Mit einem Generationenwechsel geht die Koblenzer CDU in die Landtagswahl 2026. Der 27 Jahre alte Philip Rünz siegte bei der Abstimmung über den A-Kandidaten im linksrheinischen Wahlkreis 9 mit der deutlichen Mehrheit von 54 zu 26 Stimmen gegen den Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion Stephan Otto. Zur B-Kandidatin wurde die Vorsitzende der Frauenunion Zemfira Dlovani gewählt. Rünz überzeugte die Parteimitglieder im Diehls Hotel unter anderem durch eine freie Rede, bei der er sich zum Schluss unter die Delegierten begab.
Das „Generationenverbindende“ machte die Vorsitzende der Seniorenunion Monika Artz deutlich, als sie im Namen ihrer Parteigliederung bekannt gab, den jungen Kandidaten zu unterstützen. Und Parteimitglied Elke Schlegel fragte: „Weshalb sollen wir den gewünschten Politikwechsel in Rheinland-Pfalz, den auch der Kreisvorsitzende Josef Oster zu Beginn beschworen hatte, nicht durch einen Generationenwechsel unterstreichen?“
Verweis auf Helmut Kohl
Rünz machte deutlich, dass er das politische Handwerk bereits recht gut beherrscht. An die gerichtet, die ihn für zu jung halten, flocht er ein: „Helmut Kohl war auch erst 29, als er erstmals in den Landtag einzog.“ Er präsentierte eine von ihm erstellte und finanzierte sechsseitige mit zahlreichen Fotos versehene farbige Bewerbungs-Broschüre. Hier macht er seine Herkunft, seinen beruflichen Werdegang und seine politischen Ziele deutlich. Auch in den sozialen Medien gilt er als sehr präsent.
Der Sohn einer vietnamesischen Mutter, die als Kellnerin arbeitete, sein Vater ist Mechatroniker, erklärte, er habe bereits mehrere Berufe ausgeübt und seinen Master berufsbegleitend abgeschlossen.

Politisch habe er sich in den Stadtrat hochgearbeitet. Rünz hob hervor: „Aufstieg durch Leistung, das war doch mal das zentrale Versprechen in unserem Land.“ Heute gelte das immer weniger. Er wolle dieses Versprechen wieder in das Zentrum der Politik rücken, durch gute Kitas und Schulen, mit Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortung. Weiter wolle er sich für eine bessere Ausstattung der Polizei einsetzen, zum Beispiel eine gute Analyse-Software zur besseren Verbrechensbekämpfung, wie es sie bereits in Bayern, Hessen und NRW gebe. Rünz ist Bundeswehrbeamter, zur Zeit Referent beim Bundestagsabgeordneten Josef Oster. Dadurch sei er gut vernetzt und wisse, wie man politische Initiativen auf den Weg bringt. Er hielt auch an seiner Kandidatur fest, nachdem der Kreisvorstand sich mehrheitlich für Stephan Otto ausgesprochen hatte. Rünz sagte im RZ-Gespräch, die gewonnene Wahl mache ihn stolz, aber auch demütig. Er wolle nun eine Aufbruchstimmung erzeugen.

Otto thematisierte in seiner Rede landespolitische Kritikpunkte und Forderungen der CDU. Er forderte eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen. So würden bei Kitas von den Personalkosten maximal 25 Prozent vom Land übernommen. Für Mensen gebe es eine Pauschale von 5.000 Euro. Bei den Sozialausgaben blieben an der Stadt Koblenz 51 Millionen Euro hängen, „für Gesetze, die wir nicht erlassen haben“. Daher wolle man auf Initiative der CDU gegen das Land klagen. Dem Argument des Oberbürgermeisters, man könne die Problematik in Gesprächen klären, hielt Otto entgegen: „Weshalb hat er das sieben Jahre lang versäumt?“ Straßenausbaubeiträge gehörten abgeschafft. Eine von der CDU geforderte Befreiung von der Grunderwerbssteuer bis zu 500.000 Euro sei vom Land abgelehnt worden. In Punkto Sicherheit dürfte Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen kein No-Go sein.
Stephan Otto zeigt sich enttäuscht
Otto zeigte sich später vom Wahlergebnis enttäuscht. Er hatte schon länger klar gemacht, dass er den Wahlkreis gerne im Landtag vertreten würde. Seine Ämter im Stadtrat wolle er aber behalten. OB-Kandidat Ernst Knopp hatte sich in der Personaldiskussion für Otto starkgemacht. Vom Parteichef bekam er viel Lob für seine hochaktive Kampagne. Oster forderte Einsatz und Einigkeit im weiteren OB-Wahlkampf: „Und dann wollen wir nach über 30 Jahren wieder das Land zurückerobern. Noch nie war die Chance so groß.“