„Wenn sie von der Polizei kontrolliert würden, dann würde die Aufforderung an sie ergehen, sich bei der für sie zuständigen Behörde zu melden“, erklärt Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak auf Anfrage der Rhein-Zeitung. Die Eltern hätten vergeblich Asyl in Deutschland beantragt: „Die Asylverfahren waren beendet und sie damit zur Ausreise verpflichtet.“ Nach einem Gespräch „betreffend einer freiwilligen Ausreise“ seien sie verschwunden: „Wir haben keine Idee, wo sich die Familie jetzt befindet.“ Ihre Nationalität oder weitere Details über die Familie wie etwa die Zahl und das Alter der Kinder teilt Knaak nicht mit.
Die Vorwürfe haben die Familien und Mitarbeiter der Kita wochenlang extrem belastet und belasten sie bis heute. Im Herbst 2020 hatte die muslimische Familie eine Vergewaltigung ihrer vierjährigen Tochter durch mehrere Männer in der Kita angezeigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin, fand aber keinerlei Hinweise auf eine solche Tat. Eine gynäkologische Untersuchung des Kindes, DNA-Untersuchungen der Kleidung und Labortests auf Rückstände von Betäubungsmitteln brachten keine verdächtigen Ergebnisse. Auch gab es die von dem Mädchen beschriebenen Räumlichkeiten in dem Kindergarten nicht. Die Beschreibungen der an der angeblichen Gruppenvergewaltigung beteiligten Personen hätten zu niemandem aus dem Kreis der Kita-Beschäftigten gepasst.
Doch die Situation kochte hoch, als die Mutter in einem Internet-Video in arabischer Sprache wenige Tage später detailliert die Vorwürfe wiederholte. Zehntausende Menschen klickten das Video an. Über die Kita, ihren damals einzigen männlichen Erzieher und die Ermittler selbst brach ein internationaler Shitstorm herein. Der Träger der Kindertagesstätte, die Katholische Kita GmbH Koblenz, bat um Polizeischutz für die Mitarbeiter der Kita. Der Erzieher wurde nach Morddrohungen nach eigener Auskunft depressiv und berufsunfähig. Die Kita war wochenlang geschlossen, erst langsam kehrte wieder Ruhe ein.
Wegen der Anfeindungen von Erzieher, Kolleginnen und Polizei vor allem im Internet wurden bisher 137 Ermittlungsverfahren eingeleitet und bereits mehrere Geldstrafen verhängt. Von Verleumdungen bis hin zu Aufrufen zum Mord reicht die Palette. In 30 Fällen hat die Generalstaatsanwaltschaft mittlerweile einen Strafbefehl beantragt. Zehn der Verfahren seien abgeschlossen, teilte das Mainzer Justizministerium auf eine Kleine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion hin mit.
Gegen die Eltern des Mädchens wurden keine Ermittlungen wegen Vortäuschens einer Straftat eingeleitet, wie der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer vor wenigen Wochen mitteilte: „Es muss derzeit davon ausgegangen werden, dass die Eltern davon überzeugt sind, dass es zu einem Missbrauch ihres Kindes gekommen ist.“ Die Familie ist kurz nach den Vorkommnissen an einen unbekannten Ort umgezogen. dos