Heiko Michels aus Berlin hat nach dem Tod seines Vaters eine ungewöhnliche Bitte und stößt in Koblenz auf große Hilfsbereitschaft
Nach dem Tod in Norddeutschland: Steine aus dem Rhein geben das letzte Geleit
Fünf Steine vom Oberwerth geben dem gebürtigen Neuwieder Günter Michels das letzte Geleit.
Heiko Michels

Plötzlich war die Idee beim Sohn da, nachdem der Vater gestorben war: Er, der am Rhein geboren ist und in Norddeutschland gelebt hat, soll nicht beigesetzt werden, ohne dass ihm Erde und Steinchen von seinen wichtigen Lebensstationen mitgegeben werden.

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Fünf Steine vom Oberwerth geben dem gebürtigen Neuwieder Günter Michels das letzte Geleit.
Heiko Michels

„Ich bin gar nicht esoterisch oder so, aber das fühlte sich richtig an“, sagt Heiko Michels, Künstler aus Berlin, im Telefonat mit der RZ. Nordseesand können andere Verwandte mitbringen, aber wie kommt man an Steine aus dem Rhein? Michels hat eine Idee: Seitdem er vor etlichen Jahren einmal ein Konzert in der Koblenzer Kufa gespielt hat, ist er Mitglied der Facebook-Gruppe „Koblenzer Altstadt“. Und hier schreibt er seine Bitte rein.

„Ich habe eine sonderbare Frage“, formuliert er Ende Oktober. „Ich suche wen, der mir ein kleines Steinchen vom Rheinufer bei Koblenz in einem Briefumschlag nach Berlin sendet. Es geht um die Beerdigung meines Vaters in zwei Wochen, der dort geboren ist. Gern würd ich ihm ein Stückchen Heimat mit ins Grab legen.“ Viele kommentieren diese Bitte mit einem Herzchen, aber dabei bleibt es nicht: Mehr als 20 Leute bieten dem Berliner gar an, Steine zu schicken. Er kontaktiert einen der Ersten, die sich gemeldet haben – und legt später die fünf Rheinsteine ins Grab seines Vaters.

Mit 84 Jahren stirbt der gebürtige Rheinländer Günther Michels.
Heiko Michels

„Ich fand es toll, dass so viele spontan helfen wollten“, erzählt der 45-Jährige und lässt die Lebensgeschichte seines Vaters kurz Revue passieren. Geboren wird Günter Michels am 15. Februar 1938 in Neuwied, doch als der Vater vier Jahre alt ist, wird wiederum sein Vater nach Eckernförde versetzt – er soll keine Schreibmaschinen mehr bauen, sondern U-Boote.

Die Familie kommt nach, tauscht das Rheintal gegen Nord- und Ostseestrand, Günter Michels lebt später mit seiner eigenen Familie in Altenholz bei Kiel, arbeitet im Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein. Ab und zu kommt noch Besuch aus dem Rheintal, und ein Foto zeigt auch, dass Vater und Sohn einmal gemeinsam am Rhein waren. Aber sonst gibt es später kaum noch Kontakt zu den Cousinen und Cousins des Vaters und deren Nachkommen. „So ganz heimisch wurden meine Eltern aber nie im Norden“, erinnert sich Heiko Michels. Später wechseln seine Eltern noch einmal die Heimat, sie ziehen vor ein paar Jahren nach Jesteburg in Niedersachsen in die Nähe einer Tochter. Der Vater stirbt hier am 15. Oktober mit 84 Jahren.

Heiko Michels hat das Bedürfnis, dem Vater etwas von den Stationen seines Lebens mitzugeben. Sein Aufruf in der Facebook-Gruppe „Koblenzer Altstadt“ stößt auf große Hilfsbereitschaft.
Laurence Chaperon

Und dann hat der Sohn eben die Idee mit den Rheinsteinen. Ob Neuwied oder Koblenz, das macht doch keinen großen Unterschied, findet er, und zu Koblenz hat er eben diesen Kontakt durch die Facebook-Gruppe. Mehr als 100 Leute finden die Idee toll, sehr viele sind auch bereit, zu helfen. Der Erste, der sich gemeldet hat, ist Stephan Lahr. Er sammelt die Steine am Rheinufer auf dem Oberwerth ein und sendet sie nach Berlin, das hat er gern getan, weil er die Idee gut findet, sagt Stephan Lahr. „Es macht mich glücklich, jemandem diesen Wunsch erfüllen zu können.“

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