Von den praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Pilotprojektes sollen weitere Stationen der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung in Deutschland profitieren. „Mit der Erfahrung im militärischen Bereich ist das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz für uns idealer Kooperationspartner, um die Blutversorgung im Rettungsdienst aus der Luft in der Praxis einzuführen“, betont Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC-Luftrettung.
„Christoph 23“ wird mit Notärzten besetzt, die im Rahmen von militärischen Auslandseinsätzen in den vergangenen Jahren bereits eine Expertise auf dem Gebiet der frühzeitigen Transfusion erlangen konnten. Untersuchungen aus militärischen Einsätzen haben gezeigt, dass die frühzeitige Gabe von Blut bereits an der Einsatzstelle dazu beitragen kann, dass deutlich mehr schwer verletzte Patienten lebend die Klinik erreichen. Infolge dieser Erfahrungen wurden am Bundeswehrkrankenhaus Ulm bereits seit August 2015 bei schwer verletzten Patienten Blutproben an der Einsatzstelle entnommen, um im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie den Bedarf an Blutprodukten und Gerinnungspräparaten genauer analysieren zu können. Auf Basis dieser Daten wurde das jetzige Projekt gestartet.
„Die unkontrollierte Blutung infolge einer schweren Verletzung bei Unfällen ist die führende Todesursache bei Patienten im Alter unter 45 Jahren“, erklärt Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Helm. Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus hat mit seinem Team das Pilotprojekt im August 2020 begonnen. Das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz ist im Oktober in das Projekt gestartet. Ähnlich wie auf der Schwäbischen Alb sind auch im Einsatzgebiet von „Christoph 23“ die Wege in geeignete Zielkliniken mitunter recht weit. In Koblenz wird ergänzend wissenschaftlich untersucht, inwieweit sich beim Transport von Blut in einem Hubschrauber aufgrund der Vibrationen die Form und Gestalt der roten Blutkörperchen verändert.
Oberstarzt Dr. Willi Schmidbauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin in Koblenz: „Ein charakteristisches Merkmal der seit über 50 Jahren bestehenden Luftrettung ist es, ein hoch qualifiziertes medizinisches Team zum Patienten zu bringen und diesen exzellent zu versorgen. Mit der Blutgabe untersuchen wir jetzt wissenschaftlich eine weitere Möglichkeit, eben diese Versorgungsqualität zu erhöhen.“