Nach der langen Corona-Pause freuen sich die Betreiber auf die Rückkehr zur Normalität
Nach der langen Corona-Pause: Die Gästelisten der Jugendherbergen füllen sich wieder
In der Jugendherberge hoch über Ehrenbreitstein kehrt wieder Leben ein. Seit der Öffnung Anfang des Monats füllen sich die Gästelisten, und auch erste Radfahrer und Wanderer legen einen Halt in der Einrichtung ein. Foto: Clemens Sarholz
Clemens Sarholz

Der Tourismus hat arg gelitten in der Pandemie. Die Menschen sind ausgezehrt, Reisende waren oft sehr eingeschränkt. Die Öffnung der Jugendherbergen in Koblenz und Mayen verspricht nun einen ausgebuchten Kalender.

„Drei Tage Koblenz fühlen sich so an wie drei Wochen Karibik“, habe ein Familienvater zu Lars Frank beim Auschecken aus der Jugendherberge Koblenz gesagt. Frank ist der Betriebsleiter und freut sich über die Rückkehr der Normalität. Als sie die Jugendherberge Anfang des Monats geöffnet hatten, hätten sie einen roten Teppich ausgerollt.

„Die Wochenenden im Juli und August sind durchgängig ausgebucht“, sagt er über das Haus mit 158 Betten. Und Ende Juni kommt auch schon wieder die erste Schulklasse in die Jugendherberge. „Ich gehe davon aus, dass wir bald noch viel mehr Buchungen haben werden.“ Erste Radfahrer und erste Wanderer kommen auch schon vorbei.

Selbstverständlich sei der Betrieb von Jugendherbergen nur möglich, weil es nach wie vor strenge Hygienekonzepte gebe. Vom Kugelschreiber bis zur Türklinke muss alles mehrmals täglich von den Mitarbeitern desinfiziert werden. Die Brettspiele, die Tischtennisschläger, was man sich nur denken kann. Das sei ein Mehraufwand, doch die Mitarbeiter seien gern bereit, diesen zu tragen.

„Man muss es leider so sagen, aber wir hatten ein Berufsverbot im vergangenen Jahr“, sagt Frank. Klar, es gab Kurzarbeitsgeld, aber trotzdem sei die Zeit mit Ängsten verbunden gewesen. Zwei Kolleginnen hätten in der Zeit die Kündigung eingereicht, und auch in der ersten Schließungsphase im vergangenen Jahr habe sich die Jugendherberge von Mitarbeitern trennen müssen, um selbst über die Runden zu kommen. „Das war leider notwendig“, meint Frank.

Mittlerweile geht der Betrieb fast schon normal wieder weiter. Auf der Festung würden sogar wieder die historischen Führungen von Jörg Höfer durchgeführt. Die Gäste der Jugendherbergen können sich die Festungsanlage von einem Touristenführer in preußischer Uniform zeigen lassen.

Ähnlich sieht es in Mayen aus. Tara Battistella ist die Betriebsleiterin der Jugendherberge Mayen mit 101 Betten. „Wir waren alle so nervös“, sagt sie. Sie hätten ja sieben Monate auf diesen Tag gewartet. Sie spricht von einer Feuerprobe. Sitzt alles? Passt alles? Wie sind die Gäste? „Werden sie verständnisvoll sein? Schlussendlich seien ihre Sorgen übertrieben gewesen. „Die Gäste kamen richtig liebevoll rüber. Sowas von verständlich. Einfach nur glücklich.“ Alle Sorgen seien schon am ersten Abend nach der Öffnung verflogen gewesen.

Alle hielten sich an die Abstandsregeln in den Speisesälen, an die Test- und Maskenpflicht. „Wir haben hier unser eigenes kleines Testzentrum im Haus aufgebaut.“ Jeder Gast dürfe nur negativ getestet einchecken, und alle 48 Stunden müsse ein Test wiederholt werden. Ihre Mitarbeiter konnten sich vor 14 Tagen für die Impfung registrieren lassen und dürfen sich auch auf Kosten der Einrichtung testen lassen. Battistella hat selbst seit ein paar Tagen den vollen Impfschutz. Sie ist froh um die Mitarbeiter. „Sie halten zusammen und sind nach wie vor für uns da.“

Auch in ihrer Einrichtung waren die Mitarbeiter in Kurzarbeit gegangen. „Das sind ja schon finanzielle Einbußen.“ Manch einer habe sich umorientiert, arbeite jetzt im Einzelhandel. „In der Gastronomie hat man ja kein Licht gesehen.“

Aber nun kehrt die Normalität wieder ein. Steinmetz- und Dachdeckerazubis seien wieder im Haus, und bald beginne wieder das Geschäft mit den Klassenfahrten. Seit mehr als einem Jahr habe es keine mehr gegeben. Jetzt schießen Kinder wieder Bälle herum, laufen, sind laut, und es meckert kein Mensch. Eine Frau habe zu Battistella gesagt, dass es „traumhaft“ sei, die Kinder wieder strahlen zu sehen.

Von unserem Mitarbeiter Clemens Sarholz

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