Nun wagen die Grünen einen neuen Vorstoß. Sie argumentieren damit, dass der Weg eine Lücke im Radverkehrsnetz der gesamten Region schließen würde, weisen auf die vielen Fahrradpendler zwischen Westerwald und Rhein hin – und hoffen aus Geld aus Landestöpfen.
Seit Jahrzehnten ist er immer wieder im Gespräch. Bürger und Kommunalpolitiker setzten sich für ihn ein. Konzepte wurden geschrieben. Passiert ist aber noch nichts. Die Rede ist von einem direkten Radweg zwischen Vallendar und Höhr-Grenzhausen. Nun nehmen die Grünen in den Kommunen erneut Anlauf, oder besser: Sie schwingen sich auf's Zweirad. Am Samstag, 25. März, wollen sie sich mit einer Fahrraddemo und einer Podiumsdiskussion für den Radwegebau entlang der Landesstraße 308 einsetzen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema und geben einen Zwischenstand.
1 Warum wird ein Fahrradweg zwischen Vallendar und Höhr-Grenzhausen benötigt? Wer bislang per (E)-Bike von Vallendar nach Höhr-Grenzhausen will, der muss größere Umwege in Kauf nehmen, auf alten Wirtschaftswegen oder über die Landesstraße 308 fahren. Besonders letzteres ist nicht zu empfehlen, die Straße ist eng, kurvig, hat Schlaglöcher. „Das traut sich kaum ein Radfahrer“, sagt Fred Pretz (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vallendar, und lässt durchblicken, dass er die Landesstraße Fahrradfahrern nicht empfiehlt.
Gleichzeitig sind die Anbindungen ans übergeordnete Radwegenetz am Rhein (von Vallendar aus ) und in den Westerwald (von Höhr-Grenzhausen aus) gut. Einen Radweg zwischen den Kommunen zu schaffen, würde nicht nur den Radfahrern zwischen den Gemeinden helfen, er wäre, so die Pro-Argumente, ein regelrechter Lückenschluss im Radwegenetz. Der Bedarf sei riesig, sagt Herbert Brockmann von den Grünen in Höhr-Grenzhausen. Er weist darauf hin, dass es viele Pendler gebe, die etwa aus dem Westerwald an den Rhein zum Arbeiten fahren – auch Studenten seien in beide Richtungen unterwegs. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM), der für den Bau in die Pflicht genommen werden soll, ist indes zurückhaltender.
Es fehlten für noch nicht gebaute Radwegeverbindungen oft Nutzerdaten und Prognosen. Indes: „Sofern eine separate gesicherte Radverkehrsführung angeboten wird, steigen in der Regel auch die Nutzerzahlen“, sagt Pressesprecherin Birgit Tegeder. Insofern verstehe der LBM die Schaffung von Radverkehrsinfrastruktur in der Regel als „Angebotsplanung“.
2 Warum gibt es den Fahrradweg zwischen Vallendar und Höhr-Grenzhausen noch nicht? Die Kommunalpolitik und Rad fahrende Bürger sind sich zumeist einig: Der Radweg würde sehr viel Sinn ergeben. Warum es ihn noch nicht gibt? Das liegt vor allem am Geld. Nach Kostenschätzungen (Stand: 2020) würden allein die gut vier außerörtlichen Kilometer Radweg rund 2,8 Millionen Euro verschlingen. Dafür gab es in der Vergangenheit keine Mittel vom Land und keine Planung vom Landesbetrieb Mobilität, obwohl der Weg zwischenzeitlich bereits als „grundsätzlich förderfähig“ eingestuft worden war.
Komplexer wurde die Lage in der Vergangenheit dadurch, dass noch einige Grundstücksfragen zu klären sind, und ein großer Teil des Weges über Weitersburger Gemarkung führt – obwohl die Weitersburger selbst wenig direkten Nutzen von dem Radweg hätten. Nicht zuletzt müsste der Radweg auch direkt in Vallendar und Höhr-Grenzhausen angeschlossen und ausgebaut werden. Für das alles ließen sich hoffentlich Lösungen finden, ist immer wieder aus der Kommunalpolitik zu hören – sofern die Finanzierung für das große Stück Weg zwischen den Kommunen stünde.
Die L 308 von Höhr-Grenzhausen nach Vallendar verläuft wunderbar durch den Wald und verbindet quasi den Westerwald mit einem Seitenarm des Rheins und Koblenz. Doch sie ist kurvenreich, eng und schlecht ausgebaut, weshalb sie für Fahrradfahrer nicht ungefährlich ist.Von Höhr-Grenzhausen nach Vallendar: Radweg soll Westerwald mit Rhein verbinden
3 Wie genau würde der Fahrradweg aussehen? Der Weg würde voraussichtlich entlang des Wirtschaftsweges gebaut werden, der in Teilen am Ferbach und der Landesstraße 308 zwischen Vallendar und Höhr-Grenzhausen verläuft. Er wäre so gestaltet, dass die Steigungen für Radfahrer gut zu bewältigen sind.
Der mögliche Wegeverlauf ist bereits – etwa im Rahmen einer Machbarkeitsstudie – intensiv diskutiert worden. Es bräuchte noch eine Planung und bauliche Details wären zu klären. „Als Grüne können wir natürlich schlecht sagen, wir asphaltieren da jetzt alles zu“, betont hierzu Norbert Scheidweiler, Geschäftsführer des Grünen Ortsverbandes in der VG Vallendar. Er könne sich wasserdurchlässige moderne Baustoffe vorstellen, betont er. Und ergänzt: „Ein ausgebauter Weg an dieser Stelle käme Radfahrern wie auch Wanderern zu Gute“.
4 Wo sehen die Grünen jetzt eine Chance? Die Grünen und andere Fahrradwegbefürworter hoffen, dass es nun ein Zeitfenster gibt, um den Weg doch noch umzusetzen.Vom LBM, Träger der Baulast der Landesstraße 308 und mit für den Ausbau des übergreifenden Radwegenetzes verantwortlich, heißt es zwar, die Verbindung zwischen Höhr-Grenzhausen und Vallendar sei „weder im Großräumigen Radwegenetz des Landes noch im Investitionsplan Landesstraßen enthalten“. Es gebe aktuell keinen konkreten Auftrag, sich mit einer Verbindung auseinander zu setzen, so Sprecherin Tegeder.
Demo und Podiumsdiskussion
Der Fahrradaktionstag der Grünen beginnt am Samstag, 25. März, um 10 Uhr, mit einer Kundgebung am Willy-Brandt-Ufer in Vallendar. Um 10.30 Uhr startet dort die eigentliche Fahrraddemo. Sie führt von Vallendar nach Höhr-Grenzhausen, der Einstieg ist auch um 11.15 Uhr an der Kläranlage/Ferbach Kirschgrund möglich. Um 12.15 Uhr beginnt am Laiguegliaplatz Höhr-Grenzhausen die Podiumsdiskussion.
„Alltagstauglicher Radverkehr“. Die Ministerinnen Daniela Schmitt (FDP) und Katrin Eder (Grüne) mussten absagen, Vertreter von Ministerien, Kommunen, Kreis, LBM und ADFC sind aber dabei.
Die Vertreter der Grünen setzen aber darauf, dass für die Verbindung nun doch noch Landesmittel aus dem Bauprogramm Radwegenetz bereit gestellt werden können. Scheidweiler ergänzt, die „Bedarfe“ für Radwegeinvestitionen in den kommenden Jahren müssten bis Juni gemeldet werden. „Wir hoffen, dass wir über die Veranstaltung dafür werben können, den Weg zwischen Vallendar und Höhr-Grenzhausen zu priorisieren“, sagt er. „Ich bin von der Sinnhaftigkeit zu 100 Prozent überzeugt“, betont auch Fred Pretz.