Seit ihrer Gründung hatte die ökumenische Rufbereitschaft mehr als 420 Einsätze außerhalb von 8 bis 17 Uhr, wenn die jeweiligen Klinikseelsorger vor Ort die erste Ansprechperson sind. „Meistens werden wir für die Spendung eines Segens gerufen, wenn das Lebensende näher rückt oder der Tod bereits eingetroffen ist. Oder wir führen Krisengespräche nach Suizidversuchen oder betreuen Angehörige nach schweren Unfällen“, berichtet Felix Tölle, der als Klinikseelsorger im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein am Kemperhof arbeitet.
In der Regel wenden sich Angehörige mit der Bitte um einen Segen oder eine Krankensalbung an das medizinische Personal, das dann die Rufbereitschaft verständigt. Das Sakrament der Krankensalbung war für die ökumenische Rufbereitschaft anfangs eine theologische Herausforderung. „Wir als evangelische Seelsorgende können diesem Wunsch nicht nachkommen“, berichtet Martin Pietsch, evangelischer Krankenhauspfarrer im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur. Dies erkläre er den Angehörigen beziehungsweise den Patienten und biete Alternativen an oder verständige einen katholischen Kollegen.
In den allermeisten Fällen zeige sich, dass es den Menschen um einen Segen gehe, ein gemeinsames Vaterunser und um ein Gespräch. „Es geht um die persönliche Begegnung und die Würde des Menschen und des Verstorbenen“, fasst Tölle zusammen. Die menschliche Zuwendung habe eine größere Bedeutung als die Konfession, zeigen die Erfahrungen aus drei Jahren ökumenischer Rufbereitschaft.
Oft werde man gerufen, weil die Oma das sicherlich so gewollt hätte, berichtet Peter Egenolf aus der Praxis. Doch der Klinikseelsorger am Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur spüre immer wieder, dass eine Segnung und ein damit verbundenes Ritual für alle im Raum heilsam wäre und die Menschen berühre, obwohl sie vielleicht nicht mehr viel mit Kirche und Glaube verbänden. „Das Ritual ist auch eine Möglichkeit, etwas zu bewältigen, in einer Situation, in der man nichts mehr tun kann.“
Das Team aus sechs katholischen wie evangelischen Theologen, darunter Pastoralreferenten, Pfarrer und eine Pfarrerin, wird immer wieder von Kollegen in ihrer Arbeit unterstützt. So ist in jedem Fall immer jemand für das Klinikpersonal zu erreichen. „Uns begegnet eine große Dankbarkeit durch die Mitarbeiter vor Ort und die Angehörigen“, so Egenolf. red