Zum neunten Mal hat die Christlich-Jüdische Gesellschaft (CJG) Koblenz in Kooperation mit der Stadt den Paul-Eisenkopf-Preis verliehen, unterstützt von der Koblenzer Kulturstiftung. Diesjähriger Preisträger ist Pfarrer i. R. Gernot Jonas. Mit dem Preis werden Menschen, Schulklassen oder andere Gruppen ausgezeichnet, die sich im Bewusstsein der deutschen Vergangenheit für das Gelingen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religion, Herkunft, Nationalität, Kultur sowie Weltanschauung einsetzen und damit für versöhnte Verschiedenheit, teilt die Stadtverwaltung mit. Der Preis ist nach dem Pallottiner Pater Paul Eisenkopf (1939-2003) benannt, einem langjährigen Vorsitzenden der Christlich-Jüdischen Gesellschaft (1990-1996). Sein Anliegen war der christlich-jüdische Dialog.
Die Jury, bestehend aus dem Dezernenten für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, je einem Vertreter der Universität Koblenz, der Vinzenz-Pallotti University und zwei Mitgliedern der CJG, hat sich in diesem Jahr einstimmig für Gernot Jonas als Preisträger entschieden. Für ihn sei im Schatten der Shoah christlich-jüdische Verständigungsarbeit lebensbestimmend, heißt es in der Pressemitteilung. Neben seinem überregionalen Engagement ist sein langwährendes Engagement vor Ort in der Koblenzer Christlich-jüdischen Gesellschaft zu nennen: Unermüdlich übersetzt er seit mehr als vier Jahrzehnten – und das nahezu täglich – aus dem Jiddischen und Niederländischen. Umfangreiche Übersetzungen von einschlägigen Standardwerken einerseits und der Literatur des Klassikers „Scholem Alejchem“ aus dem Jiddischen andererseits belegen dieses Lebenswerk. So leuchtet die sonst kaum noch sichtbare Welt des osteuropäischen Judentums mit seiner jiddischen Sprache wieder auf.
„Gernot Jonas ist ein Brückenbauer, er übersetzt nicht nur Texte, sondern auch Lebenswelten.“
Bildungs- und Kulturdezernent Ingo Schneider
Eine Würdigung seiner Person erfolgte auch durch den Laudator Simon Neuberg von der Universität Trier, Fachbereich Germanistik-Jiddistik, der dem Preisträger seit langer Zeit freundschaftlich verbunden ist. „Gernot Jonas ist ein Brückenbauer“, betonte Bildungs- und Kulturdezernent Ingo Schneider, „er übersetzt nicht nur Texte, sondern auch Lebenswelten.“ Der interreligiöse Dialog, wie er vom Preisträger gepflegt werde, sei keine freiwillige Übung, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. „Er schützt vor Spaltung, Hass, Desinformation“, so Scheider. Und das sei in Zeiten steigender Zahlen antisemitischer Vorfälle wichtiger denn je.
“Heute ist von mehreren Seiten betont worden, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu sein und zu bleiben, gerade in Zeiten wie diesen. Als Verein sind wir froh darüber und stolz darauf, unermüdlich einen Beitrag dazu zu leisten", sagte Alban Rüttenauer, der damit die Worte des Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde und des Koblenzer Kulturdezernenten verstärkte. Die feierliche Preisverleihung fand mit musikalischer Begleitung durch das Vater-Sohn-Duo Hans und Daniel Bollinger im Historischen Rathaussaal der Stadt Koblenz im Beisein von zahlreichen geladenen Gästen statt.