Damit haben sich die beiden großen Parteien festgelegt, wen sie nach der Wahl im nächsten Jahr ab 2018 dann im Koblenzer Rathaus sehen wollen – auch wenn sowohl Langner als auch Flöck als unabhängige Kandidaten ins Rennen gehen, also nicht nominiert von ihrer eigenen Partei. Ob eine der kleineren Parteien oder Wählergemeinschaften einen eigenen Bewerber aufstellt oder sich einem der beiden bereits bekannten Kandidaten anschließt, ist noch nicht bekannt. Klar ist: Flöck und Langner wollen beide nicht nur Anhänger ihrer eigenen Parteien – der CDU beziehungsweise der SPD – für sich gewinnen, sondern parteiübergreifend auf Stimmenfang gehen.
„Unsere Gesellschaft wird immer heterogener“, begründete CDU-Kreisvorsitzender Andreas Biebricher, warum es seiner Meinung nach sinnvoll ist, dass bei den anstehenden Wahlen erstmals ein Christdemokrat als unabhängiger Kandidat ins Rennen geht. Ebenso wie die Ratsfraktionen müsste auch der Oberbürgermeister nach Mehrheiten suchen, moderieren, zusammenführen, offen sein für andere. „Die CDU hat einen Führungsanspruch, aber sie muss den anderen Parteien auch ein Angebot machen“, erklärte Biebricher. Bert Flöck sei der ideale OB-Kandidat, zeigte er sich bei der Mitgliederversammlung überzeugt: Dass er Christdemokrat ist, präge sein Denken und Handeln, gleichzeitig sei er immer auf andere zugegangen, sei an der Sache orientiert und versuche stets zu vermitteln. Eine große Mehrheit der anwesenden Parteimitglieder sah dies offenbar genauso: Von 102 abgegebenen Stimmen entfielen 95 auf Flöck, der mit tosendem Applaus bedacht wurde.
Lange ist es nicht her, dass sich Flöck zum letzten Mal seinen Parteifreunden vorgestellt hatte: Erst im April hatte der 58-Jährige auf dem Podium im Haus Horchheimer Höhe gestanden und den Koblenzer Christdemokaten dargelegt, wer er ist, was er bislang gemacht hat – und warum er der richtige nächste Baudezernent wäre. Auch damals schon unterstützte ihn eine große Mehrheit, und zum 1. September zog Flöck dann als Dezernent ins „Bau-Rathaus“ nahe des Hauptbahnhofs ein. Nun also strebt Flöck schon das nächste Amt an – wofür er sich auch Kritik anhören musste, sagte er. „Aber was soll ich tun, die Wahl zum Oberbürgermeister ist nun mal im nächsten Jahr.“
Auch wenn er ein detailliertes Wahlprogramm noch erarbeiten muss, stellte er den CDU-Mitgliedern schon einmal vor, was er als OB erreichen will und wie sich Koblenz seiner Meinung nach entwickeln soll. Bezahlbarer Wohnraum soll geschaffen werden, ebenso wie Flächen für Unternehmen – und dafür sollen nicht nur Lücken geschlossen, sondern auch neue Bauplätze ausgewiesen werden. Die Stärken der Stadt sollen weiter gestärkt werden, etwa über Investitionen in die Festungsanlagen. Die Seilbahn soll auch über 2016 hinaus fahren. Bildungschancen sollen für alle Schichten ausgebaut werden. Die Integration von Flüchtlingen und ein gutes Miteinander seien auch eine christliche Verpflichtung. Kitas sollen ebenso ausgebaut werden wie Straßen und Brücken, und das „lang ersehnte Hallenbad“ soll endlich eröffnet werden. Die Stadtteile will Flöck fördern, ebenso wie Kultur und Sport, Vereine, Ehrenamtler und so weiter. Den ÖPNV und das Radwegenetz auszubauen, sei auch eine ökologische Verantwortung. All diese Ziele sieht Flöck aber unter dem Vorbehalt der finanziellen Möglichkeiten, wobei er auch das Land in der Pflicht sieht.
Nun gilt es für ihn, Unterstützerunterschriften zu sammeln, damit er als unabhängiger Kandidat antreten kann. Um die ersten Listen scharten sich am Mittwochabend bereits die Koblenzer Christdemokraten.
Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann