Dass erst 26 der geplanten 46 Anlagen stehen, ist vor allem auf Lieferengpässe zurückzuführen.
Gemeinsam mit dem bundesweiten Warntag am Donnerstag werden sie getestet, sagen Bürgermeisterin Ulrike Mohrs und Meik Maxeiner, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, im Gespräch mit der RZ. Denn Tests sind wichtig, wie der jüngste vor etwa einem Jahr zeigte: Die Durchsagen waren damals nicht überall gut zu verstehen, hatten sich viele Koblenzer beschwert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
1 Warum baut Koblenz sein Sirenennetz wieder auf? Bei gravierenden Ereignissen kann es wichtig sein, unabhängig von Stromquellen und Tageszeiten sehr schnell viele Menschen zu warnen und zu informieren. Bis in die 1990er-Jahre gab es in Koblenz ein Sirenen- und Warnnetz mit rund 80 Sirenen, dies wurde aber – wie fast überall – abgebaut. Die neuen Sirenen, die so aufgestellt sind – oder sein sollen –, dass sie flächendeckend in Koblenz zu hören sind, sind ein Puzzleteil in der Katastrophenschutzkette, sagen Bürgermeisterin Ulrike Mohrs und Feuerwehr-Chef Meik Maxeiner. Ergänzt werden sie durch Sprachdurchsagen und durch Infos im Radio oder Internet und in den Sozialen Medien.
2 Wo stehen Sirenen? Die ersten Sirenen wurden in Stadtteilen an Rhein und Mosel aufgebaut, da ein starkes Hochwasser eines der möglichen Szenarien für einen Alarm sein könnte. Beim jüngsten Probealarm im November 2021 waren es 16, jetzt mittlerweile stehen 26 auf städtischen Gebäuden, beispielsweise Schulen. Zehn der noch fehlenden müssen auf 16 bis 20 Meter hohen Masten positioniert werden, weil es in der Umgebung kein städtisches Gebäude gibt, das hoch genug ist. Auch die Lieferengpässe bei den Masten haben zu der leichten Verzögerung des Ausbaus beigetragen.
3In welchen Fällen werden Sirenen warnen? Es gibt sehr unterschiedliche Situationen, sagt Meik Maxeiner, vom länger andauernden Stromausfall über einen Gefahrgutanfall, bei dem giftige Dämpfe austreten, den flächendeckenden Ausfall des Notrufnetzes oder einen Großbrand, bei dem eine starke Rauchentwicklung entsteht. Nicht ertönen werden die Sirenen auch weiterhin bei der Alarmierung der Feuerwehren, wie es in manchen anderen Kommunen ist, weshalb es da auch zwei unterschiedliche Töne gibt. Bereits seit 1997 wird die Koblenzer Feuerwehr „still“ über andere Quellen alarmiert, sonst würden allein für die Freiwilligen Wehren rund 400 bis 500-mal im Jahr die Sirenen heulen.
4Wie läuft die Alarmierung ab? Zuerst ertönt der auf- und abschwellende Alarmton, eine Minute lang. Der sollte (wenn alle Sirenen aufgebaut sind) überall zu hören sein, möglicherweise muss aber auch da noch mal nachgebessert werden, beispielsweise in Gewerbegebieten mit einer lauten Umgebung. Wenn man das Signal hört, sollte man das Fenster öffnen, um die Sprachnachricht zu hören. „Durch schall- und wärmegedämmte Fenster wird man die sonst nicht überall verstehen können“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Mohrs. Per Sprachansage auf Deutsch und Englisch wird die Bevölkerung informiert, wo etwas passiert ist, was passiert ist und wie die Menschen sich verhalten sollen. Beispielsweise könnte mit einer Information über ein Überschwemmen der Hochwasserschutzwand die Aufforderung verbunden sein, die Häuser zu verlassen. Beendet ist der Alarm erst, wenn der einminütige Dauerton erklingt. In einem Flyer, der jüngst an alle Haushalte verteilt wurde, sind alle Verhaltensrichtlinien noch einmal zusammengefasst. Das System ist insofern nicht barrierefrei, weil es für nicht-hörende Menschen nicht gut geeignet ist, sagt Bürgermeisterin Mohrs. Das gilt auch für Menschen, die nicht Deutsch oder Englisch sprechen. Aber neben den Sirenen gibt es noch viele andere Möglichkeiten, sich warnen zu lassen, von Warn-Apps bis zu der neuen Möglichkeit per Cell Broadcast, bei der es eine Warnnachricht direkt aufs Handy gibt. Infos gibt es auch zum Lesen im Internet und auf den Sozialen Netzwerken der Stadt und der Feuerwehr.
5 Warum macht man einen Probealarm? Es ist wichtig, die Sirenen zu testen und die Bevölkerung an sie zu gewöhnen. Und man will natürlich auch schauen, ob sie wirklich die Menschen erreichen. Deshalb ist es auch wichtig, dass Bürger Rückmeldungen geben, sagt Ulrike Mohrs. Bei dem Test vor einem Jahr hatten viele bemängelt, die Sprachnachricht sei nicht gut zu verstehen. Jetzt wurde eine weibliche Stimme ausgewählt, die laut Tests wohl besser zu verstehen sein soll. In den kommenden Jahren soll es immer am zweiten Donnerstag im März und September Tests geben. In diesem Jahr ist der Testtag angedockt an den bundesweiten Warntag am Donnerstag, 8. Dezember, weil die Erprobung des Cell Broadcastes nicht bis ins Frühjahr verschoben werden sollte.
Bundesweiter Warntag am Donnerstag
Mit einem bundesweiten Warntag sollen alle Alarmierungssysteme erprobt werden – von den Warn-Apps bis zum neuen Cell Broadcast, bei dem möglichst viele Handynutzer eine SMS bekommen. Nicht alle Handys sind dafür geeignet, so bekommen die Nutzer Infos darüber, ob ihr eigenes Gerät die Warnung bekommt. Die Probephase dauert am Donnerstag von 11 bis 11.45 Uhr, dann wird mit dem Dauerton die Sirenen-Entwarnung gegeben. Für die Stadt Koblenz ist es wichtig, Rückmeldungen von den Bürgerinnen und Bürgern zu bekommen, ob die Sirenen bei geschlossenem Fenster und die Sprachdurchsagen am geöffnetem Fenster oder draußen gut wahrgenommen wurden. Ausführliche Rückmeldungen können im Nachgang zum Probealarm per E-Mail an info@feuerwehr.koblenz.de gesendet werden.