In Panik verfallen sie jedenfalls nicht. Toni Kröber ist einer davon. Der Moselfischer aus Kobern-Gondorf hat das Blaualgenproblem schon seit 14 Tagen beobachtet. Seit Beginn der Woche sei es aber „viel mehr geworden“ – vor allem oberhalb der Lehmener Staustufe. „Da merkt man es massiv.“ Im Uferbereich seien die Schlieren auch stärker ausgeprägt als im tieferen Wasser. „Da ist teilweise eine richtig tiefgrüne Schmierschicht am Ufer vorbei.“ Kröber hat beobachtet, dass vor allem Enten und Schwäne, die sich in Ufernähe aufhalten, keine Scheu davor haben und die Blaualgen sogar fressen. Wie sich die eigentlich giftigen Bakterien auf den Organismus der Tiere auswirken, fragt er sich auch.
Um nicht selbst mit den Blaualgen in Berührung zu kommen, arbeitet Kröber mit Handschuhen. Der Fischbestand oder die Qualität des Fisches scheinen durch die Blaualgen aber nicht zu leiden. „Fischereilich sind nach Aussagen der Experten keine Auswirkungen zu erwarten“, sagt Kröber, der sich natürlich auch über das Thema informiert hat. Diese Expertenansicht wird nicht nur vom Landesamt für Umwelt vertreten. „Fische sind in der Lage auszuweichen“, sagt etwa Thomas Wendt von der Fachzeitschrift „Fisch und Fang“. Der Fischereibiologe erklärt, dass sich die Tiere im Falle einer solchen Belastung durch Bakterien Bereiche aufsuchen würden, wo es angenehmer für sie ist.
Ob die Schwarzmundgrundel in Zusammenhang mit dem Auftreten der Blaualge steht, wie es Lothar Kroll, der Leiter des Landesamts für Umwelt vermutete, kann Toni Kröber nicht bewerten. Dass sich der Fisch, der sich nach der Eröffnung des Main-Donau-Kanals auch in hiesigen Gewässern verbreitet hat und der sich auch als Speisefisch eignet, in den vergangenen Jahren enorm vermehrt hat, kann er bestätigen. In diesem Jahr hat er aber eigentlich einen merklichen Rückgang festgestellt. Kröber vermutet, dass dies wiederum mit der guten Entwicklung von Raubfischen wie denen Barschen zusammenhängt, die die Grundeln fressen.
Ganz neu sind die grünen Schlieren auf der Mosel für Toni Kröber derweil nicht. „Ich habe das schon früher beobachtet – allerdings waren das nicht so viele und nicht über einen so langen Zeitraum“, sagt er und widerspricht damit der Einschätzung des Landesamts, dass es sich um ein neues Phänomen handele. Gestützt wird er hierbei von Wolfgang Mayr, der in Winningen Kanus und Bretter für das so genannte Stand Up Paddling verleiht. In kleinen Ecken in Ufernähe habe er schon vor fünf Jahren kleine Populationen festgestellt. Auswirkungen auf sein Geschäft haben die Blaualgen bislang nicht, zumindest wurden keine Touren abgesagt. Mayr informiert seine Kunden natürlich über die Situation, sagt aber auch: „Man muss ja schon größere Mengen trinken, um sich damit zu vergiften“, sagt er. „Und wer trinkt schon drei bis vier Liter Moselwasser?“
Dass sich die Nachricht von den Blaualgen bereits verbreitet hat, hat Mayr am vergangenen Wochenende bemerkt. Da organisierte er in Koblenz die offenen Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Stand Up Paddling. Und im Vorfeld sei er von Teilnehmern mit einer längeren Anreise kontaktiert worden, weil diese wissen wollten, ob die Veranstaltung wirklich stattfindet. Wegen des Regens, durch den die Fließgeschwindigkeit der Mosel erhöht und die Situation verbessert wurde, stand eine Absage auch außer Frage. Denn die Blaualgen kommen eigentlich eher in stehenden Gewässern vor. Daher dürfte auch die DLRG Koblenz hoffen, dass die Blaualgen auf diese Weise weggeschwemmt werden. Denn am Samstag steht das Moselschwimmen des Vereins an. Volker Schmidt