Die wichtigsten Neuerungen: Fast das gesamte Jahr 2019 stand im Zeichen der Analyse der bestehenden Strukturen und der Identifizierung nötiger Veränderungen. Das Problem nämlich: die aktuell hohe Altersstruktur im Amt, der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen und die noch nicht ausreichend vorangetriebene Digitalisierung, um das Amt effizienter zu machen. Die Ergebnisse: Das neue Gesundheitsamt braucht eine neue Aufbaustruktur, unter anderem soll ein Verwaltungsbereich etabliert werden. Eine neue Führungs- und Kommunikationskultur ist ebenso notwendig wie die Neustrukturierung der drei Standorte in Koblenz, Mayen und Andernach. Außerdem braucht es der Analyse zufolge ein neues Image und Öffentlichkeitsprofil. Dass Corona das Gesundheitsamt von Stadt und Kreis ohnehin stark in den Fokus der Allgemeinheit rücken würde, war zu Beginn der Überlegungen noch undenkbar. Vor allem im letzten Drittel des Jahres 2020 habe sich die Situation im Haus verschärft, so dass das Kreisverwaltungsreferat „Organisation“ die Federführung des Projekts übernommen hat.
Die drei großen Ziele: Der Umzug – Die drei Orte, in denen es Stellen des Kreis- und Stadtgesundheitsamts gibt, bleiben, in Koblenz aber zieht das Amt weg aus der Neversstraße in ein neues Gebäude in der Mainzer Straße. Am letzten Tag des Jahres wird das aktuelle Gebäude geräumt an den Vermieter übergeben.
Die Neuorganisation – Angegangen werden externe und interne Strukturen, dazu zählen Abläufe im Gesundheitsamt. Angegangen werden aber auch die Dienstleistungsangebote.
Die Digitalisierung – Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, wie sinnvoll eine möglichst digitale Ausrichtung des Amts sein kann. Erst kürzlich vermeldete das Kreisgesundheitsamt die Umstellung auf die Software Sormas, die eine Nutzung der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung in Pandemiezeiten deutlich leichter macht.
Das neue Gebäude: Der neue Standort des Gesundheitsamts in Koblenz ist rund 1000 Quadratmeter groß. Der Zugang ist laut Kreisverwaltung barrierefrei. Geplant ist eine multifunktionale Ebene im Erdgeschoss, vergleichbar mit dem Empfang in einer Arztpraxis, sagt Dunja Skura vom zuständigen Referat der Kreisverwaltung. Außerdem gebe es in der Mainzer Straße die Option zur Einrichtung eines Krisenzentrums – wieder zeigt die aktuelle Pandemielage, dass ein solches durchaus sinnvoll sein kann.
Ende September sollen die Arbeiten am Gebäude abgeschlossen sein, der Umzug soll spätestens Anfang Oktober dieses Jahres vonstatten gehen.
Die Kosten: Den Umzug lässt sich der Kreis ordentlich etwas kosten. Eine Viertelmillion Euro werden für die Ausstattung nötig, über eine halbe Million Euro fließen in den Umbau. Für die Miete (Vermieter: eine Stiftung) werden acht Euro pro Quadratmeter fällig, dazu kommt ein Umbauzuschlag von 3,50 Euro pro Quadratmeter – das ergibt eine Kaltmiete von zunächst 11,50 Euro pro Quadratmeter, heißt: 138 000 Euro im Jahr. Einschließlich Nebenkosten kommt der Kreis auf 204 000 Euro im Jahr, rund 90 000 Euro jährlich mehr als bisher. Aber: 2,38 Millionen Euro nimmt der Kreis gleichzeitig ein in Zusammenhang mit einem Aufhebungsvertrag für den aktuellen Standort (Vermieter: Land). Heißt: Die laufenden Mehrkosten sind damit über 25 Jahre ausgeglichen.
Ein Umzug oder doch mehrere: Standortbezogen zieht nur das Koblenzer Gesundheitsamt um, aufgrund der Umstrukturierung organisiert die Kreisverwaltung aber gleich drei Umzüge, die sich auf alle drei Standorte, Koblenz, Andernach und Mayen, beziehen. Hintergrund sind die Verlegung von Arbeitsplätzen, neue IT-Verkabelungen und Verlegung weiterer Infrastruktur.
Die Fachzentren: Aus den drei Standorten des Kreisgesundheitsamts sollen Fachzentren werden, kündigt die Kreisverwaltung an. In Andernach soll der „Campus SPDi“ (Sozialpsychiatrischer Dienst) aufgrund der Nähe zur Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach entstehen, in Mayen der „Campus Infektionsschutz und Umweltmedizin“, in Koblenz der „Campus Allgemeine medizinische Dienstleistungen“. Die Grundversorgung aber sei weiterhin an allen Standorten gegeben, betont das zuständige Referat im Kreishaus und beantwortet damit auch die Frage von Achim Hütten (SPD), ob etwa Arbeitsfähigkeitsuntersuchungen auch weiterhin in Andernach möglich seien.
Die Fördergelder: 162 260 Euro stehen dem Gesundheitsamt im Kreis vom Gesundheitsministerium des Landes noch für die Digitalisierung zur Verfügung. Die sollen für Schulungen, Laptops und Software verwendet werden.