Oberstaatsanwalt Thomas Büttinghaus erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: Die Ermittlungen werden „aufgrund der Komplexität des Verfahrens noch längere Zeit in Anspruch nehmen“. Auf Nachfrage, wie lang, heißt es, eher zwei Monate als zwei Wochen.
... wo die Misshandlungen stattgefunden haben, ist neben weiteren noch zu klärenden Umständen Gegenstand der derzeit laufenden Untersuchung.
Oberstaatsanwalt Thomas Büttinghaus
Bewegt von dem brutalen Schicksal des Opfers fand zwischenzeitlich eine Mahnwache am Richard-Wilke-Platz statt, an der laut Organisatoren mehr als 50 Menschen teilnahmen. Zum Gedenken und Trauern an die Verstorbene wurde ein Kranz niedergelegt, Kerzen wurden entzündet, und in Redebeiträgen unter anderem auf die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen für Prostituierte und Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht, heißt es auf Nachfrage.
Der mutmaßliche Mord an einer 31-jährigen Prostituierten in Koblenz lässt kaum einen kalt. Viele im Rauental fragen sich: Wie konnte das Martyrium der Frau unbemerkt geschehen?Entsetzen über qualvolle Tötung in Koblenz: Warum half niemand der 31-jährigen Prostituierten?
Im Fokus der Mordermittler stehen weiter die beiden bulgarischen Beschuldigten. Sie sitzen in Untersuchungshaft und waren am Tag nach dem Tod der Bulgarin in Koblenz und im Kreis Mayen-Koblenz festgenommen worden. Gegen die 40-Jährige und den 47-Jährigen besteht weiter „der dringende Tatverdacht des Mordes“, sagt Oberstaatsanwalt Büttinghaus.
Wo ist der Ort des Martyriums?
Die Beschuldigten gehören ebenfalls dem Rotlichtmilieu an und wohnten mit dem Opfer im selben Haus in der Baedekerstraße 15–17. Nachbarn berichten, dass die Drei sogar in einer Wohnung lebten. Bei Nachfragen dazu halten die Ermittler sich aber bedeckt.
Auch Nachfragen zu dem oder den Tatorten, ob das Opfer etwa in seiner Wohnung gequält oder an anderen Aufenthaltsorten das Martyrium erlebte, lässt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft offen und erklärt: „... wo die Misshandlungen stattgefunden haben, ist neben weiteren noch zu klärenden Umständen Gegenstand der derzeit laufenden Untersuchung“.
Ob es mittlerweile weitere Beschuldigte in diesem Verfahren gibt, auf die die Profis möglicherweise bei ihren Untersuchungen stießen, ist nicht bekannt. In seinen schriftlichen Antworten geht der Oberstaatsanwalt nicht darauf ein. Generell bekommen wir auf viele unserer Fragen nur dürftige bis gar keine Informationen, was taktische Gründe hat: „Weitere Auskünfte können nicht erteilt werden, weil dies möglicherweise die weiteren Ermittlungen gefährden könnte“, heißt es.
Das umfasst offenbar auch die Frage, ob das Opfer während seiner Arbeit als Prostituierte zu Tode gequält wurde. Der Oberstaatsanwalt erklärt, dies sei Bestandteil der aktuellen Ermittlungen. Das wiederum könnte man auch so verstehen, dass die Ermittler es selbst noch nicht genau wissen.
Die Ermittlungen zum mutmaßlichen Mord an der 31-jährigen bulgarischen Prostituierten im Rauental dauern an. Wie auf Nachfrage zu erfahren ist, gab es in der Vergangenheit mehrere Polizeieinsätze in dem Haus in der Baedekerstraße, wo die Prostituierte und die Tatverdächtigen lebten.Im Haus gab es mehrere Polizeieinsätze: Weitere Details zur Tötung in Koblenz-Rauental
Die 31-Jährige könnte dann möglicherweise auch durch sexuelle Fetischhandlungen getötet worden sein. So bezeichnet man bevorzugte Sexualpraktiken, die der gesteigerten Zuneigung zu bestimmten Körperteilen, Kleidungen, Gegenständen oder Situationen entsprechen. Die Anwender empfinden dabei Lust und Befriedung. Auch Gewalt kann als stimulierendes Moment dazuzählen.
Auf die Nachfrage dazu erklärt Büttinghaus: „Nähere Einzelheiten zu den bei der Obduktion der Verstorbenen festgestellten Verletzungen kann ich Ihnen aus Pietätsgründen und aus Rücksicht auf mögliche Angehörige der Verstorbenen nicht mitteilen.“
Sie war in katastrophalem Zustand
Als die 31-Jährige am 22. November um 1.25 Uhr notärztlich erstversorgt wurde, war sie bewusstlos und mit Herzstillstand vorgefunden worden. Ein Nachbar hatte den Notruf abgesetzt. Im Laufe der Nacht starb sie im Krankenhaus. Die Frau war laut Staatsanwaltschaft in einem katastrophalen Gesamtzustand, hatte überall am Körper Verletzungen. Die Obduktionsergebnisse und gesichertes Bildmaterial weisen darauf hin, dass die 31-Jährige über längere Zeit immer wieder massiver und menschenverachtender Gewalt ausgesetzt war, heißt es.