1Wie soll die neue Brücke aussehen? Das Bauwerk wird rund 311 Meter lang, mehr als 25 Meter breit und ist im Wasser auf zwei Pfeilern verankert, zwischen denen ein Abstand von rund 150 Metern besteht. Auf beiden Seiten der Fahrbahn entstehen jeweils getrennte Rad- und Fußwege. Die Radwege werden 2,5 Meter breit, die Gehwege 2,2 Meter, hinzu kommen 0,5 Meter breite Schutzstreifen. Für Autos, Lkw und Busse gibt es vier Fahrspuren mit einer Breite von je 3,25 Metern, zwei führen in die Stadt, zwei hinaus. Auf Nachfrage bestätigt Kai Mifka, dass sich die Kapazität für Pkw nicht erhöhe, für Fußgänger und Radfahrer jedoch „ganz erheblich“.
Eine Frau kritisiert das Geländer der Brücke, weil es Querstreben haben soll. Das sei für Kinder gefährlich, weil sie leicht über das Geländer klettern könnten. Martin Becker, Leiter des Projektbüros, antwortet, dass das Geländer nach innen geneigt sei, was ein Überklettern verhindern soll. Ein Mann fragt, ob für die Fahrbahn „Flüsterasphalt“ verwendet wird, der Abrollgeräusche reduziert. Nein, sagt Mifka, denn der halte nicht so lang und sei zudem eher für höhere Geschwindigkeiten gedacht. Die neue Brücke hat laut Mifka eine Lebensdauer „von weit über Einhundert Jahren“.
2Wie lange wird der Bau dauern? „Es ist nicht nur die Flussbrücke, die erneuert werden muss, sondern es sind in Summe 17 Bauwerke. Deswegen ist das Projekt so teuer und dauert so lang“, betont Mifka. Der Bau gliedert sich in drei Abschnitte: Erstens, die eigentliche Brücke, auch „Strombrücke“ genannt. Zweitens, die „Westrampe“, die den Anschluss zur Innenstadt herstellt. Drittens, der Abschnitt „Rampe Brückenstraße“, der den Neubau der „Ostrampe“ sowie den Ausbau der maroden, nicht befahrbaren „Südrampe“ umfasst. Die beiden Rampen sollen die Brücke mit Pfaffendorf und Ehrenbreitstein verbinden. Die Strombrücke und die Westrampe werden parallel zu den bestehenden Bauwerken errichtet, und erst nach deren Rückbau an die endgültige Position verschoben.
Die Gesamtbauzeit beträgt rund fünf Jahre (geplante Fertigstellung Ende 2027) und gliedert sich wie folgt: 2,5 Jahre dauert der Brückeneubau inklusive des Baus der Ostrampe und des Ausbaus der Südrampe. Der Abbruch der alten Brücke und der Westrampe ist mit einem Jahr und drei Monaten eingeplant. Auch ein Jahr und drei Monate nehmen in Anspruch der Bau der neuen Brückenlager und -pfeiler, die Errichtung der Westrampe, und der Verschub der neuen Brücke an die Position des alten Bauwerks. Die Arbeiten haben im November begonnen, beschränken sich aber bisher auf Vorbereitungen. Der offizielle Spatenstich erfolgt im Januar 2023. In den kommenden Monaten erfolgt zunächst die Suche nach Kampfmitteln und die Einrichtung der Baustelle.
3Was kostet das Projekt? Die Gesamtkosten sind im Verlauf der Planung angestiegen und betragen aktuell rund 181 Millionen Euro. Für die hohe Summe sind laut Mifka verschiedene Faktoren verantwortlich: Allein der Bau parallel zur bestehenden Brücke, mit dem die Einschränkung des Verkehrs minimiert werden soll, lässt sich die Stadt rund 25 Millionen Euro kosten. Auch der Schutz von Artefakten, wie etwa die historischen Bänke und Reliefs, schlagen sich nieder; die Errichtung des Baubüros auf dem Bolzplatz in Pfaffendorf, sagt Mifka, habe zwischen 350.000 und 400.000 Euro gekostet.
Und warum sind die Kosten mit der Zeit gestiegen? „Wir haben es unter anderem mit enormen Preissteigerungen beim Baumaterial zu tun“, sagt Mifka und nennt als Beispiel die Stahlpreise, die allein zwischen Januar und Mai um 26 Prozent gestiegen seien. Die Stadt hat reagiert und die Schwankungen im Vertrag berücksichtigt: „Wenn die Preise steigen, haben die Baufirmen die Sicherheit, dass sie das Geld dafür bekommen. Fallen die Preise, hat die Stadt aber auch das Recht, Geld zurückzuverlangen“, erläutert Mifka. Wegen der Kostensteigerung hofft die Stadt, dass der Anteil des Landes noch steigen wird: „Eine Erhöhung der Landesförderung ist absehbar“, heißt es.
4Welche Einschränkungen des Verkehrs gibt es während der Bauzeit? Abgesehen von den rund sechs Wochen, in denen die neue Brücke auf die Position der alten geschoben wird, soll die Überquerung des Rheins entweder über die neue oder die alte Brücke möglich sein. Während der Neubau entsteht, fließt der Verkehr dreispurig über die alte Brücke. Morgens führen zwei Spuren in die Stadt, abends zwei Spuren hinaus. Für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen ist die Brücke gesperrt. Fuß- und Radverkehr bleibt möglich.
Ist die neue Brücke fertig, wird der Verkehr auf diese umgeleitet. Auch dann läuft der Verkehr auf drei Spuren, die je nach Uhrzeit die Richtung ändern. Die Gewichtsbeschränkung für Lkw entfällt nun, der Neubau ist voll belastbar. Der Fuß- und Radverkehr ist einseitig möglich.
Ich bitte Sie um den notwendigen Langmut und das nötige Verständnis.
David Langners Appell an Koblenzer Bürger
Während der sechswöchigen Vollsperrung muss der motorisierte Verkehr – auch Busse – auf die Südbrücke ausweichen, der Fuß- und Radverkehr auf die Horchheimer Eisenbahnbrücke, deren Geh- und Radweg bis dahin ausgebaut sein soll. Mehr Fährfahrten oder eine gesonderte Nutzung der Seilbahn sind laut Mifka nicht vorgesehen. Für Rettungsfahrzeuge, die über den Rhein müssen, erarbeite man ein Konzept.
Zudem wichtig: Die Rheinanlagen um die Baustelle herum werden während des Baus an beiden Ufern für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Der Verkehr auf der Emser Straße soll durchgehend möglich sein, jedoch eingeschränkt.
Eine zusätzliche Belastung entsteht durch den Baustellenverkehr. Wegen der Einschränkungen appelliert David Langner an die Bürger: „Ich bitte Sie um den notwendigen Langmut und das nötige Verständnis“. Um die Schifffahrt aufrecht erhalten zu können, werden Anlegestellen und Liegeplätze neben der Brücke errichtet.
5Zu welchen Zeiten wird gebaut? Wie die Stadt auf RZ-Anfrage mitteilt, wird nur werktags auf der Baustelle gearbeitet und nur tagsüber. Wochenend- und Nachtarbeit soll es nicht geben.
6 Wie wirken sich die Bauarbeiten auf die Umgebung aus? In einem bestimmten Umkreis kann es zu Belastungen durch Erschütterungen und Lärm kommen. Um Schäden an Gebäuden zu vermeiden, besichtigt ein Ingenieursbüro Objekte, prüft Risiken und sichert Beweise. Die Sichtung ist für Eigentümer jedoch freiwillig. Auch während des Baus wird die Belastung überwacht.
Mehr Informationen zum Bauprozess? In einem Animations-Video zeigt die Stadt Koblenz anschaulich und detailliert, wann welcher Bauschritt erfolgt.