Der neue Standort ist mit der Matthiaskapelle – laut Überlieferung einer alten Ruhestätte von Reliquien des heiligen Matthias – geschichtsträchtig, aber als Überbleibsel einer früheren Burg auf einem Berg gelegen auch ungewöhnlich – vor allem was die Logistik anbelangt.
Die Familie Pistono hat gut zu tun. Drei Hotels führt sie: den Stammsitz in Dieblich, das Hotel Moselblick in Winningen und seit wenigen Monaten auch das Stadthotel Krämer in Koblenz. Nun ist seit vergangenem Sonntag, 1. September, noch eine vierte Örtlichkeit ins Portfolio der Familie hinzugekommen. Seitdem haben sie den Kiosk an der Oberburg als neue Pächter wieder eröffnet.
Acht Jahre bis zur Vertragsunterzeichnung
Rund 20 Jahre seien die Vorpächter auf dem geschichtsträchtigen Areal gewesen, sagt Pistono. Er selbst und seine Frau Monika hatten allerdings schon länger ein Auge auf die Oberburg geworfen. Bis der Deal mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz – die Burg gehört dem Land – nun dingfest war, hat es eine Weile gedauert: „Acht Jahre“, sagt Walter Pistono und lacht.
Seinen Lauf genommen hatte alles nach einem Treffen mit dem ehemaligen Landtagsmitglied Hans-Josef Koggel, der sich mit der gegründeten St.-Matthias-Bruderschaft für die Matthiaskapelle eingesetzt hatte und die Familie auf die Burg und die Pachtmöglichkeit aufmerksam machte. Immer und immer wieder habe er den Namen Pistono ins Spiel gebracht, sagt Walter Pistono, mit Bewerbungen, einem Plan, den die Familie – die drei Kinder Theresa, Niklas und Isabelle sind ebenfalls schon fest im Familienbetrieb tätig – für das Areal im Sinn hatte und Zahlen, wie etwa zur Bettenkapazität, die man in den anderen Betrieben anbieten kann.
Die Bettenzahl sei wichtig für Gäste von Hochzeiten, die man so unterbringen könnte. Immerhin sollen schon ab 1. Oktober wieder standesamtliche Trauungen in der Burg angeboten werden. Der Zusammenhalt in der Familie sollte vor allem eines signalisieren: Die Familie Pistono weiß, was sie tut, alle ziehen an einem Strang, das Konzept ist bereits in der kommenden Generation verankert und somit keine Eintagsfliege.
Früher war die Voraussetzung, dass jemand auf der Burg lebt.
Walter Pistono
Nicht ganz unwesentlich: Die Familie kann sich finanziell halten, auch ohne den Kiosk auf der Oberburg. Denn wirtschaftlich tragend sei so ein Kiosk für Wanderer allein nicht, sagt Pistono. Mit Blick in die Zukunft wolle man erst mal standesamtliche Hochzeiten mit Sektempfang und Fingerfood vor Ort anbieten, Menüs, die in Dieblich gefertigt und zur Burg transportiert werden, sollen das Angebot künftig erweitern, ein Festzelt auf der Wiese in direkter Nähe ist angedacht. Später könnte Pistono sich einen festen Bau dort vorstellen, der mit Stein und Glas an den Burgcharakter angepasst ist. Aber nun heißt es anfangen, das Rad nach etwa neun Monaten Stillstand wieder ins Rollen bringen – auch wenn die ersten Anfragen bereits eingetrudelt sind.
Dabei ist das Arbeiten auf einer Burg natürlich etwas anderes, als in einem Hotel. Zwar verfügt man nicht nur über eine Kioskküche im Erdgeschoss, sondern auch über eine Profiküche im ersten Stock, doch die Logistik ist aufwendiger. Abläufe müssen von vorne bis hinten durchgeplant werden, denn wenn etwas vergessen wird, ist es ein ziemlicher Weg die immerhin asphaltierte Straße hinunter durch die Ortschaft Kobern, um beispielsweise über die Moselgoldbrücke auf die andere Uferseite und bis zum Stammhotel in Dieblich zu kommen. Fahrzeit: eine gute halbe Stunde.
Zudem ist die Familie durch den Vertrag mit der GDKE verpflichtet, auf der Burg jeden Tag nach dem Rechten zu sehen, Grund sind mögliche Schäden durch Vandalismus: „Früher war die Voraussetzung, dass jemand auf der Burg lebt“, weiß Pistono, daher gibt es auch noch eine Wohnung in dem Gebäude. Immerhin sei man mit dem Pachtvertrag, der die kommenden zehn Jahre läuft, nicht nur mitverantwortlich für die Burg, sondern leiste auch einen kulturellen Beitrag zur Region und zum Tourismus, ist sich Pistono bewusst. Das erfülle ihn und seine Familie – ohne deren Unterstützung er das Vorhaben gar nicht erst gestartet hatte – mit Stolz: „Das ist ein i-Tüpfelchen im eigenen Portfolio.“
Das sagt Bürgermeister Martin Dötsch
Zum Eröffnungssonntag kamen auch der neu gewählte Bürgermeister Martin Dötsch und seine Frau Gaby auf der Oberburg vorbei. Als Berufswinzer habe man schon Erfahrungen mit der Familie Pistono gemacht, daher kennen und schätzen die beiden deren offene Kommunikation: „Da gibt es klare Ansagen, wenn etwas geht, aber auch wenn etwas nicht möglich ist“, sagt Martin Dötsch. Ebenso „konstruktiv und gut“ empfinden die beiden die Zusammenarbeit mit der GDKE, ein Faktor, der viele eher von einem geschichtsträchtigen Projekt wie der Oberburg abschrecken könnte.
Die Familie Pistono sei regional bekannt, erfahren, daher habe er bisher nur positive Rückmeldung auf die Neuigkeit bekommen, sagt Martin Dötsch: „Da weiß man, dass das klappt.“ Auch für Touristen sei die Wiedereröffnung ein Gewinn, der eventuell auf die Gemeinde abfärbt: „Manche reisen wegen der Matthiaskapelle an und kommen nicht in den Ort rein, sondern fahren direkt wieder“, wissen Gaby und Martin Dötsch. Von einer Möglichkeit, einzukehren und sich weiter über die Ortschaft zu informieren, hoffen sie, dass mehr Menschen nach Kobern-Gondorf finden.