Auch braucht es Perspektiven, um die Uni weiterzuentwickeln und ihr einige Alleinstellungsmerkmale zu geben. In der Sitzung des Koblenzer Stadtrats am Donnerstag wurde dennoch nicht nur über die Uni gesprochen, sondern auch über die Hochschule.
Eigentlich sind die örtlichen Hochschulen eine Sache des Landes. Aber spätestens, wenn es um das Baurecht und konkrete Baumaßnahmen geht, sind die Kompetenzen der Stadt gefordert. Auch ist die bessere Verwurzelung der Einrichtungen in der Region und die Verbesserung der begleitenden Infrastruktur ein großes Thema für die Kommunalpolitik – etwa im Ausschuss für Hochschulfragen. Genau deswegen stand bei der virtuellen Ratssitzung ein „Dialog“ auf dem Programm. Zugeschaltet waren der Wissenschafts- und Gesundheitsminister Clemens Hoch sowie Uni-Vizepräsident Prof. Stefan Wehner und Prof. Karl Stoffel, neuer Präsident der Hochschule Koblenz. Unter anderem wurde über sechs Bereiche gesprochen.
1 Die Finanzierung der Universität: Clemens Hoch betonte, dass die Uni Koblenz ohne Einschnitte an den Start gehen wird. Der Minister sagte auch, er sei angetreten, um den Eindruck, die örtlichen Hochschulen seinen gegenüber anderen Einrichtungen im Land benachteiligt, aus der Welt zu schaffen. Er stellte sogar eine Besserstellung in Aussicht, verwies aber auf den Doppelhaushalt 2023/ 24. Genaue Zahlen konnte er daher noch nicht nennen. Er stellte aber einen wichtigen Punkt heraus: Zuschüsse im Rahmen des Hochschulpaktes und des Zukunftsvertrags, die Corona-bedingt nicht ausgegeben wurden, verfallen nicht. Immerhin geht es dabei um einen Gesamtbetrag von 18 Millionen Euro. Der verteilt sich allerdings auf die Standorte Koblenz und Landau.
2Baumaßnahmen: Zwar fasste der Stadtrat einstimmig die Aufstellung von Bebauungsplänen für den Neubau eines Studentenwohnheims auf der Karthause und die Erweiterung des Metternicher Campus, doch gab es besonders im Fall des Uni-Campus wenig Konkretes. Immerhin nannte der Minister drei Handlungsfelder: Kapazitäten für Forschung und Lehre, Wohnheim und Universitätsverwaltung. Zwischenlösungen über Anmietungen von Objekten dürften weiterhin unumgänglich sein. Aktuell zählt allein der Campus Metternich rund 9400 Studenten – das sind doppelt so viele wie bei der Inbetriebnahme 2002. Und schon damals wurden die berechneten Kapazitäten sehr deutlich überschritten.
3 Profilbildung: Da gibt es die meisten Fortschritte, auch deshalb, weil zahlreiche Kooperationen zwischen Uni und Hochschule bestehen und quasi laufend neue hinzukommen. „Das habe ich in dieser Form noch nicht erlebt“, sagte Hochschulpräsident Stoffel erfreut. Die Marschrichtung ist eindeutig. Die Politik wünscht, dass die rheinland-pfälzischen Hochschulen vor allem in die Regionen hineinwirken und gut mit der Wirtschaft vernetzt sind, um Fach- und Führungskräfte in spe am Ort ihres Studiums zu halten.
4 Neue Studiengänge: Hier sticht besonders das deutschlandweit einzigartige Angebot im Bereich Wasserwirtschaft hervor. Es ist an der Stelle von Ingenieur- und Naturwissenschaften angesiedelt. Hochschule, Uni und Bundesanstalt für Gewässerkunde machen hier gemeinsame Sache, der Bund hat grünes Licht gegeben. Aktuell befindet sich der Studiengang in der Akkreditierungsphase, zum Wintersemester 2023/24 soll es losgehen.
5 Uni-Strukturen: Das Angebot soll uneingeschränkt erhalten bleiben. Allerdings sollen im Bereich Lehrerausbildung, medizinischer Informatik und Materialwissenschaften Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale liegen.
6 Digitalisierung: Weder bei der Planung von Raumkapazitäten noch für die individuelle Mobilität sollte man zu große Erwartungen haben. Das Wissenschaftsministerium geht von einer erheblichen Ausweitung der dualen Angebote aus. Das betrifft nicht nur die Kombination von Ausbildung und Studium, sondern auch die klassische Lehre und Forschung. Die Folge: Lehrveranstaltungen werden sehr oft auch in virtueller Form stattfinden.
Wegen Erweiterungen: Bebauungsplan für Metternicher Campus muss geändert werden
Die Verselbstständigung der Universität Koblenz wird schon fast zwangsläufig bauliche Veränderungen mit sich bringen, da die vorhandenen Kapazitäten auf dem Metternicher Campus nicht ausreichen. Priorität hat dabei die Realisierung eines neuen Verwaltungsgebäudes, weil das Mainzer Präsidialamt der alten Doppeluniversität Koblenz-Landau perspektivisch geschlossen wird. Seit der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag dürfte klar sein, dass das Verwaltungsgebäude auf lange Sicht in direkter Nachbarschaft zu den Metternicher Uni-Gebäuden entstehen könnte.
Um die rechtlichen Voraussetzungen für künftige Erweiterungen zu schaffen, stimmte der Rat einstimmig für die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 186 „Universitätsgelände Metternich“ – genauer gesagt für die Einleitung der siebten Änderung – im beschleunigten Verfahren. Bereits Ende des vergangenen Jahres war die Universitätsleitung an die Stadtverwaltung mit der Bitte um Abstimmung der baulichen und räumlichen Notwendigkeiten herangetreten.
Grundsätzlich geht es nicht nur um das Verwaltungsgebäude, sondern generell um Nachverdichtungen, also um die Schaffung von weiteren räumlichen Kapazitäten für Forschung und Lehre sowie studentisches Wohnen. Das alles würde die derzeitige Fassung des Bebauungsplans nicht zulassen. ka