In der Kernstadt von Bendorf und in den Stadtteilen Mülhofen und Sayn wird ein erneuter Versuch gestartet, um dort eine zukunftsfähige Glasfaserinfrastruktur zu errichten. Der Stadtrat beschloss bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig, mit der Firma Westconnect GmbH einen entsprechenden Kooperationsvertrag abzuschließen. Die Firma will den Ausbau eigenwirtschaftlich vornehmen. Für die Stadt Bendorf würden keine Ausgaben für die Investition und Folgekosten entstehen.
Der bisherige Stand
Der Stadtteil Stromberg wird durch die Firma Vodafone ausgebaut. Die Gewerbegebiete, die Schulen und Außengebietssiedlungen werden derzeit durch den geförderten Ausbau der Deutschen Glasfaser GmbH versorgt. Die Deutsche Glasfaser hatte vor einigen Monaten das Vorhaben eines eigenwirtschaftlichen Ausbaus nicht realisieren können, weil die vorgegebene Vermarktungsquote in Bendorf nicht erreicht wurde. Ein bestehender Kooperationsvertrag wurde kürzlich auf Wunsch der Stadt Bendorf aufgelöst.

Nach einem Gespräch mit der Verwaltung will die Firma Westconnect das Vorhaben erneut angehen. Die wesentlichen Bestandteile des Vorhabens erläuterte der zuständige Westconnect-Regionalmanager Philipp Klein den Ratsmitgliedern. Das Unternehmen ist Teil des EON-Konzerns und nach den Worten Kleins seit zehn Jahren ein relevanter Player im Glasfasermarkt. Derzeit biete es in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mehr als einer Million Einwohnern Zugang zum schnellen Internet. In seiner Präsentation machte Klein mit einem Zahlenvergleich die Unterschiede der verschiedenen Anschlüsse deutlich. Ein Video mit 10 Gigabyte (GB) Datenvolumen benötige bei einer herkömmlichen DSL-Leitung mit 16 Megabit pro Sekunde eine Ladezeit von rund eineinhalb Stunden. Die verkürze sich in einer Glasfaser-Leitung mit einem Durchsatz von 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf circa eine Minute.

Kommunen sind verärgert über Glasfaserausbau
Erst wird viel geworben, dann hört man monatelang nichts und schließlich wird unzureichend gebaut: Kommunen und Städte der Region stoßen auf unterschiedliche Probleme beim Thema Glasfaser. Das beschäftigt viele Kommunen im Jahr 2024.
Wie der Westconnect-Manager weiter ausführte, wurden in der Bendorfer Kernstadt 5016 Wohneinheiten ermittelt, in Mülhofen 1369 und in Sayn 2877. Als Voraussetzung für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau nannte Klein eine Vermarktungsquote von 20 Prozent der bestehenden Wohneinheiten. Die potenziellen Kunden könnten die Service-Verträge mit Westconnect oder der Firma 1&1 abschließen. Bei einem kurzfristigen Vertragsabschluss würde der Hausanschlusspreis von rund 1000 Euro entfallen. Konkrete Beträge für die laufenden monatlichen Kosten nannte Klein nicht. Die seien aber vergleichbar mit denen der Mitbewerber. Wie Klein weiter verkündete, soll es im Vorfeld für die Bürger diverse Beratungsmöglichkeiten geben.
Im Kooperationsvertrag wird vereinbart, dass das Eigentum des Glasfasernetzes und die Nutzungsrechte beim Netzbetreiber verbleiben. Die Stadt Bendorf soll den Ausbau nach ihren Möglichkeiten unterstützen. Dazu gehören neben anderem beschleunigte Genehmigungsverfahren zum Ausbau, eine zügige Erteilung von verkehrsrechtlichen Anordnungen im Rahmen von Straßenbauarbeiten oder die Organisation gemeinsamer Informationsveranstaltungen.
Zeitlicher Ablauf
Nach Abschluss des Kooperationsvertrags könnte am 1. Oktober 2025 mit der Vermarktung, das heißt mit dem Einholen von Serviceverträgen und Grundstückseigentümererklärungen, begonnen werden. Parallel dazu könnten die notwendigen Baumaßnahmen geplant und die dazugehörigen Genehmigungsanträge gestellt werden. Mit den Tiefbauarbeiten könnte bereits im ersten Quartal 2026 begonnen werden. Die würden, wie Klein auf Fragen von Ratsmitgliedern erklärte, von Subunternehmen durchgeführt. Westconnect erfülle hierbei eine den Standards des Tiefbaus entsprechende Tiefe für die zu verlegenden Leitungen.