Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Es ist gut, dass es so viele sind. Denn perspektivisch wird an der Kaserne die größte eigene Flüchtlingsunterkunft der Stadt entstehen: Im ersten Schwung Container, der gerade aufgebaut wird, wird Platz für 120 Menschen geschaffen (die RZ berichtete). Bis zu drei Personen wohnen in einem Schlafcontainer, von denen für jeweils vier dann ein Sanitärraum und eine Küche bereitstehen. Im Frühjahr kann das um die gleiche Menge Container und Menschen ergänzt werden. Und aktuelle Planungen sehen ja den Ausbau von zwei Mannschaftsgebäuden im kommenden Jahr vor. In jedem der beiden Häuser könnten weitere 100 Flüchtlinge unterkommen, so der jetzige Stand der Dinge: 440 Asylbewerber könnten also irgendwann im kommenden Jahr auf dem Kasernengelände untergebracht sein.
Zwar ist die geplante Unterkunft in der ehemaligen Hundeschule in Bubenheim mit bis zu 800 Menschen noch erheblich größer, aber dies ist eine Nebenstelle der Ingelheimer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. Die Menschen sollen in Bubenheim bis zu acht Wochen bleiben, während sie an der Fritsch-Kaserne vermutlich erheblich länger wohnen werden.
Auf den Zeitfaktor weist auch Dirk Mettler hin, Vorsitzender der Niederberger CDU und bis vor Kurzem im Pfarrgemeinderat tätig, der die Versammlung am Montagabend leitet. Vier Kirchengemeinden hatten gemeinsam dazu aufgerufen: die katholische, die evangelische, die alt-katholische und die Freie Evangelische Gemeinde. „Menschen aus anderen Flüchtlings-Netzwerken haben uns dringend darauf hingewiesen, dass die Helfer unbedingt ihre Kräfte realistisch einschätzen müssen. Es nutzt nichts, wenn wir jetzt alle lospowern und dann keiner mehr Energie hat, die zu unterstützen, die vielleicht in einem halben Jahr kommen“, so Mettler.
Auch in anderer Hinsicht wollen und können die Niederberger von den Erfahrungen anderer Netzwerke profitieren. So wollen sie sich eng an die schon bestehende Gruppe „Willkommen auf der Rechten Rheinseite“ (WiRR) anschließen. Deren Beispiel folgend, haben die hilfsbereiten Niederberger sich gleich am ersten Abend in Gruppen zusammengefunden, in denen sie jetzt weiterarbeiten wollen. Abgedeckt sind unter anderem Bereiche wie Freizeitaktivitäten einschließlich einem geplanten Willkommens-Café, Sprachunterricht, Begleitung zu Ämtern, Sachspendenkoordinierung und Fahrradwerkstatt, persönliche Patenschaften, Angebote für Frauen und Kinder. Für letztgenannte Gruppe meldeten sich übrigens die meisten Helfer – das Thema ist vielen enorm wichtig, wie die Diskussionen zeigen. Erste Ideen werden schon am gleichen Abend gesammelt, außerdem ein E-Mail-Verteiler aufgebaut und eine Koordinierungsgruppe gegründet.