Es ist wie eine kleine Schule innerhalb der Grundschule auf der Pfaffendorfer Höhe, was in diesem Raum passiert. Jeden Vormittag arbeitet Petra Werner, die früher als Turn-Übungsleiterin in der Ganztagsschule mitgearbeitet hat, zwei Stunden mit einer kleinen, festen Gruppe. Es sind Erst- bis Drittklässler, bei allen ist die Muttersprache nicht Deutsch, und sie brauchen Unterstützung. Schulleiterin Esther Rube ist glücklich, dass es die privat finanzierte Maßnahme gibt: Viele Familien auf der Pfaffendorfer Höhe haben einen Fluchthintergrund, und die Eltern sind oftmals kaum in der Lage, ihre Kinder vor allem sprachlich zu unterstützen. Natürlich werden sie im normalen Unterricht gefördert, wo immer das geht, aber die Schere zwischen den Kindern klafft schnell weit auseinander. Corona macht vieles noch schwieriger. Und je mehr Zeit vergeht, umso schlimmer.
Wenn man nicht interveniert. Zwei Honorarkräfte können im Moment aus der privat von Sabine Brunke vom Integrationsfachdienst der Malteser gestarteten Aktion finanziert werden: Petra Werner arbeitet jeden Tag mit der kleinen Gruppe, Janine Riebel ist freitags für vier Stunden da und kümmert sich um einzelne Kinder, mal auch um zwei oder drei. Gerade hat sie mit dem neunjährigen Elyas ein Spiel rund um Uhrzeiten angeschaut, jetzt schreibt der Junge ein kurzes Gedicht ab. „Wir gucken immer, was im Unterricht ansteht, ergänzen das Gelernte“, sagt Riebel. Der Lehrer gibt Hinweise, was vertieft werden müsste – aber die Pädagogin kann die Kinder auch selbst gut einschätzen. „Kontinuität ist wichtig“, sagt sie, die Erwachsenen und Kinder haben eine Beziehung aufgebaut. Ohne die geht es nicht.
Elyas spricht schon sehr gut Deutsch. „Sprachförderung ist doch wirklich der Schlüssel zur Teilhabe“, sagt Janine Riebel. „Das müsste es noch viel mehr geben.“ Das sehen auch Schulleiterin Esther Rube und Sabine Brunke von den Maltesern so: „Der Bedarf wäre viel größer.“ Und das nicht nur in Corona-Zeiten, die die Situation aber noch mal extrem verstärken. „Da gibt es drei Kinder in einer Familie, aber ein Handy, das sie sich an den Online-Tagen teilen müssen. Wie soll das gehen?“ Viele der Kinder aus den Flüchtlingsfamilien gehen deshalb in die Notbetreuung. „Da hilft uns die Sprachförderung auch extrem, weil die Gruppe sonst so groß ist.“
Die Kinder in der Gruppe bei Petra Werner haben unterdessen das Alphabet durch. Das größte Problem war der Qualm. Dieses Wort haben sie noch nie gehört. „So was wie Rauch“, sagt einer achselzuckend. Jetzt dürfen sie ein wenig spielen, Skip-Bo und Uno stehen hoch im Kurs. Und auch im Spiel achtet Petra Werner freundlich darauf, dass richtig gesprochen wird. „Es ist eine solche Freude“, sagt sie im Gespräch mit der RZ. Die Kinder machen enorme Fortschritte. „Ein Mädchen konnte kaum lesen. Als wir angefangen haben, hatte sie außerdem große Probleme mit der Grammatik, und jetzt läuft es so gut.“ Zu sehen, wie die Kinder immer besser klarkommen und wie stolz und froh sie selbst damit sind, das ist einfach so schön, sagt Petra Werner. Dass sie einen Teil dazu beitragen kann, gibt ihr ein gutes Gefühl.