Herr Langner, wissen Sie, was ein Tschuglo ist?
Wenn ich das richtig im Kopf habe, ist das der Hund, oder?
Ganz genau. Wir haben kürzlich mit Marlon Reinhardt über den Einfluss der Sinti und Roma auf die Koblenzer Umgangssprache gesprochen. Wird dieser Sprachschatz in Koblenz denn genug gewürdigt?
Na ja, ich könnte ja jetzt auch Marlon Reinhardt zitieren, der sagt, in der Stadt Koblenz klappt das wunderbar mit dem Miteinander. Und ich glaube, das stimmt auch. Ich finde, dass die Sinti und Roma hier in Koblenz in vielfältiger Weise Teil der Gesellschaft sind, und dass wir vieles gemeinsam machen, auch das Gedenken. Wobei Marlon Reinhardt ja auch gesagt hat: Gedenken ist gut, aber man muss auch gucken, wie es in Zukunft weitergeht, da gebe ich ihm vollkommen recht.
Der besondere Koblenzer Slang ist für viele ein Stück Heimat. Es gibt auch neuere Parolen wie „Großstädtchenliebe“. Reicht das schon, oder muss Koblenz nicht doch auch immer kämpfen, um sich zwischen Städten wie Köln und Frankfurt einen eigenen Charakter zu erhalten?
Definitiv, kämpfen müssen wir, dass wir zwischen den Metropolregionen Köln, Bonn und Frankfurt dann nicht untergehen. Aber ich glaube, gerade das Thema „Großstädtchenliebe“ war eine Wortschöpfung, die richtig erfolgreich ist. Also da werde ich oft drauf angesprochen auf den Hashtag. Er kommt interessanterweise auch in vielen Reden immer wieder vor, also von anderen.
Klaus Wowereit, der frühere Bürgermeister von Berlin, hat die Stadt mal als „arm, aber sexy” charakterisiert. Was wäre im Gegenzug Ihre Beschreibung für Koblenz?
Jetzt müssten wir natürlich fragen, wie lange Klaus Wowereit an diesem Slogan gebastelt hat ... Also es ist so: Da ist einerseits dieses „dau bis Kowelenz”, dieses Heimatgefühl. Und ich selbst habe zu meinem Amtsantritt gesagt: „Ich melde mich zum Dienst.” Wir sind sehr stark von der Bundeswehr geprägt. Also ich glaube, man bewegt sich zwischen diesen beiden Bereichen, also dieses sehr Individuelle, Persönliche, Heimatverbundene, und diesem anderen, ich sag mal, vielleicht eher preußisch Geprägten. Wir sind akkurat, wir machen das alles ganz genau.
Kämpfen müssen wir, dass wir zwischen den Metropolregionen Köln, Bonn und Frankfurt dann nicht untergehen. Aber ich glaube, gerade das Thema „Großstädtchenliebe“ war eine Wortschöpfung, die richtig erfolgreich ist.
David Langner (SPD), OB von Koblenz
Sie sind in Koblenz geboren und aufgewachsen. Muss man als OB eigentlich heimatverbunden sein, den Dialekt beherrschen? Oder könnten Sie im Prinzip auch OB von Lübeck sein?
Zu Lübeck hätte ich, glaube ich, keinen Bezug. Aber so ein durch-und-durch-Koblenzer bin ich eigentlich gar nicht. Ich bin ja in einer Familie groß geworden, die nicht aus Koblenz stammt. Insbesondere meine Großmutter war immer sehr stolz, dass sie gebürtige Hannoveranerin ist, also das „beste, reinste Hochdeutsch” spricht. Und man hat mir das viele Jahre überhaupt nicht angemerkt, dass ich jetzt so einen Koblenzer Einschlag hatte.
Hört man auch etwas Nordisches aus Ihrer Sprache raus?
Ich glaube manches schon. Ich habe ja in Oldenburg studiert [er spricht es „Oldenburch“, d. Red.].
Der Comedian Rainer Zufall hat uns gesagt: In München wird der Dialekt geliebt, da ist es ganz normal, dass man Bairisch spricht. Und hier bei uns ist das nicht so salonfähig.
Wir sind natürlich etwas kleiner als München, insofern sind es natürlich potenziell schon mal weniger Menschen, die diesen Dialekt sprechen. Ich selbst bin in einer Zeit groß geworden, da hat auch in der Schule Dialekt eigentlich keine Rolle gespielt. Im Gegenteil, es gehörte sich nicht. Ich hatte nur einen Deutschlehrer, der gesagt hat, das ist ein Kulturgut, was man sich bewahren sollte. Aber das war eher die Ausnahme. Aber heute gibt es ja viele Initiativen, gerade auch im Karneval, wo man sagt, Mensch, wir müssen einfach unsere Muttersprache hochhalten. Manni Gniffke ist ja auch so ein Paradebeispiel, oder auch das Comedy-Duo Willi und Ernst.
Die gewählten Beispiele werfen aber auch die Frage auf: Ist Dialekt nur was für Nostalgiker?
Dialekt ist einfach ein Stück Heimat. Eine Verbundenheit.
Das ganze Interview
Welche Reden schreibt David Langner noch selbst? Wie steht er als Zuständiger für das Thema Gleichstellung zum Gendern? Und was sagt er zum Garten Herlet? Das ganze Gespräch gibt es auf rhein-zeitung.de/podcast und allen gängigen Plattformen wie Spotify.