Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann
Die Krankenpflegerin, die an diesem Mittag vor der Einfahrt zum Bundeswehrzentralkrankenhaus steht, ist jetzt seit fast 30 Jahren im Beruf. Das erzählt die Frau so, als könnte sie es selbst kaum glauben, aber auch mit einem gewissen Stolz. Ob sie es inzwischen bereut, Pflegerin geworden zu sein? „Ich habe meiner Tochter jedenfalls geraten: Werde niemals Krankenschwester“, sagt sie, lacht auf und geht hinüber zu den anderen Demonstranten, die nach und nach vor dem Krankenhaus eintrudeln.
Um Punkt 13 Uhr recken dann 82 Pfleger, Bürokräfte und technische Mitarbeiter Zettel mit Nummern in die Luft, schwenken Transparente und eine Flagge der Gewerkschaft Verdi. Sie sind die Mitarbeiter 152 020 bis 152 101 von insgesamt 162 000 Krankenhausleuten in ganz Deutschland, die allesamt an diesem Mittag bekräftigen: So geht es nicht mehr weiter, so können und wollen sie nicht länger arbeiten. Auf viel zu viel Arbeit kommen viel zu wenige Leute, der Druck und die Belastung sind längst zu groß geworden.
Auch vor den anderen Koblenzer Krankenhäusern stehen zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter, sie alle rufen einen Slogan: „Mehr von uns ist besser für alle!“ Tobias Zejewski von Verdi Koblenz ist überwältigt von der Resonanz, mit der die Mitarbeiter auf die Verdi-Aktion reagiert haben. „Teilweise hatten wir viel zu wenige Nummern für die Leute, die teilnehmen wollten“, sagt er. Denn das Problem des Personalmangels eint die Kräfte an eigentlich allen Kliniken, gleich ob diese kommunal, staatlich, kirchlich oder privat sind. „Die Patienten werden zwar gut versorgt, aber nur, indem die Pfleger immer wieder an ihre körperlichen Grenzen gehen“, sagt der Verdi-Mann.
162 000 Beschäftigte fehlen insgesamt an den deutschen Krankenhäusern, hat Verdi errechnet, und für diese stehen die 162 000 Mitarbeiter, die an diesem Tag vor den Einrichtungen protestieren. Ob vor dem BwZK in Koblenz oder irgendeiner anderen Klinik in Deutschland: Die Pfleger und andere Mitarbeiter der Krankenhäuser stellen eine gemeinsame Forderung auf: Im geplanten Krankenhausstrukturgesetz soll die Personalausstattung der Krankenhäuser verbindlich festgeschrieben werden. Die deutschen Gesundheitsminister tagen am Mittwoch zeitgleich zu der Demonstration – und sollen, so hoffen die Teilnehmer, ihre Nöte endlich hören.