Alshawakh stammt aus Aleppo. Am 1. Mai 2015 hat er sich gemeinsam mit seinem Vater und seinem älteren Bruder auf die gefährliche Reise in eine bessere Zukunft begeben, wie die Hochschule in einer Pressemitteilung berichtet. Seine Mutter und seine beiden jüngeren Brüder kamen ein Jahr später im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland. 22 Tage war er auf seiner Flucht unterwegs, mit dem Boot nach Griechenland, über Mazedonien, Serbien und Ungarn – die Angst war sein ständiger Begleiter. Nur 10 seiner 50 Mitreisenden haben es ans Ziel geschafft. Doch so schlimm die Erfahrungen auf der Flucht waren, am schwersten fand der junge Mann das erste Jahr in Deutschland: „Meine Aufenthaltsgenehmigung habe ich erst nach einem Jahr erhalten. Ein ganzes Jahr ohne Sprachkurs, ohne Studienmöglichkeit, ohne Arbeit, ohne Freunde, ohne Beschäftigung, ohne richtiges Leben, das war schon hart.“ Dass er heute so hervorragend Deutsch spricht, ist seinen eigenständigen Bemühungen zu verdanken, denn der Deutschkurs wurde erst nach einem Jahr bewilligt, teilt die Hochschule mit.
So wie Hussam Alshawakh haben viele Geflüchtete in ihrer Heimat das Abitur gemacht, ein Studium angefangen oder bereits abgeschlossen. Deutsche Hochschulen haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Angebote entwickelt, um Geflüchteten wie ihm den Zugang zum deutschen Bildungssystem zu erleichtern und ein Studium zu ermöglichen. Doch die jungen Menschen haben nach wie vor viele Hürden zu überwinden, die andere Bewerber nicht kennen. So sind bei der Bewerbung um einen Studienplatz Zeugnisse und Bescheinigungen über das Abitur oder das bisherige Studium nachzuweisen. Was aber tun, wenn wie im Fall von Alshawakh die Hochschule durch den Krieg zerstört wurde? Da hilft die konkrete Unterstützung im Einzelfall. „Die Zahl der Bildungsausländer hat sich in den vergangenen Semestern fast verdoppelt. Um ihnen den Einstieg in unser Bildungssystem und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, bauen wir unsere Unterstützungsangebote seit zwei Jahren kontinuierlich aus“, erläutert Anne Quander, Leiterin des International Office.
Von allen Bildungsausländern seien Syrer die zweitstärkste Gruppe: „Viele von ihnen sind den steinigen Weg auch ohne Hilfsprogramme gegangen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Biss und Durchhaltevermögen die Geflüchteten zeigen“, berichtet Pia Dekorsy, die seit Oktober an der Hochschule Koblenz Flüchtlinge zu Studienmöglichkeiten, Zugangsvoraussetzungen und Hilfsangeboten berät. Oft seien die Zufluchtsuchenden aber auch überfordert von den vielen Informationen. „Viele Dinge, die für Einheimische selbstverständlich sind, können für die Geflüchteten problematisch sein. Oft sind es nur kleine, praktische Hilfestellungen, die an dieser Stelle einen großen Unterschied machen“, betont die Flüchtlingsbeauftragte. Das bestätigt auch Alshawakh, der seine Bewerbung um einen Studienplatz gemeinsam mit dem International Office ausgefüllt und von dort zu jeder Zeit Hilfe und Motivation erfahren hat: „Es war einfach toll zu merken, dass die Hilfsangebote wirklich ernst gemeint sind.“
Hussam Alshawakh ist seinen Weg auch ohne Rechtsberatung und Deutschkurs gegangen, hätte sich solche Angebote aber sehr gewünscht und freut sich über die heute zahlreichen Hilfestellungen an deutschen Hochschulen. Um andere Geflüchtete auf ihrem Weg zu unterstützen und auch selbst weiterhin Unterstützung zu erfahren, hat er sich ins Buddy-Programm der Hochschule aufnehmen lassen und freut sich schon auf das nächste Café Multicultural, das am 20. Dezember stattfindet.