Ein großes massives Doppeltor, flankiert von hohen Zäunen, die mit scharfkantigem Klingendraht gespickt sind, markiert die Baustellenzufahrt. Es ist der einzige Ein- und Ausgang, den Arbeiter, Architekten und Co. überhaupt nutzen können – ringsherum ist die Großbaustelle, die sich mitten im zuletzt noch für den Maßregelvollzug genutzten Bereich befindet, mithilfe besagter Sicherheitsvorkehrungen abgetrennt. Einfach mal so mit den notwendigen Abrissarbeiten vor dem Bau des neuen Gebäudetraktes zu beginnen, war dementsprechend nicht möglich, erläutert Jörg Fischer von den Andernacher Architekten Fischer und Summerer.
„Das Landeskrankenhaus und das Landeskriminalamt stellen komplexe Anforderungen. Die Baustelle auf dem Klinikgelände muss so sicher wie möglich sein“, erläutert Jörg Fischer. Dabei gelte es vor allem, einem möglichen Ausbruch sowie der Ausbruchshilfe vorzubeugen. Um dies erreichen zu können, musste die Baustelle durch einen separaten Hochsicherheitszaun vom übrigen Klinikgelände abgetrennt werden. Das Landeskriminalamt, so berichtet Fischer weiter, wirft aber auch einen Blick auf die bauausführenden Firmen und deren Mitarbeiter, die auch darin unterwiesen werden, wie sie sich in unmittelbarer Nähe zum Maßregelvollzug zu verhalten haben. Erst dann erteilt die Behörde die Freigabe. Trotz des anfänglichen logistischen Aufwands stellt eine solche Baustelle aus Sicht des Architekten einen gut geregelten Arbeitsplatz dar.
Für das neue Arbeitstherapie- und Sozialzentrum musste zunächst ein aus den Anfangsjahren der 1972 errichteten Klinik stammendes Wohngebäude sowie ein abgängiges Arbeitstherapiegebäude weichen. Der neue Komplex mit einer Bruttogrundfläche von knapp 3000 Quadratmetern wird sich über zwei Ebenen erstrecken und an ein sanierungswürdiges Bestandsgebäude angebaut. Während in den Therapieräumen der unteren Ebene künftig Arbeits- und Beschäftigungstherapien wie Holz-, Metall- und Papierarbeiten sowie Kunst- und Theatertherapien angeboten werden sollen, soll eine Ebene darüber ein Ort der Begegnung und Andacht entstehen.
Ganz bewusst, so sagt Architekt Fischer, soll sich das Sozialzenturm baulich von allem anderen auf dem Klinikareal abheben. Zum ersten Mal werden Patienten und deren Besucher in den Genuss einer Cafeteria im Maßregelvollzug kommen. „So etwas gibt es hier bislang nicht“, betont der Architekt. Geformt wird das Sozialzentrum aus zwei unterschiedlich großen, miteinander verbundenen Kreiselementen. Durch eine offen gestaltete Fassade werden die Besucher der Cafeteria den Blick ins Grüne genießen können. Daneben wird es noch einen Kiosk, eine Bücherei und einen Verkaufsraum für Produkte aus der Arbeitstherapie sowie einen Andachtsraum geben. „Wir sind ein Krankenhaus, aber wir haben hier Straftäter, die nicht selten lange hier sind. Und in dieser Zeit sollen sie sich auch hier wohlfühlen dürfen. Das ist Teil unserer Demokratie“, erläutert Landeskrankenhaussprecher Markus Wakulat die Grundidee hinter dem Neubau. Mehr Unterbringungsmöglichkeiten für mehr Patienten, so betont er, entstehen dadurch aber nicht. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2020 geplant.