Das ist gerade nicht das Thema bei Bernhard Bandus, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Kastor in Koblenz, der 836 als Stiftskirche gegründeten Basilika Minor, ein Touristenmagnet unweit des Deutschen Ecks. „Wir haben Glück“, so Bandus: Neben der Umluftheizung ist unter den Kirchenbänken im Mittelschiff eine Bodenheizung verbaut. Die Umluftheizung musste auch in St. Kastor in kritischen Corona-Monaten wegen der Virengefahr durch Aerosole abgeschaltet bleiben, doch so blieb eine gewisse Grundwärme erhalten.
Man werde so bei Bedarf in den kommenden Wintermonaten 16 Grad Grundtemperatur bei den Gottesdiensten bei halber Heizleistung halten, ansonsten sie auf zehn Grad Celsius senken. Grundsätzlich gilt nicht nur in St. Kastor: Temperatur nicht zu häufig wechseln, um Orgeln und wertvolle Innenausstattung zu schonen.
Einfacher ist die Sachlage für Iris Ney, Pfarrerin und Leiterin der 1557 als evangelische Enklave gegründeten Pfarrei Winningen mit zehn Ortspfarreien moselaufwärts. Sie und Dörthe Frölich, ebenfalls Mitglied im Presbyterium, stehen auf dem idyllischen Kirchhof mit Blick auf Kirche und die zwei barocken Pfarrhäuser. Eine Ecke weiter wird es moderner: 2013 wurde das neue Gemeindezentrum eingeweiht. Der große Raum wird mit einer Erdwärmepumpe beheizt. „Da sind wir auf der sicheren Seite“, glaubt Dörthe Frölich.
Schon in den beiden Corona-Wintern habe man – die Umluftheizung in der Kirche blieb ja aus – vor dem Gotteshaus etwa Weihnachten gefeiert. Mit Decken und in Winterkleidung. „Corona hat uns findig gemacht“, schmunzelt Pfarrerin Ney. Ideen hat sie auch für die kommenden Monate. Das Gemeindezentrum soll Ort für Gottesdienste, aber auch „Wärmeinsel“ für Bedürftige aus Winningen werden, so die Absicht.
Strategisch denken – das ist vermutlich auch ein Prinzip von Stefan Dumont, Leiter der Kirchengemeinde St. Marien in Andernach, der acht Pfarreien angeschlossen sind. „Wir wollen bis zum 1. November ein Konzept erarbeitet haben, wie wir mit unseren Kirchen umgehen werden.“ St. Marien aus dem Jahr 1194, ein Meisterwerk des rheinischen Übergangsstils zwischen Romanik und Gotik, soll unter allen Umständen offenbleiben.
Es wäre der „Worst Case“, sagt Dumont, wenn aus schieren Kostengründen Kirchen in seinem Sprengel geschlossen werden müssten. Doch was wäre dann mit Räumen und Sälen in Pfarrgemeindehäusern, die viele der örtlichen Vereine gern für ihre Aktivitäten anmieten? Die Miete erhöhen, die Räume schließen? „Das geht nicht, wir können die Menschen nicht vor den Kopf stoßen“, ist Dumont überzeugt.
Also in den Kirchen abgesenkte Grundtemperatur und für die Gläubigen warme Wolldecken. Stefan Dumont gibt sich jedenfalls kämpferisch: „Wir haben in der Corona-Zeit alles getan, um die Kirchen offen zu halten und zu den Leuten zu bringen. Dann werden wir auch das hier noch hinkriegen!“
„Nein, die Kirchen bleiben offen!“ Jost Marek, Leiter des Pastoralen Raums Mayen im Bistum Trier, will an das Schlimmste erst gar nicht denken. Er wirkt entschieden im schönen alten Pfarrhaus von St. Clemens, die Kirche mit dem „verdrehten Turm“. Marek verantwortet die drei Kirchen in der Innenstadt, neben St. Clemens die eigentliche Hauptkirche Herz-Jesu sowie St. Veit und die Kirchen in den angehörenden Dörfern Hausen, Kürrenberg, Alzheim, Kehrig und St. Johann. Und was tun angesichts im Vergleich zum Vorjahr „verfünffachten“ (Marek) Kosten?
Man werde die Grundtemperatur jedenfalls von derzeit 16 bis 17 Grad senken, „ein bisschen raus aus der Komfortzone“, glaubt er, doch an den Öffnungszeiten soll sich nichts ändern. Nur was passiert, wenn im Extremfall Gas oder Öl rationiert werden müssten, Kirchen aber als nicht systemrelevant eingestuft würden? Marek erwartet vorbeugende politische Lobbyarbeit auch seines Bischofs in Trier. Darauf geht die Pressestelle auf Anfrage nicht ein, aber: Um den 20. September will das Bistum „Richtlinien zum Einsparen von Energie veröffentlichen, die sich an denen der Bundesregierung orientierten“. Für Planung oder Bau von Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen in den Bistumsimmobilien bestehe zudem ein Baustopp.