Die Stadt Koblenz will das Gelände am Fuß der Feste Franz, das ehemalige Areal der Standortverwaltung (Stov) der Bundeswehr, erwerben und neu gestalten. In der jüngsten Sitzung votierte der Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität einstimmig dafür, dass die Stadt gegenüber der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die das Gelände vermarktet, das Erstzugriffsrecht wahrnimmt.
Nutzung für die Karnevalsvereine denkbar
„Wir sollten das Gelände der ehemaligen Standortverwaltung erwerben, denn sonst kauft es ein anderer, und wir haben dann dort eine Containerabstellanlage“, sagte Baudezernent Bert Flöck während der Ausschusssitzung. Nach einem jetzigen Konzept gilt rund die Hälfte der zwölf Gebäude der Stov als erhaltenswert, der Rest soll abgerissen werden. Durch den Abriss dieser Gebäude gewinnt die Stadt nicht zuletzt Freiräume, sodass eine öffentliche Grünfläche geschaffen werden kann, die sich auf einer Achse von der Mayener Straße bis hin zum Franzosenfriedhof erstreckt. Neben Soldatengräbern befindet sich dort das Monument für den französischen Revolutionsgeneral Marceau, der 1794 Koblenz einnahm.
Wofür die ehemaligen Gebäude der Standortverwaltung genutzt werden können, dazu gibt es verschiedene Überlegungen. In der Sitzung des Ausschusses betonte Baudezernent Bert Flöck auf Nachfrage, dass unter anderem auch eine Nutzung für die Karnevalsvereine als Wagenbauhalle denkbar sei. Weitere Überlegungen hinsichtlich des Geländes sehen grob vor, dass der südliche Teil für eine Wohnbebauung, für Büros und Dienstleistungsunternehmen genutzt werden kann. Für den nördlichen Teil ist unter anderem eine kulturelle Nutzung, die Ansiedlung von Kunsthandwerksbetrieben, Restauratoren und Handwerkern denkbar.
1959 schien das Schicksal der Feste Franz besiegelt
Der Entwurf für den städtischen Haushalt 2023 sieht 100.000 Euro für die Grunderwerbsverhandlungen, weitere Untersuchungen sowie Vorbereitungen für Wettbewerbsverfahren vor. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 6,3 Millionen Euro, wovon der Bund den Löwenanteil, 90 Prozent der förderfähigen Kosten, übernimmt.
Rückblick: Im Januar 1959 schien das Schicksal der Feste Franz besiegelt. Pioniere der Bundeswehr sprengten nämlich einen zentralen Bereich der Lützeler Festung, das Reduit. Zuvor hatte es im zerbombten Koblenz als Notunterkunft gedient, mit äußerst prekären Verhältnissen. Als die Zeiten besser waren, sollte es endgültig unbewohnbar gemacht werden.
Dass heutzutage noch bedeutende Teile der Feste Franz erhalten sind, verdankt Koblenz nicht zuletzt ehrenamtlichen Bürger, die sich seit Jahrzehnten unter anderem im Förderverein „Feste Kaiser Franz“ engagieren. Und in jüngster Zeit trugen auch Fördermaßnahmen des Bundes und der Stadt Koblenz entscheidend dazu bei, dass die Feste Franz in einem neuen Licht erscheint. Nicht zuletzt auch ihr Umfeld, wie der in diesem Jahr eröffnete Festungspark auf der Höhe des Petersbergs zeigt.
Der Stadtrat berät am Freitag, 16. Dezember, über die Entwicklung des ehemaligen Geländes der Standortverwaltung.