Der Tod des Lokalpolitikers und WGS-Gründers Torsten Schupp macht es notwendig, dass seine Fraktion sich neu aufstellt. Dabei wird der Wunsch des Koblenzers posthum erfüllt, dass Anna Maria (Anne) Plato seine Nachfolgerin an der Fraktionsspitze wird.
Für den Verstorbenen selbst rückt Dirk Kissel in den Stadtrat nach. Der Layer war bei der Kommunalwahl 2024 hinter Plato auf Platz vier gelandet – und verpasste damit den Einzug ins Parlament um rund 200 Stimmen. Manfred Diehl, der 2023 von der CDU- zur WGS-Fraktion wechselte, bleibt Mitglied der dreiköpfigen Fraktion.

Anna Maria Plato hatte nicht damit gerechnet, dass Torsten Schupp sie wenige Tage vor seinem Tod bitten würde, Fraktionschefin zu werden. „Ich bin anders als Torty. Ich arbeite nicht gern in der ersten Reihe, sondern lieber im Hintergrund“, berichtet die 63-Jährige im Telefonat mit unserer Redaktion. Aber der Wunsch des WGS-Gründers ließ sie natürlich nicht kalt. Sie besprach sich mit ihrem Mann, bekam von vielen Seiten, auch von Teilen des Stadtvorstands, Zuspruch. „Dann dachte ich: Okay, ich werde noch mehr Ehrenamt machen.“ Sie lacht.
Ganz allein wird sie die Mehrarbeit nicht stemmen, das ist ihr wichtig. So geht mit der Neuaufstellung einher, dass die Aufgaben, die in einer Fraktion anfallen, auf mehrere Schultern verteilt werden. „Dazu gehören auch die Ausschüsse“, sagt Plato unumwunden. Da habe man die ersten zehn Mitglieder von der WGS-Liste mit ins Boot geholt. „Anders geht es nicht“, sagt die 63-Jährige und betont: „So kommen auch neue Gesichter in die Gremien.“

Schupp wollte „Laden noch mal aufmischen“
Torsten Schupp war Koblenzer Original, Friseurmeister, Entertainer – und langjähriges Mitglied des Stadtrats. Er sah sich als „Vadder der Kowelenzer“, der schon mal aneckte, dem man aber nie lange böse sein konnte, wie OB David Langner sagte.
Plato gehört zu den Gründungsmitgliedern der WGS, die 2019 als Wählergruppe Schupp startete und seit 2023 Wählergruppe Schängel heißt. Die Koblenzerin berichtet, dass sie vor der Kommunalwahl 2019 auf der Suche nach einer Gruppierung im Stadtrat war, in die sie sich einbringen kann, um die Interessen der rechten Rheinseite zu vertreten. In ihrem Wohnort Arenberg-Immendorf ist die 63-Jährige schon seit mehr als 20 Jahren lokalpolitisch aktiv und weiß, dass die Entscheidungen letztendlich eben nicht dort, sondern im Stadtrat gefällt werden.
Damals las sie, dass Torsten Schupp eine neue Wählergruppe aufbauen und mit dieser in die Wahl gehen will. Die beiden trafen sich, um sich kennenzulernen – „na wo wohl? Im Galestro“, sagt sie fröhlich. Denn das ist das Café, in dem Schupp am liebsten saß – mit Cappuccino und Cornetto. „Ich fand ihn als Person und seine Einstellungen direkt toll, er hat mich richtig mitgenommen“, erinnert sie sich. Und weil sie auf der anderen Rheinseite bekannt ist, war auch klar, dass sie etliche Unterstützer haben würde. So kam sie relativ weit vorn auf die Liste. Für den Einzug ins Parlament reichte es indes noch nicht, aber sie arbeitete in Ausschüssen mit. Und als Biggi Hoernchen aus gesundheitlichen und David Follmann aus beruflichen Gründen ihre Ratsmandate niederlegten, rückten Plato und Britt Gutmann im Februar 2023 nach.

Hunderte Koblenzer nehmen von Torsten Schupp Abschied
Torsten Schupp ging mit seiner Krebserkrankung und seinem nahenden Lebensende offen um, wollte um jeden weiteren Tag in der Karnevalssession kämpfen, um noch einige Sitzungen zu erleben. Am 3. Februar verlor er den Kampf.
Was sich nun ändern wird, wo sie Chefin ist? „Es wird auf jeden Fall etwas leiser zugehen als mit Torty.“ Sie lacht, als sie das sagt. Klar: Schupp, der Entertainer und Musiker Torty de Banana, trug auch als Ratsmitglied das Herz auf der Zunge, scheute sich nicht, laut zu werden und Sprüche rauszuhauen. „Wir sind alle etwas anders als der Torty, aber die Ziele werden die gleichen sein, um Koblenz schöner zu machen“, sagt Plato. Das seien kleine Ziele wie die Schängelampel oder die bemalten Stromkästen, die aufs Konto der WGS gehen, sowie die Friedhofspaten analog zu den Spielplatzpaten.
Sie habe viel vom WGS-Gründer lernen dürfen, wofür sie sehr dankbar sei. Zum Schluss sagt Anne Plato noch: „Torsten hat uns mitgegeben, dass wir uns weiterhin vertragen und an einem Strang ziehen sollen – und weiter für Koblenz kämpfen sollen.“ Auch diesen Wunsch wollen die Aktiven ihrem alten Fraktionschef bestmöglich erfüllen.