Sachbearbeiter können auf Dateien nicht mehr zugreifen - Ermittlungen durch Kriminalpolizei laufen - Motiv noch unklar
Polizei ermittelt: Stadtverwaltung Bendorf wurde Opfer von Cyberangriff
Unter anderem mit diesem Instagram-Post hat die Stadtverwaltung Bendorf über den Cyberangriff informiert.
Screenshot/Instagram

Die Stadtverwaltung Bendorf teilt auf Ihrer Internetseite sowie über ihren Instagramkanal mit, dass sie Opfer eines Cyberangriffs geworden ist. Derzeit seien alle Systeme der Stadtverwaltung heruntergefahren, heißt es.

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Daher könnten aktuell keine E-Mails oder sonstigen Anfragen auf digitalem Weg gelesen oder beantwortet werden. Zudem sei der Bürgerservice stark beeinträchtigt. „Sämtliche EDV-basierte Verfahren können aktuell nur eingeschränkt genutzt werden.“ Mitarbeiter stünden aber telefonisch zur Verfügung, heißt es.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Vallendar habe zwei Notfallarbeitsplätze für Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes und des Standesamtes Bendorf eingerichtet, sagt Theresa Artzdorf, Pressesprecherin der Stadtverwaltung Bendorf. So könnten dringliche Angelegenheiten bearbeitet werden. Termine sollen weiterhin in Bendorf ausgemacht werden. Das Einwohnermeldeamt ist unter Telefon 02622/703-145, -139 oder -273 und das Standesamt unter 02622/703-136 oder -135 erreichbar. Man arbeite mit Hochdruck an der Lösung des Problems. Aufgefallen sei der Angriff direkt am Montagmorgen, als die ersten Sachbearbeiter mit der Arbeit anfangen wollten, heißt es von der IT-Abteilung der Stadtverwaltung. Kollegen konnten nicht auf ihre E-Mails zugreifen und verschiedene Dateien erschienen verschlüsselt. Man habe dann sofort die zuständigen Behörden, wie Polizei, Informationssicherheitsbeauftragten oder das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik alarmiert.

Man gehe davon aus, dass der Angriff in der Nacht von Freitag auf Samstag stattgefunden hat und gezielt von außerhalb der Verwaltung kam. Zwar arbeiten alle verfügbaren Kollegen an der Wiederherstellung der Dateien, dennoch könne man nicht sagen, wann das Problem behoben sei. Derzeit sehe es danach aus, dass das Backup der Dateien nicht betroffen sei, das sei der Strohhalm, an den man sich nun klammere.

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei bestätigen, dass es sich um einen Cyberangriff handelt. Derzeit ermittelt die Kriminaldirektion Koblenz in Zusammenarbeit mit der Polizei Bendorf, auch IT-Ermittler der Kriminaldirektion waren am Montagmorgen vor Ort. Über den Umfang und das Ausmaß des Cyberangriffs verschaffen sich die Ermittler derzeit ein genaues Bild, heißt es von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Koblenz, aus ermittlungstaktischen Gründen können derzeit keine weiteren Angaben gemacht werden. Hypothetisch könnte es sich bei dem Motiv des Angriffs von Datenveränderung, wie dem Ausspähen und Abfangen von Daten, über Datenhehlerei bis hin zu Erpressungsversuchen in Bezug auf die Freischaltung von verschlüsselten Daten, handeln. Ob überhaupt Daten abgeflossen sind, sei derzeit jedoch Gegenstand der Ermittlungen, heißt es von der Pressestelle weiter.

Bendorfs Bürgermeister Christoph Mohr bittet indes um Geduld, noch könne keine Prognose abgegeben werden, wie lang man braucht, um das Problem zu beheben. Einschränkungen werden wohl noch eine Weile zu spüren sein: „Erstes Ziel ist die Sicherheit, sobald wir die Systeme wieder hochfahren“, sagt Mohr. Er bewertet den Fall klar als Angriff. Was die Daten der Bürger anbelangt sei es zu früh, eine gesicherte Aussage zu treffen, dies sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Die Situation sei zwar „wirklich bescheiden“, doch immerhin könnten wichtige Dienstleistungen mithilfe der VG Vallendar weiter angeboten werden. „Zudem sind wir froh, dass die Feuerwehr und der Bereich Wasser und Abwasser nicht betroffen sind.“

Von unserer Redakteurin Stefanie Braun

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