Das liegt auch daran, dass die Themen Romanticum, Alte Burg und Stadtarchiv in Koblenz schon seit Jahren die Gemüter erhitzen. Zuletzt köchelten diese Dauerbrenner im selben Topf und wurden in den vergangenen Wochen mehrfach debattiert (wir berichteten mehrfach). Die Beschlussvorlage der Verwaltung hatten die Fraktionen von Grünen und CDU um Änderungsvorschläge ergänzt. Diesem Paket stimmte die überwiegende Mehrheit des Stadtrats letztlich zu. Dagegen votierten die Freien Wähler, die Wählergruppe Schängel und Anna Köbberling (SPD). Die Kosten sollen rund 1 Million Euro betragen.
Für die Alte Burg soll ein Nachnutzungskonzept erstellt werden
Zum Beschluss gehört, dass das Stadtarchiv vorübergehend an den Zentralplatz umsiedeln und dass für die Alte Burg ein Nachnutzungskonzept erstellt werden soll. Ebenso für die Räume des Noch-Romanticums, sobald das Stadtarchiv dort wieder auszieht. Zudem sollen wesentliche Exponate und Ausstellungsstücke des Romanticums im Rhein-Museum in Ehrenbreitstein untergebracht werden. Diese vier Vorschläge hatte die CDU-Fraktion unterbreitet.
Dazu ergänzend schlugen die Grünen vor, dass eine „konzeptionelle Anpassung“ von Mittelrhein-Museum, Stadtbibliothek und Stadtarchiv erarbeitet wird, die „die gemeinsame Unterbringung unter einem Dach für Synergieeffekte und für neue Formen der Zusammenarbeit und gemeinsame Angebote nutzbar macht“. Zudem soll das Mittelrhein-Museum, das künftig auf einige Räume verzichten muss, im Forum die „Weinlounge“ und Räume der Stadtbibliothek kostenfrei nutzen können.
Massiver Schimmelbefall
Einig sind sich Ratsmitglieder und Verwaltung darin, dass die Räume der Alten Burg den Mitarbeitern des Stadtarchivs alles andere als einen geeigneten Arbeitsplatz bieten. Das Gebäude, dessen Fundamente im 13. Jahrhundert wurzeln, ist laut Stadt unter den Burgtürmen massiv von Feuchtigkeit und Schimmel befallen. Zudem sei das Wasser- und Rohrsystem marode, und es gebe undichte Stellen im barocken Walmdach sowie weitere Schäden im Dachstuhl.
Deutliche Kritik am Umzug des Stadtarchivs in den Kulturbau übten die Freien Wähler (FW). Schließlich gab es bislang auch die Option, dass das Stadtarchiv im Schängel Center untergebracht wird. Dazu hätte die Stadt mit dem Vermieter einen Mietvertrag über 10 bis 20 Jahre aushandeln müssen. Laut Oberbürgermeister David Langner (SPD) wäre diese Variante teurer geworden als das Archiv ins stadteigene Forum zu verlagern. FW-Fraktionschef Stephan Wefel-scheid sagte: „Ich habe vieles erlebt im Stadtrat, aber dieser Aufschlag macht mich sprachlos.“
Die Freien Wähler hatten beantragt, das Stadtarchiv im Schängel Center unterzubringen. Wefel-scheid meinte: „Durch die Verlagerung gerät die Sanierung der Alten Burg aus dem Blick.“ Und weiter: „Wir haben uns rechtzeitig Gedanken gemacht, wie man den 100 Millionen Euro teuren Kulturbau mit Leben füttern kann, als Ort des Austauschs und der Begegnung. Das Schlechteste, was man machen kann, ist, dort ein Archiv unterzubringen.“
Kommt der alte Plenarsaal des Landtags nach Koblenz?
Er wiederholte seine Idee, den alten Plenarsaal des Mainzer Landtags als Ort der Demokratie im Kulturbau unterzubringen: „Ich habe schon viele Gespräche geführt, die Möglichkeit besteht.“ Diese Idee begrüßten die anderen Fraktionen. Sein Fraktionskollege Christian Altmaier sagte: „Die Alte Burg ist eine Wasserburg. Es hätte schon vor Jahrzehnten ein Umzug des Stadtarchivs veranlasst werden sollen.“ Er schlug vor, die Alte Burg zu sanieren und das Stadtarchiv anschließend dort wieder einziehen zu lassen. Jedenfalls solle ein Ort der Demokratie nicht in den Keller des Kulturbaus verbannt werden. Torsten Schupp (WGS) sagte: „Ich bin erstaunt ob der neuen Koalition aus CDU und Grünen im Rat. Wir unterstützen den Antrag der Freien Wähler.“
Marion Lipinski-Naumann (SPD) befand: „Nach 15 Jahren Hängepartie verbessern sich endlich die Arbeitsumstände der Mitarbeitenden des Stadtarchivs. Aber es ist wichtig, dass wir eine Nachnutzug für die Alte Burg finden.“ Christoph Schöll (FDP) meinte: „Es ist nicht gut, wenn es in einer so teuren Immobilie wie dem Kulturbau tiefgreifende Eingriffe in die Bausubstanz gibt.“ Eine Zehn-Jahres-Miete im Schängel Center sei teuer, aber die bessere Lösung: „Die Alte Burg müssen wir sowieso sanieren.“ Dazu sagte Langner: „Aber diese Option wäre teurer. Zudem können wir nicht das ganze Archivmaterial im Schängel Center unterbringen und bräuchten eine weitere Anmietung.“
Anna Köbberling (SPD) sagte: „Das Archiv muss zügig und vorübergehend aus der Alten Burg ausquartiert werden. In diesem feuchten von Schimmel befallenen Gebäude darf man nicht arbeiten.“ Die Schließung des Romanticums sei an der Zeit: „Die Zielgruppe ist unklar: Für Kinder ist die Ausstellung langweilig, für Erwachsene lapidar.“ Allerdings solle das Stadtarchiv dort nur nach sorgfältiger Prüfung untergebracht werden: „Wenn wir im Forum umbauen, ist das nicht vorübergehend, sondern macht etwas kaputt.“ Auch sie bemühe sich darum, den alten Plenarsaal aus Mainz nach Koblenz zu holen.