Ein Bombenfund, vergessene Kasematten und der Kampf mit der immensen Wucht des Wassers: Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke ist ein gutes Beispiel dafür, dass man selbst bei den durchdachtesten Vorhaben eben nicht alles planen kann. Auf der Baustelle sind sowohl die Stadt als Bauherr als auch die bauausführenden Firmen zuletzt immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert worden, die kreative Lösungen erforderten.
Trotzdem resümiert Tiefbauamtsleiter Kai Mifka bei einer Führung über die Baustelle am Dienstag: „Wir haben auf allen drei Baufeldern in diesem Jahr einen großen Fortschritt erzielt.“
Sehr weit vorangeschritten sind die Bauarbeiten demzufolge an der Westrampe unmittelbar neben dem Kurfürstlichen Schloss. Die breiten, kantigen Stützen aus Beton für die neue Vorlandbrücke stehen bereits, momentan wird ein Traggerüst gebaut, das für die Betonage der Vorlandbrücke gebraucht wird. „Was wir hier sehen, ist jetzt nicht zwingend schön, sondern zweckdienlich“, sagt Mifka.
Die Pfeiler und die Auflagebalken werden später alle wieder zurückgebaut. Denn: „Auch für die Westrampe gilt, dass sie genau wie die Strombrücke in Richtung der alten Fahrbahn verschoben wird“, so Mifka. Voraussichtlich Anfang Januar/Ende Februar 2025 soll die Vorlandbrücke betoniert werden, kündigt derweil Jörg Endlein, technischer Kopf der Arbeitsgemeinschaft der bauausführenden Firmen, an.
Am meisten beschäftigt hat die Bauleute in den vergangenen Wochen das Baufeld im Fluss. Damit die Brücke parallel zur jetzigen gebaut werden kann, braucht es natürlich auch Pfeiler im Wasser. Wo die hinkommen, zeigen zwei große Baugruben mitten im Rhein an. Derzeit sind Bauleute damit beschäftigt, die Seitenwände der Grube auf der Schlossseite mit dicken Rohren zu stützen. Eine wichtige Aufgabe, denn solange kein Fundament einbetoniert ist, müssen sie ja trotzdem dem hohen Wasserdruck standhalten können.
Das ist auch der Grund, weshalb die Baugrube selbst derzeit noch voll Wasser ist. Der Unterschied des Wasserstandes zwischen innen und außen darf nicht zu groß sein, sonst bricht die Grube in sich zusammen, erklärt Endlein und weiter: „Ein Riesenproblem sind die Wasserstände und damit die Strömungsgeschwindigkeit. Von denen sind wir extrem abhängig und die waren in diesem Jahr ziemlich hoch. Dadurch kam es immer wieder zu Unterbrechungen.“
Ein gewisser Zeitdruck ist da. Bis März/April 2025 muss der Pfeiler im Rhein fertig sein. Dann nämlich sollen die ersten großen Stahlbauteile der neuen Brücke auf der Westseite montiert werden. Der Bau dieser Teile laufe derzeit auf Hochtouren, sagt Mifka. Vor Herausforderungen hat die Bauleute auch die Frage gestellt: Wie bekommt man Beton in eine Baugrube, die 80 Meter weit vom Ufer entfernt ist? „Das ist ein Maß, wo man mit einer Betonpumpe nicht mehr hinkommt“, sagt Endlein.
Eine kreative Lösung musste her und die sieht spektakulär aus: Eine 80 Meter lange Behelfsbrücke aus Gerüstteilen. Über sie kommen Bauarbeiter nicht nur sicher zur Baugrube, an ihr werden später auch Rohrleitungen für den Beton installiert. „Die ganze Konzeption hat relativ viel Zeit in Anspruch genommen“, sagt Endlein. Und sie sieht letztlich ganz anders aus, als die Idee des Bauherrn, wie Mifka sagt: „Wir hatten hier eigentlich so eine Art Andienungsverkehr mit Boot vorgesehen.“ Doch es kommt eben nicht alles immer so, wie man es plant.
Das zeigt sich auch im Baufeld West nur zu gut. Ende August wurde dort eine Weltkriegsbombe gefunden, die letztlich vor Ort nicht entschärft und deshalb auf der Schmidtenhöhe kontrolliert gesprengt werden musste. Auf Trab hielt Mifka und Co. noch dazu der Fund von Kasematten unter der bestehenden Vorlandbrücke. „Diese waren nicht mehr auf Plänen verzeichnet, wir wussten nicht, dass sie existent sind.“
Eine abgebrochene Entschärfung, ein riskanter Transport und eine kontrollierte Sprengung: Eine Woche lang hat eine Fliegerbombe in Koblenz Behörden und Einsatzkräften einiges abverlangt. Am Freitag wurde das 250 Kilogramm schwere Weltkriegsrelikt im Militärbereich auf der Schmidtenhöhe gesprengt.„Die hat uns schon geärgert, die Bombe“: So lief die kontrollierte Sprengung in Koblenz
Wie man beim Ausgraben feststellte, waren die Kasematten mit Trümmerschutt befüllt. Da sei laut Mifka die Frage aufgekommen: „Wie stellen wir sicher, dass in dem Trümmerschutt nicht noch eine Bombe liegt?“ Die Lösung: Der ganze Schutt wurde aus den Kasematten geholt und von einer Spezialfirma untersucht. Gefunden hat man dabei glücklicherweise nichts.
Mit der Denkmalpflege sei nun abgestimmt, dass man die Kasematten mit sogenanntem Flüssigboden verfüllt, so Mifka. „Damit sind sie grundsätzlich konserviert für die Nachwelt, aber wir müssen nicht mehr befürchten, dass sie uns mal zusammenbrechen, wenn obendrüber die Fahrbahn läuft.“