Gegen 19 Uhr steht in Rübenach ein Hubschrauber über Grundschule und Fußballplatz in der Luft. Das Dröhnen der Rotoren ruft Menschen aus ihren Häusern. In den Straßen sind schnell fahrende Polizeiautos unterwegs.
Augenzeugen aus dem örtlichen Fußballverein berichten unserer Reporterin, dass es am Samstag zu einer Schlägerei zwischen Rübenacher und Neuendorfer Jugendlichen gekommen war. Das Treffen fand in der Nähe des Fußballplatzes statt, wo ein Spiel lief.
Da waren keine Fußballer aus Rübenach drunter.
Ein Vorstandsmitglied des FV Rheingold aus Rübenach zur Schlägerei von Samstag
Die Schlägerei verlagerte sich kurz ins Innere der Anlage. „Da waren aber keine Fußballer aus Rübenach drunter“, betont einer aus dem Vorstand des Vereins. Der Platz liege sehr zentral, weshalb die Grünflächen drumherum offenbar als Treffpunkt für die Schlägerei gewählt wurden, sagt ein anderes Vereinsmitglied.
Wie die Polizei am späten Montagabend gegen 21 Uhr mitteilte, waren am frühen Abend mehrere Hinweise auf eine möglicherweise erneute Schlägerei eingegangen. Da die Informationen auch aus sozialen Netzwerken stammten und nichts über Hintergründe bekannt war, fand eine verstärkte Bestreifung in Rübenach statt, heißt es.
Das hat vergangenes Jahr bei der Kirmes angefangen.
Ein junger Erwachsener aus Rübenach
Gegen 18.20 Uhr alarmierten dann Passanten die Polizei, weil sie eine größere Gruppe von 20 bis 30 Personen in Rübenach sahen, die möglicherweise zur Gruppe der Störer gehören könnten. „Daraufhin wurden umgehend Polizeikräfte aus dem Stadtgebiet und den umliegenden Dienststellen zusammengezogen“, teilt die Polizei mit.
Der Stadtteil wurde verstärkt bestreift. Mithilfe des Polizeihubschraubers gelang es laut Polizeibericht, vereinzelt relevanten Personen in Kleingruppen ausfindig zu machen und zu kontrollieren.
Alle relevanten Personen wurden identifiziert und nach Waffen und gefährlichen Gegenständen durchsucht. Zudem sprachen die Polizisten Platzverweise aus.
Unsere Reporterin stand um 19.20 Uhr gerade am Parkplatz vor der Grundschule, als plötzlich ein schwarz gekleideter Jugendlicher im Tanktop quer über den Schulhof rannte: hochgewachsen, braungebrannt und definierte Oberarme. Von einem Seiteneingang und hinten kamen Polizisten auf ihn zu und brachten ihn zu Boden.
Nach Schilderungen einer Augenzeugin aus der Grabenstraße war einige Zeit zuvor eine schwarz gekleidete Person vom Nachbargrundstück über ihr Carport gelaufen, seilte sich an der Regenrinne ab und rannte durch ihren Hof, kletterte über eine Mauer und rannte weg. Ob es derselbe Jugendliche war, ist offen.
Der Gefangene soll nicht aus Rübenach kommen
Der Jugendliche, der gefangen wurde, soll nicht aus dem Ort stammen, berichten mehrere Augenzeugen. „Wir kennen unsere Jugendlichen, auch die drei, vier, die sich hier daneben benehmen und die ganze Scheiße immer anzetteln“, sagt einer. Die Rübenacher, die den jungen Mann sahen, verorten ihn ins Neuendorfer Kreutzchen, sprich: in die Großsiedlung, wo es einige auffällige Jugendliche gibt.
Die Mutter des Gefangenen kam kurze Zeit später ebenfalls zur Schule und machte unsere Reporterin darauf aufmerksam, dass ihr Sohn minderjährig sei.
Der schwere Vandalismus vom vorvergangenen Wochenende in Rübenach hat Folgen – zum einen für die jungen mutmaßlichen Täter, die am Cage-Soccer-Feld randaliert haben, zum anderen für alle, die gern den Schulhof nutzen und mit dem Vandalismus nichts zu tun haben.Vandalismus in Rübenach: Für Stadt und Polizei ist Grenze erreicht
Bevor der zum Endspurt auf den Schulhof rannte, hatte er sich offenbar einen Spaß aus der Verfolgungsjagd mit der Polizei gemacht. Auf Fotos, die unserer Zeitung vorliegen, wirkte er gut gelaunt, lächelte.
Jugendlicher macht vor der Polizei eine Show
Eine Anwohnerin aus der Straße Am Mühlenteich schildert: “Er stand hier auf der Gründfläche hinter den Autos etwa drei vier Minuten, machte Selfies, vielleicht filmte er auch für eine Videostory, lachte in sein Handy, poste vor dem Hubschrauber, der am Himmel stand.„ Vielleicht videotelefonierte er auch, sagt sie.
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Dann sollen die Polizisten sich mit Autos und zu Fuß genähert haben, die zuvor im kleinen Park unterwegs waren. Auf die Augenzeugin wirkte der Jugendliche so, als ob er nur darauf wartete, sich eine Verfolgungsjagd zu liefern, und machte auch davon offenbar Selfies.
In Rübenach geht nun die Sorge um, wie sich diese Rivalitäten unter den verfeindeten Jugendgruppen auf die Kirmes auswirken, die am übernächsten Wochenende stattfindet. Junge Männer, die grad trainieren, und ein solches Gespräch mitbekommen, erzählen: “Das hat vergangenes Jahr bei der Kirmes angefangen." Auch da gab es Auseinandersetzungen mit Neuendorfern. Warum ausgerechnet mit jungen Menschen aus diesem Stadtteil? Achselzucken.
Die sechsköpfige Ermittlungsgruppe „Silvester“, die eingerichtet wurde, um die jüngsten Angriffe auf Rettungskräfte in der Großsiedlung Neuendorf aufzuklären, arbeitet weiter unter Hochdruck. Beim Besuch unserer Zeitung berichtet deren Leiter Peter Röser, wie mühsam und kleinteilig die Auswertung ...Nach Silvesterattacken in Koblenz-Neuendorf: Chefermittler berichtet von Videoauswertung
Einer meint, dass es schon immer so war, dass irgendwelche in Rübenach Stunk suchten, ob aus Neuendorf oder einem anderen Gebiet. Vielleicht aber stecken auch andere Dinge dahinter, etwa ein Schulstreit unter Jugendlichen, der sich immer weiter auswächst und nun eskaliert?
Hinsichtlich der Hintergründe und Akteure laufen weitere Ermittlungen, teilt die Polizei mit. Der Großeinsatz war gegen 20 Uhr weitestgehend beendet, die Polizei zeigt aber weiterhin verstärkt Präsenz an den relevanten Orten.
In Rübenach gab es in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Vandalismus – zuletzt war es so heftig, dass die Polizei eine härtere Gangart ankündigte. Auch in Neuendorf gibt es immer wieder Wellen von Vandalismus und Gewalt. Zuletzt machte der Angriff auf Einsatzkräfte rund um Silvester Schlagzeilen.