„Ich bin gar nicht esoterisch oder so, aber das fühlte sich richtig an“, sagt Heiko Michels, Künstler aus Berlin, im Telefonat mit der RZ. Nordseesand können andere Verwandte mitbringen, aber wie kommt man an Steine aus dem Rhein? Michels hat eine Idee: Seitdem er vor etlichen Jahren einmal ein Konzert in der Koblenzer Kufa gespielt hat, ist er Mitglied der Facebook-Gruppe „Koblenzer Altstadt“. Und hier schreibt er seine Bitte rein.
„Ich habe eine sonderbare Frage“, formuliert er Ende Oktober. „Ich suche wen, der mir ein kleines Steinchen vom Rheinufer bei Koblenz in einem Briefumschlag nach Berlin sendet. Es geht um die Beerdigung meines Vaters in zwei Wochen, der dort geboren ist. Gern würd ich ihm ein Stückchen Heimat mit ins Grab legen.“ Viele kommentieren diese Bitte mit einem Herzchen, aber dabei bleibt es nicht: Mehr als 20 Leute bieten dem Berliner gar an, Steine zu schicken. Er kontaktiert einen der Ersten, die sich gemeldet haben – und legt später die fünf Rheinsteine ins Grab seines Vaters.
Die Familie kommt nach, tauscht das Rheintal gegen Nord- und Ostseestrand, Günter Michels lebt später mit seiner eigenen Familie in Altenholz bei Kiel, arbeitet im Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein. Ab und zu kommt noch Besuch aus dem Rheintal, und ein Foto zeigt auch, dass Vater und Sohn einmal gemeinsam am Rhein waren. Aber sonst gibt es später kaum noch Kontakt zu den Cousinen und Cousins des Vaters und deren Nachkommen. „So ganz heimisch wurden meine Eltern aber nie im Norden“, erinnert sich Heiko Michels. Später wechseln seine Eltern noch einmal die Heimat, sie ziehen vor ein paar Jahren nach Jesteburg in Niedersachsen in die Nähe einer Tochter. Der Vater stirbt hier am 15. Oktober mit 84 Jahren.