Ziel des Jugendlagers, das von der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund und Deutsche Olympische Akademie sowie französischen Partnern organisiert wurde, ist es, „Jugendliche nachhaltig für ihre sportliche und/oder ehrenamtliche Laufbahn zu motivieren“, heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren. Hinzu komme die Vermittlung der olympischen Werte wie Fair Play, Völkerverständigung und Frieden sowie die Auseinandersetzung mit dem Leistungsgedanken im Sport.
Hecker und Conze gehören zu 100 ausgewählten sportbegeisterten Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich, die einen Platz im Jugendlager ergattert haben. Gekannt haben sich die beiden vor ihrer Reise nach Paris nicht. „Wir haben aber festgestellt, dass mein Vater ein Lehrer von Bjarne war“, sagt Conze.
Der Filsenser, der im Frühjahr sein Abitur abgelegt hat, möchte in Zukunft Medizin studieren. Den Medizinertest hat er schon gemacht. Jetzt heißt es warten. „Am liebsten würde ich nach Köln gehen, das wäre sportmäßig auch sehr attraktiv. Ich muss aber schauen, ob ich meine sportlichen Leistungen während dem Studium so aufrecht halten kann.“ Hecker wird im kommenden Frühjahr sein Abitur schreiben, auch er möchte danach studieren – was genau, weiß er noch nicht, eines ist ihm aber wichtig: dass er weiter Hockey spielen kann.
Um am Deutsch-Französischem Olympischen Jugendlager teilnehmen zu dürfen, mussten die Jugendlichen in ihrer Bewerbung ihr sportliches und ehrenamtliches Engagement herausstellen. Bei der Auswahl der Teilnehmer wurde darauf geachtet, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen besteht und möglichst viele Sportarten sowie – auf deutscher Seite – Bundesländer vertreten sind. „Ich wusste tatsächlich schon seit acht Jahren, dass ich hier teilnehmen will“, sagt Hecker beim RZ-Gespräch aus dem Jugendlager. „Meine damalige Trainerin war in Rio bei dem Jugendlager mit dabei.“ Der Urbarer spielt seit zwölf Jahren Hockey, also seit er sechs Jahre alt ist.
Mittlerweile spielt er in der zweiten Regionalliga beim Limburger HC, engagiert sich aber auch als Trainer in der Hockeyabteilung von Rot-Weiß Koblenz. „Als Hockeyspieler ist Olympia etwas ganz besonderes, eigentlich das höchste, was man in seiner sportlichen Laufbahn erreichen kann“, sagt er. „Klar gibt es auch die Weltmeisterschaften, aber bei Olympia schaut einfach eine breitere Öffentlichkeit auf den Sport.“
Zwischen Angelique Kerber und Olaf Scholz
Für die beiden jungen Sportler sind ganz klar die Besuche der Wettkämpfe, die fest zum Programm des Jugendlagers gehören, das Highlight ihrer Zeit in Paris. „Das sportliche Highlight bisher war unser Besuch beim Tennis“, sagt Conze. Vor allem auch das letzte Profispiel von Angelique Kerber hat die beiden begeistert. „Das war richtig spannend, ein richtiges Highlight“, berichtet Conze, seinerseits Leichtathlet, der in der 800-Meter-Distanz bereits Vize-Rheinlandmeister wurde.
Für ihn hat die Begeisterung für Sport zwei Ebenen: Zum einen der eigene sportliche Ehrgeiz und das Ausprobieren von neuen Dingen, zum anderen das Trainieren von Jüngeren sowie deren Erfolge und Verbesserungen mit anzusehen. Ähnlich wie Hecker engagiert sich nämlich auch Conze als Trainer. Neben den Besuchen der olympischen Wettkämpfe stehen Workshops auf dem Programm der deutschen und französischen Jugendlichen: zu Olympia, den olympischen Werten, aber auch zu Themen wie Doping.
Ein weiterer Höhepunkt für die Rheinland-Pfälzer: Das Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz. „Wir hatten eine Gesprächsrunde mit dem Bundeskanzler und konnten ihm persönlich Fragen stellen. Das war neben dem Sport auch ein Highlight“, erzählt Hecker. Und was fragt man den Bundeskanzler so, wenn man schon die Gelegenheit hat? Conze grinst bei der Frage schelmisch und gibt die Frage an seinen Kollegen weiter. „Ich habe Herrn Scholz gefragt, wie es eigentlich mit der deutschen Olympiabewerbung aussieht, also was seine Meinung dazu ist, die Olympischen Spiele in Deutschland auszurichten“, erzählt Hecker.
Und was hat der Bundeskanzler geantwortet? Diesmal grinsen sowohl der Urbarer als auch der Filsener. „Er war sehr positiv gestimmt. Ich würde sagen, eine deutsche Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 sieht gut aus.“
Aufgeschlossenheit unter Sportfans
Noch bis zum 7. August sind die beiden in Paris, werden sich Wettbewerbe anschauen, mit anderen Sportfans aus der ganzen Welt sprechen und die französische Hauptstadt erkunden. „Man kommt hier mit so vielen Leuten aus aller Welt ins Gespräch – das ist eine super coole Erfahrung“, sagt Hecker. Diese Aufgeschlossenheit und das Aufeinanderzugehen wollen beide auch nach ihrer Abreise weiter beibehalten.