Das ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft geschehen: Am Mittwoch, 22. November, geht in der Rettungswache Koblenz nachts gegen 1.25 Uhr eine Notrufmeldung ein: Eine Frau in einer Wohnung in der Baedekerstraße 15-17 benötige dringend Hilfe. Nach notärztlicher Erstversorgung der Frau, die bewusstlos ist und einen Herzstillstand hatte, wird sie in ein Koblenzer Krankenhaus gebracht, wo sie noch im Laufe der Nacht verstirbt.
Die Frau – eine 31-jährige Bulgarin – war offenbar als Prostituierte tätig und wies bei Eintreffen des Notarztes schwerste Verletzungen am ganzen Körper auf. „Sie befand sich in einem katastrophalen Gesamtzustand“, so die Staatsanwaltschaft. „Nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion muss davon ausgegangen werden, dass sie über einen längeren Zeitraum immer wieder massiv misshandelt und regelrecht zu Tode gequält worden ist.“
Mitbewohner stehen unter Tatverdacht
Die in der Folge durchgeführten polizeilichen Ermittlungen ergaben einen dringenden Tatverdacht gegen die beiden im selben Anwesen wie das Opfer lebenden Beschuldigten, die sich offenbar ebenfalls seit Jahren im Rotlichtmilieu betätigen, berichten die Ermittler weiter. Aufgrund der Spurenlage und sichergestellter Beweismittel, insbesondere gesicherter Fotodateien, müsse davon ausgegangen werden, dass die Beschuldigten ihr Opfer über einen langen Zeitraum in menschenverachtender Weise grausam gequält und massivst misshandelt und dabei den Tod der wehrlosen Frau zumindest billigend in Kauf genommen haben.
„Die sichergestellten Fotos wie auch das äußere Erscheinungsbild des gequälten Opfers sind selbst für erfahrene Ermittler verstörend und offenbaren eine menschenverachtende Grausamkeit, die erschütternd und abstoßend ist“, so Leitender Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler. Ermittelt wird nun wegen Mordes – das Gesetz sieht hierfür eine lebenslange Freiheitsstrafe vor.
Die beiden Beschuldigten, die bisher noch keine Aussagen gemacht haben, wurden am Donnerstag vergangene Woche vorläufig festgenommen und am selben Tag dem zuständigen Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Koblenz vorgeführt. Dieser erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Koblenz Haftbefehl wegen Fluchtgefahr und Schwerkriminalität. Die beiden Beschuldigten befinden sich nunmehr in Untersuchungshaft in einer Justizvollzugsanstalt in Rheinland-Pfalz.
Öffentlichkeit wird spät informiert
Dass die Öffentlichkeit so spät über den Fall informiert wird, begründet der Leitende Oberstaatsanwalt mit den wichtigen Erstermittlungen, um den Fall klären zu können. Am Dienstag hatten Bewohner des Hauses ein Schreiben bekommen, in dem sie gebeten wurden, sich bei der Polizei als mögliche Zeugen zu melden. In diesem Brief, in dem auch der Name der Ermordeten steht, verwenden die Ermittler das Wort „Mord“.
Die Polizisten sind auch selbst im Wohnhaus unterwegs, berichten einige Bewohner, die die RZ noch vor Bekanntwerden der dramatischen Details antrifft. Rund 40 Wohnungen sind in dem gegenüber dem Landesamt für Soziales liegenden Haus, kleine Wohnungen, beschreibt einer der Mieter. Zumindest in einigen der Appartements bieten Prostituierte ihre Dienstleistung an, Anzeigen und Rezensionen im Internet weisen darauf hin.
In einem einschlägig bekannten Haus im Koblenzer Rauental sucht die Polizei nach Zeugen, offenbar nach einem Mordfall. Was bisher bekannt ist, hat die RZ zusammengetragen.Mord im Koblenzer Prostituierten-Milieu? Polizei ermittelt im Rauental
Eine Wohnung im Erdgeschoss des Hauses ist amtlich versiegelt (Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Textversion haben wir „ihre Wohnung“ geschrieben. Zum jetzigen Zeitpunkt macht die Staatsanwaltschaft noch keine Angaben dazu, ob die Wohnung, die versiegelt ist, auch von dem Opfer bewohnt wurde. Deshalb haben wir die Formulierung geändert.). Auf dem Klingelschild steht nicht der Name des Opfers.
Einen Nachbarn wundert das nicht: „Hier gibt es einige, die im Haus nicht gemeldet sind“, sagt er. Vor allem Frauen aus Osteuropa seien darunter. Die Wohnungen im Haus scheinen mehreren Personen zu gehören, ein Bewohner spricht von sechs oder acht Vermietern, die es hier gebe.