Teilnehmer des "Global Game Jam" stellen sich ganz besonderer Herausforderung
Programmieren unter Zeitdruck: Gaming-Fans entwickeln beim „Global Game Jam“ in Koblenz Spiel in 48 Stunden
Global Game Jam in Koblenz
Beim „Global Game Jam“ haben die Teilnehmer ein Ziel: innerhalb von 48 Stunden ein neues Spiel entwickeln. In Koblenz wird die Veranstaltung vom Entwicklerstudio Binary Impact bereits zum siebten Mal organisiert.
Sascha Ditscher

Nur 48 Stunden Zeit haben Gaming-Liebhaber beim "Global Game Jam", um ein ganz neues Videospiel zu entwickeln. Die Veranstaltung findet überall auf der Welt zur gleichen Zeit statt. Für die Koblenzer Variante hat das Entwicklerstudio Binary Impact ins TechnologieZentrum Koblenz geladen, um Spieleentwicklern aus der Region eine ganz besondere Herausforderung zu bieten.

Global Game Jam in Koblenz
Beim „Global Game Jam“ haben die Teilnehmer ein Ziel: innerhalb von 48 Stunden ein neues Spiel entwickeln. In Koblenz wird die Veranstaltung vom Entwicklerstudio Binary Impact bereits zum siebten Mal organisiert.
Sascha Ditscher

Thomas stützt den Kopf auf seine Hände. Auf seinem Zeichenpad zieht der Wuppertaler, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung sehen will, mit dem Stift einen virtuellen Scheinwerfer umher. Doch die Lichtstrahlen fallen nicht so, wie er es gerne hätte. Plötzlich wird alles dunkel. „Na toll, jetzt geht gar nichts mehr“, teilt er resigniert mit. Sein Sitznachbar Mike Voss überlegt: „Die Intensität ist wahrscheinlich nicht hoch genug.“ Aber auch das bringt nichts. Jetzt kann nur noch einer helfen: Teamkollege Kevin Setiono. Dieser wirft einen schnellen Blick auf das Programm und kann den entscheidenden Tipp geben. Schon geht das „Jammen“ weiter.

Im TechnologieZentrum Koblenz haben sich am Wochenende Spielefans getroffen, um sich beim „Global Game Jam“ einer ganz besonderen Herausforderung zu stellen. Das Entwicklerstudio Binary Impact aus dem Westerwald hat zu dem Koblenzer Event eingeladen. Viele der rund 35 Teilnehmer sind schwarz gekleidet, auf den Tischen stehen Energydrinks und Chips. Ihre Aufgabe: In 48 Stunden gemeinsam ein Spiel entwickeln.

Für manche, wie den 48-jährigen Voss, ist es das erste Mal, andere sind schon beim ersten Event vor sieben Jahren dabei gewesen. Viele sind zusammen zum „Global Game Jam“ gekommen, so auch die drei Softwareentwickler aus Nordrhein-Westfalen. Am Freitagnachmittag machen sie sich nach einer Vorstellungsrunde und Präsentationen ans Eingemachte.

Künstliche Intelligenz als Hilfe

Die drei kritzeln sofort eine Idee zum diesjährige Motto des Events, „Make me laugh“ („Bring mich zum Lachen“), auf einen Block. Bei ihrem Game sollen mehrere Spieler zeitgleich um die Gunst eines Königs buhlen. Dafür sollen sie die Emotion erraten, die auf einem Bildschirm im Videospiel angezeigt werden sollen. Ist zum Beispiel eine weinende Person zu sehen, muss eine bestimmte Taste auf der Konsole gedrückt werden, der die Emotion „traurig“ zugeteilt ist. Wer das am schnellsten schafft, bekommt die meisten Punkte.

So weit die Idee. Aber wie setzt man diese in ein echtes Videospiel um? Hierfür teilen sich die drei Teilnehmer ganz „organisch“ auf: „Jeder hat seine Schwächen und seine Stärken. Kevin zum Beispiel ist aber ein Allrounder, der kann alles“, findet der Wuppertaler.

Setiono prescht auch blitzschnell vor: Innerhalb kürzester Zeit zaubert der 37-Jährige aus Köln schon einen digitalen Bildschirm und tüftelt an den Bildern, die dort angezeigt werden sollen. Dafür greift er in eine Trickkiste: Die Bilder lässt er von einer Künstlichen Intelligenz generieren. „Dann müssen wir uns nicht um das Urheberrecht kümmern. Schließlich muss das Spiel am Ende 'open source' sein, also für alle kostenlos zugänglich.“

Oft passiert dann doch noch was, was viel Zeit kostet.

Thomas, Softwareentwickler aus Wuppertal

Für die Emotion „verliebt“ gibt Setiono in die Suchleiste „love“ ein. Damit ist Voss aber nicht so ganz zufrieden. „Probier lieber 'cute'“, schlägt er vor. Daraufhin spukt das Programm ein Bild einer verliebt wirkenden Frau heraus. „Perfekt“, finden die beiden.

Der Softwareentwickler aus Wuppertal baut währenddessen auf seinem Zeichenpad eine virtuelle Bühne. Bei seinem Sitznachbarn Voss laufen dann alle Fäden zusammen. Der 48-Jährige schreibt den Code, der das Spiel zum Laufen bringen soll. Damit es glatt läuft, darf man sich für die Zeit bloß nicht zu viel vornehmen, findet Thomas: „Oft passiert dann doch noch was, was viel Zeit kostet.“ Wie zum Beispiel die Sache mit dem Scheinwerfer.

Manche tüfteln die ganze Nacht an ihrem Spiel

Einige der Teilnehmer arbeiten die Nacht durch, um rechtzeitig fertig zu sein, aber nicht alle. „Mike und ich sind schon alt, wir haben uns lieber ein Hotelzimmer in einem Weinhof genommen“, erzählt Thomas lachend.

Am Sonntagabend zeigen sich die drei zufrieden. Sie seien sogar eine Stunde vor Abgabe schon fertig gewesen. „Das war eine Punktlandung“, berichtet Setiono. „Natürlich hätten wir noch endlos daran arbeiten können, aber wir haben uns realistische Meilensteine gesetzt, die wir dann erreicht haben.“ Mit dem Event seien die drei zufrieden, kommen nächstes Jahr „auf jeden Fall“ wieder.

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