Porträt OB-Kandidat will Dinge mit mehr Nachdruck angehen - Sozialdemokrat ist 41
OB-Kandidat Langner fordert: Stadt braucht schnellere Entscheidungen

David Langner ist 41 Jahre alt – und hat schon einiges gemacht in seinem Leben, zum Beispiel als Vizepräsident der SGD Nord (Bild) oder aktuell als Staatssekretär. Nun will er Oberbürgermeister von Koblenz werden.

Sascha Ditscher

Koblenz. David Langner ist 41 Jahre alt und schon ein Profi in Sachen Wahlkampf. Im Stadtrat hat er neun Jahre lang für die SPD gesessen, als Abgeordneter im Landtag, aktuell ist er Staatssekretär in Mainz. Und nun will er Oberbürgermeister von Koblenz werden. Wieder ein neues Ziel und eine neue Chance.

Vier Männer wollen am 24. September zum neuen OB gewählt werden, David Langner vertritt dabei die SPD und irgendwie auch nicht. Denn Langner ist zwar Sozialdemokrat, bis vor ein paar Monaten war er sogar der Vorsitzende des Kreisverbands Koblenz. Nun tritt er als unabhängiger Kandidat an, allerdings mit Unterstützung „seiner“ Partei – ebenso wie sein Hauptkonkurrent übrigens, CDU-Mann Bert Flöck.

Für Langner wäre der OB-Posten „eine Chance, mich für meine Heimatstadt einzusetzen“ – eine Aufgabe, die ihn schon lange gereizt hat. Denn obwohl Koblenz eine Stadt im Wandel sei, geht hier einiges nicht so voran, wie er es sich vorstellt, erzählt er und blickt hinüber zu dem altehrwürdigen Gebäude der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord auf der anderen Seite der Straße. Hier ist der Startpunkt der Runde durch die Stadt, die er an diesem Tag mit der RZ drehen wird. Und die SGD ist für ihn der Ort, an dem er gelernt hat, rechtssichere und vor allem rasche Entscheidungen zu treffen.

Zwischen all den anderen Ämtern war Langner von 2011 bis 2013 auch einmal Vizepräsident der Landesbehörde, und für die Stadt wünscht er sich, dass auch dort manche Dinge schneller entschieden werden. „Viele Projekte ziehen sich ewig hin, die Fritsch-Kaserne zum Beispiel, die Alte Münz oder das Hallenbad“, sagt Langner. Als OB würde er das ändern: „Es gibt sehr wohl Spielräume, manche Dinge muss man mit mehr Nachdruck angehen.“

Die Erfahrungen, die er bei der SGD gesammelt hat, will er hier einbringen – und auch sonst hat er vieles schon gemacht, was auch auf den Ersten Bürger der Stadt zukommt. Präsent sein in der Stadt zum Beispiel, immer ansprechbar sein. „In meinem Wahlkreis war ich immer viel unterwegs, auch, um mich bekannt zu machen“, sagt Langner. Und so war er abends oder am Wochenende eben eben eher auf der Stadtteilkirmes als im Kino oder zu Hause auf der Couch. „Das kenne ich seit zehn Jahren“, sagt Langner und lacht – schocken kann ihn das nicht mehr. Schon jetzt wird er noch öfter erkannt und angesprochen als vor dem OB-Wahlkampf.

Auch auf dem Weg zum Forum Confluentes grüßt Langner immer wieder nach rechts und links. Es motiviert ihn, wenn er Rückmeldung aus der Bevölkerung bekommt, sagt er. Ob man besonders ehrgeizig sein muss, um OB werden zu wollen? Langner bleibt allgemein: „Es macht Spaß, Dinge mitzugestalten und zu steuern, das ist schon ein Antrieb.“

Mitgestalten will er auch die Entwicklung der Stadtteile. Mittlerweile sitzt Langner auf einer Mauer vor dem Kulturbau, quasi dem Symbol für die Politik der vergangenen Jahre. Eine große Investition war der Bau auf dem Zentralplatz, viele Millionen wurden damit in die Innenstadt gesteckt. „Das war auch sinnvoll – aber jetzt geht es um die Stadtteile“, findet Langner.

Hier sind es oft die „kleinen“ Dinge, die wichtig sind: ein Ort, an dem man sich versammeln kann, der Zustand der Straßen, die Spielplätze und „manchmal die Parkbank, die an einem Platz fehlt“. Auch Neubaugebiete sind ein Thema. „Die meisten Menschen leben in den Stadtteilen“, sagt er, „sie sind entscheidend für die Lebensqualität einer Stadt.“

David Langner selbst stammt aus Pfaffendorf und hat hier bis vor Kurzem in seinem Elternhaus gelebt. Seit einigen Monaten wohnt er nun in Güls, hier hat der ledige Politiker eine Wohnung im alten Ortskern gemietet, seine Zweitwohnung in Mainz hat er aufgegeben. Pfaffendorf wird derweil immer sein Heimatstadtteil sein, „einer meiner Brüder und meine Oma leben auch dort“.

Persönlich ist Langner auch mit dem letzten Ort auf der Runde durch die Stadt verbunden, dem Dreikönigenhaus. In der früheren Stadtbibliothek haben sich Langners Eltern kennengelernt, „sonst gäbe es mich also nicht“, sagt der 41-Jährige mit einem Lachen.

Ansonsten steht der Ort heute weniger für die Vergangenheit als für die Zukunft, den Aufbruch, das Neue. Hier sitzt das Isso-Institut für soziales und nachhaltiges Wirtschaften – und sorgt auch dafür, dass Koblenz attraktiv ist für junge Leute, ist Langner überzeugt. Die Stadt müsste solche Angebote unterstützten und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

Koblenz fit für die Zukunft machen: Um das zu erreichen, will Langner diverse Dinge anpacken, wenn er denn der neue OB wird. Der ÖPNV soll ausgeweitet, der Radverkehr gefördert, die Infrastruktur für Elektroautos geschaffen werden. Und auch im Kulturbau soll sich etwas tun: Das schwächelnde Romanticum soll anders genutzt werden, zum Beispiel könnten sich hier regionale Winzer präsentieren. David Langner ist auch hier nicht dafür, dass am Bestehenden herumgeschraubt wird. „Wir brauchen eine Alternative“.

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann

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