Für die vakante Leitungsstelle wird eine Nachbesetzung „ab sofort“ gesucht, heißt es in der Ausschreibung, die im November im Amtsblatt des Mainzer Bildungsministeriums erschien. Aktuell liegen zwei Bewerbungen vor. Die Pressesprecherin der Schulaufsichtsbehörde berichtet auf Nachfrage unserer Zeitung: „Wir rechnen realistischerweise mit einer Besetzung zum kommenden Schuljahr.“
Erschütternd: Schüler mit “Tittchen„, “Mäuschen„ und “Kameltreiber" angesprochen
Der geschasste ehemalige Schulleiter hatte jahrelang vor allem junge Frauen, aber auch Männer gemobbt, sexuell beleidigt, gedemütigt und diskriminiert, wofür er sich 2023 vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz verantworten musste. Um dem Gebaren ein Ende zu bereiten, hatten sich zwei (Ex)Schülerinnen im Mai 2020 ans Mainzer Bildungsministerium gewandt. Im Gepäck: die Vorwürfe von 47 weiteren Betroffenen, alle schriftlich formuliert.
Wenn man als Schülerin im Unterricht sitzt, will man von seinem Lehrer nicht Tittchen genannt werden, nicht Baby und nicht Mäuschen. Man will nicht, dass dieser sagt: „Ah, jetzt strippt sie für uns“, wenn man seine Jacke auszieht, „Bück dich“, wenn ein Zettel zu Boden gefallen ist, „Passen Sie auf, ...Schwere Vorwürfe am Koblenz-Kolleg: Zahlreiche Schüler werfen Lehrkraft Sexismus vor
Diese Nachricht sorgte in der Vergangenheit für Schlagzeilen: Der Schulleiter des Koblenz-Kollegs soll jahrelang vor allem junge Frauen, aber auch Männer gemobbt, sexuell beleidigt, gedemütigt und diskriminiert haben.Sexismus-Vorwürfe am Koblenz-Kolleg: Land geht gerichtlich gegen Schulleiter vor
Lehrkraft soll Handeln des Ex-Schulleiters mitgetragen haben
Dass seit Herbst eine neue Leitung gesucht wird, sprach sich offenbar schnell herum. Menschen aus dem Umfeld des Koblenz-Kollegs meldeten sich daraufhin bei unserer Zeitung. Ihre Befürchtung: Wird möglicherweise jemand zum Schulleiter gekürt, der sich in der Vergangenheit ebenfalls problematisch verhalten und das Handeln des geschassten Schulleiters mitgetragen haben soll?
Die Rede ist von einer Lehrkraft des Kollegs, die verschiedene unserer Gesprächspartner zu vergangenen Zeiten als äußerst unangenehm, grenzüberschreitend, zuweilen als aggressiv und drohend erlebten, wie sie schilderten.
Schulaufsicht bestätigt Beschwerde gegen Lehrperson
In Teilen sind die Vorwürfe gegen die Lehrkraft der Schulaufsicht in Trier bekannt. Auf Anfrage unserer Zeitung, ob es bereits Hinweise auf ein problematisches Verhalten der Person gab und wenn ja, wie viele, erklärt Pressesprecherin Eveline Dziendziol: „Im Jahr 2020 gab es eine Beschwerde, die abschließend bearbeitet wurde.“ Auf Nachfrage, was darunter zu verstehen ist, erläutert sie: „Beschwerden wird vonseiten unseres Hauses immer nachgegangen.“
Dabei werden laut Dziendziol zugrunde liegende Sachverhalte überprüft, mit den Betroffenen wird gesprochen und sich schriftlich ausgetauscht, und danach wird geprüft, ob und gegebenenfalls welche disziplinarischen Maßnahmen ergriffen werden müssen. „Jedoch zieht nicht jede Beschwerde automatisch disziplinarische Maßnahmen nach sich.“ Details sind nicht zu erfahren.
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Rheinland-Pfalz in Koblenz lässt keinen Zweifel daran: Der ehemalige Leiter des Koblenz-Kollegs hat sich gegenüber seinen Schülerinnen und Schülern völlig inakzeptabel verhalten, ebenso gegenüber seinem Arbeitgeber, der mit dem Urteil im ...Schülerinnen gemobbt, diskriminiert und sexistisch beleidigt: Koblenzer Ex-Kolleg-Leiter wird abgestuft
Menschen aus dem Kolleg-Umkreis hegen Befürchtungen zur Nachbesetzung
Erste beunruhigte Informanten meldeten sich in der Redaktion, als wir im September 2023 das Urteil gegen den ehemaligen Schulleiter kommentierten mit den Worten: „Zumindest auf diesem Weg gibt es etwas Gerechtigkeit.“ Gemeint waren die Schülerinnen und Schüler, die jahrelang drangsaliert wurden und kein Gehör bei der Schulaufsicht (ADD) fanden. Denn erst als sie sich ans Ministerium wandten, kam Bewegung in die Sache – und der Schulleiter musste gehen. Reaktionen auf unseren Kommentar folgten. Tenor: Warum wird der eine verurteilt, und ein anderer kommt ungeschoren davon?
Unsere Zeitung hat seitdem mit mehreren Menschen gesprochen, die fragwürdige Begebenheiten zu der Lehrkraft schilderten. Die Vorwürfe, die sich auf zurückliegende Jahre beziehen, lassen sich allerdings nicht für die Gegenwart bestätigen. Aktuell scheint es so, dass das Verhalten der Lehrperson zumindest im derzeitigen Schulalltag keinen Anlass zu Beschwerden gibt.
Das Oberverwaltungsgericht hat geurteilt: Der ehemalige Chef des Koblenz-Kollegs wird aus dem Rang eines Oberstudiendirektors (A 16) in die nächstniedrigere Gehaltsstufe (A 15) einsortiert. Zumindest auf diesem Weg gibt es etwas Gerechtigkeit für das, was der Mann etlichen Kollegiatinnen und ...Kommentar zum Urteil gegen den Koblenzer Ex-Kolleg-Leiter: Zumindest auf diesem Weg gibt es etwas Gerechtigkeit
So oder so bleibt es spannend, wie sich die Schule unter neuer Leitung entwickeln wird. Die betroffene Lehrperson wurde von uns zu der Thematik schriftlich befragt, äußerte sich dazu aber nicht und verwies an die zuständige Schulaufsicht und das Bildungsministerium.