Größte Baustelle in Koblenz
Pfaffendorfer Brücke: Ein Teil ist (fast) fertig
Fast 24 Stunden lang wird am Stück betoniert. Hier wird der Beton verdichtet und geglättet.
Sascha Ditscher

Alle sechs Minuten biegt ein Betonmischer vom Parkplatz am Weindorf auf die Baustelle Richtung Koblenzer Schloss ab. Die ganze Nacht hindurch, seit Dienstagabend: Ein Blick auf die Großbaustelle Pfaffendorfer Brücke.

Die Baustelle gleicht einem riesigen Wimmelbild: Überall fahren Betonmischer herum, laufen Arbeiter mit Schutzwesten und Helmen. Die neue Pfaffendorfer Brücke nimmt sichtbar Konturen an.

Man kann schon ahnen, wie die provisorische Brücke neben der bestehenden liegen wird: In einer Linie sieht man quer zum Fluss die Baugruben für die Pfeiler, die beiden Widerlager auf beiden Seiten des Flusses, wo die Brücke quasi aufs Land stößt, und nun auch den Straßenanschluss runter auf die Schlossseite.

Die sogenannte Westrampe wird in einem Rutsch seit Dienstagabend, 18 Uhr, betoniert. Bei einem Besuch auf der Baustelle erklärt Martin Becker, Leiter des Baubüros, wie der Stand der Dinge an der wichtigen Baustelle ist. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist groß, sagt er, auch bei lärmintensiven Bauarbeiten wie jetzt. „Auch das Interesse ist riesig.“

Martin Becker
Sascha Ditscher

1Die aktuellen Betonarbeiten: Es läuft wie am Schnürchen: Alle sechs Minuten biegt ein Betonmischer ins Baufeld unter der Pfaffendorfer Brücke ein, der Fahrer richtet die Schütte am Fahrzeug aus, wartet auf den Hupton, der anzeigt, dass das vor ihm stehende Betonfahrzeug leer ist und fährt dann an eine von drei Betonpumpen heran.

Ununterbrochen wird mehr als 20 Stunden lang Beton hoch auf die sogenannte Westrampe gepumpt. Sie ist die Verbindung von der Brücke Richtung Schloss. 224 Lkw-Ladungen werden gebracht, insgesamt 1790 Kubikmeter Beton, nur auf diesem einen Stück Rampe. Die Zahlen sind gewaltig. Dass der Beton in einem Rutsch ohne Fugen aufgebracht wird, ist ein gewisser logistischer Aufwand, hat aber andererseits große Vorteile: Es spart in der Produktion Arbeitsschritte und später Kontrollen, ob alles noch dicht ist.

Der Beton wird hochgepumpt.
Sascha Ditscher

2Wie läuft die Betonage ab? Der Beton wird auf die Rampe hochgepumpt. Hier ist eine sogenannte Holzschalung, „der Beton fließt rein wie in eine Kuchenform“, veranschaulicht Martin Becker. 1,40 Meter dick wird die Betonschicht, in der nach einem genauen Plan sogenannter Bewehrungsstahl in einem Geflecht liegt, das dem Bauwerk Stabilität verleiht. Um diese Stabilität noch zu vergrößern, werden zudem sogenannte Spannglieder eingearbeitet, die aus vorgespanntem Stahl bestehen und die Last noch besser aufnehmen können.

Der Beton wird gerüttelt, damit er sich verdichtet.
Sascha Ditscher

3So wird der Beton stabil: Ganz optimal ist der Regen in dieser Nacht und am Morgen nicht, „aber diese Menge kann der Beton noch gut ab“, sagt Martin Becker. Arbeiter halten oben auf der Rampe sogenannte Rüttelflaschen in den gerade einlaufenden Beton. Durch die Vibration wird der in drei Lagen einlaufende Beton verdichtet und verbindet sich.

Später, wenn die Kuchenform voll ist, um im Bild zu bleiben, kontrollieren Arbeiter die Festigkeit des Materials. Wenn er genau richtig, nicht zu weich und nicht zu starr ist, wird er mit einer Rüttelbohle, einer Art schiebbaren Leiste, geglättet und in Handarbeit mit verschiedenen Geräten nachbearbeitet.

Die Unterseite der Westrampe.
Sascha Ditscher

4 Wird dieses neue Brückenteil wieder abgerissen? Nein, berichtet Martin Becker. Die Rampe wird – ebenso wie die Flussbrücke selbst – später verschoben. Bekanntlich wird ja die neue Brücke auf provisorischen Pfeilern direkt neben der alten Brücke errichtet. Wenn diese dann abgerissen ist, werden an der Position der jetzigen alten Brücke die bleibenden neuen Pfeiler aufgestellt. Der Oberbau der Brücke wird um einen Zentimeter angehoben und auf die neuen Pfeiler geschoben. Das geschieht ebenso mit der Westrampe, die nun gerade betoniert wird. Nur die letzten paar Meter zwischen dem gefertigten Stück und dem Boden werden erst nur provisorisch errichtet.

Hier entsteht der erste neue Pfeiler.
Sascha Ditscher

5 Was passiert währenddessen im Fluss selbst? Ein Steg und Gerüste führen zu der Baugrube, die sich im Rhein vor der Schlossseite befindet. Auf dem Boden des Stegs liegen dicke Rohre, durch die der Beton gepumpt werden kann. Meterhoher Bewehrungsstahl ragt aus der Bodenplatte in der Baugrube. Hier kann bald der erste der beiden provisorischen Pfeiler entstehen.

Blick über die Pfeiler-Baugruben auf das Widerlager an der rechten Rheinseite. In dieser Achse entsteht die Brücke in Parallellage zur alten.
Sascha Ditscher

6Wie ist der weitere Zeitplan und warum wird dieser Aufwand mit dem Provisorium betrieben? Dass die Brücke zunächst parallel zur alten gebaut und später verschoben wird, kostet einen zweistelligen Millionenbetrag – aber es spart eben auch eine jahrelange Vollsperrung, sagt Martin Becker. Nur zur Verschiebung, voraussichtlich im Jahr 2028, wird es etwa sechs Wochen nötig sein, diese auch für Fußgänger, Zweiradfahrer oder den ÖPNV wichtige Rheinquerung komplett zu sperren.

Top-News aus der Region