durch die Pandemie erschwerten Aspekte wie die Finanzierung die Realisierung der Kindergruppe Nepomuk. Aktuell wird das Projekt lediglich durch Spenden einzelner Privatpersonen finanziert, sodass das Budget übersichtlich ist und jede Anschaffung mehrfach überdacht werden muss.

„Es gibt aber auch viel Zuspruch und nette Kooperationen“, erklärt Leyendecker. So habe sich das Bürgerzentrum in Lützel sofort bereit erklärt, die Idee zu unterstützen, sodass die Kindergruppe Nepomuk vorerst in dessen Räumlichkeiten stattfinden kann. Doch selbst die kleinen und großen Herausforderungen der Projektarbeit ändern nichts an der Motivation der Studierendengruppe. Rebecca Leyendecker stellt fest: „Es war einfach superspannend, etwas Neues und gleichzeitig so Wichtiges ins Leben zu rufen. Wir freuen uns schon sehr, wenn es endlich losgehen kann.“

Die Kindergruppe Nepomuk findet immer montags von 16 bis 18 Uhr im Bürgerzentrum Lützel statt. Mehr Informationen und Anmeldung unter:www.kindergruppe- nepomuk.de

Von unserer Mitarbeiterin Annika Wilhelm

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