Freizeitareal in Pfaffendorf ist bereits seit März 2021 wegen Brückenneubau geschlossen, ohne das Fläche tatsächlich genutzt wird
Pfaffendorfer Familien verärgert: Bolzplatz für Kinder gesperrt, aber für Autos geöffnet
Der Spruch auf dem Boden zeigt, was viele in Pfaffendorf denken. Die Kinder vermissen ihren Bolzplatz, der ihnen ausgerechnet in der Pandemie weggenommen wird. Nun parken hier (ungewollt) Autos. Foto: Marcel Dombrowsky (Archiv)
Marcel Dombrowsky

Marcel Dombrowsky ist verärgert: Der Pfaffendorfer Familienvater versteht nicht, warum der örtliche Bolzplatz bereits im März 2021 für den Brückenneubau geschlossen wurde, und die Jüngsten seitdem ausbaden müssen, was andere scheinbar ohne Rücksicht geplant haben.

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Der Spruch auf dem Boden zeigt, was viele in Pfaffendorf denken. Die Kinder vermissen ihren Bolzplatz, der ihnen ausgerechnet in der Pandemie weggenommen wird. Nun parken hier (ungewollt) Autos. Foto: Marcel Dombrowsky (Archiv)
Marcel Dombrowsky

Klar kann er auch alle anderen irgendwie verstehen: die Autofahrer, die Stadt und die Baufirmen. „Der Brückenneubau ist wichtig, und eine Ausgleichsfläche zum Bolzen ist hier nicht zu finden.“ Dennoch betont der 37-Jährige: „Es kann nicht sein, dass diese Fläche unseren Kindern weggenommen wird, weil sie für Brückenbauarbeiten vorgesehen ist, und dann parken hier monatelang Autos.“ Von Baumaschinen sei erst in den vergangenen Tagen etwas zu bemerken. „In der Zwischenzeit hätten hier locker zwei Tore stehen können“, meint er – und spricht damit aus, was viele im Stadtteil denken.

Eine Nutzung als Parkfläche und Bewirtschaftung war nie intendiert. Einige Verkehrsteilnehmer haben sich den Zwischenzustand zunutze gemacht.

Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak

Zwischenzeitlich gibt es sogar eine Alternative für die Kinder: Seit August dieses Jahres bietet die Stadt mit der Koveb ein kostenloses Busticket für Pfaffendorfer Kicker zum Horchheimer Bolzplatz an. Marcel Dombrowsky findet das Angebot gut. „Allerdings weiß hier kaum einer davon, weil es nirgendwo Aushänge gibt.“ Der Familienvater schlägt vor, entsprechende Hinweise an der Bushaltestelle und der Grundschule aufzuhängen. Aber er fragt sich: „Können Eltern das Kostenlosticket eigentlich auch nutzen?“ Wegen ihrer Aufsichtspflicht. Auf eine kurzfristige Anfrage unserer Zeitung, hat die Stadt noch nicht antworten können.

Der bevorstehende Neubau der Pfaffendorfer Brücke braucht Platz

Es zeigt sich: Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke wirft derzeit allerorts in Koblenz seine Schatten voraus. Vor wenigen Tagen begann der Abriss des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, um Platz für die Baustelleneinrichtung auf der Unterstromseite der Brücke zu schaffen. Auch Bäume wurden bereits aufwendig verpflanzt. In Pfaffendorf aber haben die jungen Freizeitkicker seit mehr als anderthalb Jahren das Nachsehen. Ihr Bolzplatz wurde zur Schotterfläche umgewandelt, damit hier Baufirmen den Brückenbau vorbereiten können.

Marcel Dombrowsky
Marcel Dombrowsky

Nur: Außer einem Containerbürokomplex sind zwei Drittel der Fläche bislang ungenutzt. Und die jungen Kicker nehmen das Alternativangebot der Stadt, den Gratistransfer zum anderen Bolzplatz, offenbar nicht an. Kein einziges Ticket wurde seit August ausgegeben, erklärt die Stadt auf Anfrage. Wir beantworten zwei weitere Fragen zum Thema:

1 Warum parken auf der geschotterten Fläche eigentlich Autos, anstatt dass hier Bauarbeiten laufen? Genau das hatte sich Marcel Dombrowsky gefragt. Als er neulich wieder am Platz vorbeikam, machte er ein Foto, auf dem ein gesprühter Spruch zu lesen war: „Hier waren mal spielende Kinder, jetzt Autos.“ Ein Smiley mit heruntergezogenen Mundwinkeln zeigt, was der Sprayer davon hält. Dombrowsky wandte sich mit dem Bild an unserer Redaktion. Er schrieb: „Sichtbare Arbeiten finden nicht statt. Statt diesen Raum den Kindern wieder zugänglich zu machen (ein Fußballtor bewirkt Wunder!), wurde er kurzerhand inoffiziell zum (noch!) kostenlosen Parkraum umfunktioniert – unfassbar!“

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak, dass die Fläche nicht als Parkplatz vorgesehen war und ist. Der Platz wurde seinerzeit geräumt, um das Baubüro aufstellen und die Baustelleneinrichtungsfläche bereitstellen zu können, sagt Knaak. „Eine Nutzung als Parkfläche und Bewirtschaftung war nie intendiert. Einige Verkehrsteilnehmer haben sich den Zwischenzustand zunutze gemacht.“ Dieser soll nun beseitigt werden.

Es kann nicht sein, dass diese Fläche unseren Kindern weggenommen wird, weil sie für Brückenbauarbeiten vorgesehen ist, und dann parken hier monatelang Autos.

Familienvater Marcel Dombrowsky

Vor wenigen Tagen teilte Knaak weiter mit, dass aktuell die Baustelleneinrichtung anläuft. „Die dort Parkenden werden in den nächsten Tagen aufgefordert, die Fläche zu räumen“, kündigte er an. Eine Nutzung als Bolzfläche sei deshalb nicht möglich. Der aufgesprühte Spruch wurde mittlerweile beseitigt, berichtet Dombrowsky.

2 Warum liefen bislang noch keine Arbeiten auf der Fläche? Stadt-Pressesprecher Knaak erklärt bereits vor einigen Monaten auf Anfrage: „Auf einem Teil des Bolzplatzes steht bereits jetzt das Büro für die Bauüberwachung der Baumaßnahme.“ Darin wird auch gearbeitet, sagte Knaak. Im Frühjahr 2021 wurde der gesperrte Bolzplatz zudem auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg überprüft, und die Fläche wurde aufgeräumt.

Ab Herbst dieses Jahres sollte die Fläche von der oder den beauftragten Baufirmen genutzt werden. Das Vergabeverfahren wurde vor Kurzem beendet, und mehrere Firmen mit dem Brückenbau beauftragt. „Wenn das Baubüro nach Abschluss der Maßnahme nicht mehr gebraucht wird, soll die Fläche wieder als Bolzplatz hergerichtet werden“, versprach die Stadt auf eine frühere Anfrage unserer Zeitung hin. Parken soll es auch dann nicht geben.

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