Im Koblenzer Gewerbepark an der B9 will sich der Möbelriese XXXLutz ansiedeln. Auf dem Gelände sollen dafür Adler Mode (Damen- und Herrenbekleidung) und Smyth Toys verschwinden (Spielwaren, ehemals Toys ’R’ Us). In der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (Hufa) stieß das Vorhaben auch auf Kritik.
Die Ausmaße klingen gewaltig: Die Verkaufsfläche der neuen XXXLutz-Filiale soll bei 22.000 Quadratmeter liegen, dazu kommen eine Lagerfläche (7500 Quadratmeter) und 461 Stellplätze. Das Grundstück in der Carl-Zeiss-Straße in Kesselheim gehört praktischerweise bereits der XXXLutz-Gruppe. Ebenso das Möbelhaus Mömax (Verkaufsfläche von 6800 Quadratmetern), das es dort seit Juni 2021 gibt und das erhalten bleiben soll. Auch der Einrichtungsmarkt Poco auf der anderen Seite der B9 neben Ikea ist Teil der österreichischen Firmengruppe, die 2024 laut eigenen Angaben insgesamt einen Umsatz von 6 Milliarden Euro und 27.100 Mitarbeiter hatte.

Auf dem Gelände sind derzeit noch ein Adler-Modemarkt (3430 Quadratmeter) und der Spielwarenmarkt Smyths Toys (4000 Quadratmeter) ansässig. Besonders der Spielwarenmarkt dürfte vielen Menschen aus Koblenz und der Region bekannt sein. Der Vorgänger Toys ´R´ Us war viele Jahre einer der Ankerläden in der Stadt. Nach der Insolvenz 2017 des amerikanischen Mutterkonzerns wurden auch die deutschen Filialen vom irischen Konkurrenten Smyths Toys übernommen. Der Gebäudekomplex, in dem sich Adler-Mode und Smyths Toys befinden, soll abgerissen werden. Dafür soll hier die XXXLutz-Filiale entstehen, aber in viel größerem Ausmaß.
Einige Fraktionen üben Kritik
Bekanntlich haben auch in Koblenz viele inhabergeführte Geschäfte in der Innenstadt arg zu knapsen. Dazu kommen die vielen und wechselnden Leerstände in Löhr-Center und Forum Mittelrhein. Würde deren teils brisante Lage künftig durch die geplante Ansiedlung von XXXLutz noch verschärft, da sich das Angebot in Teilen überschneidet?
Das befürchten einige Ratsfraktionen. In der jüngsten Hufa-Sitzung sagte Bert Flöck (CDU): „SPD und CDU haben bereits angeregt, dass es Listen gibt, damit nachvollziehbar wird, welches Sortiment es dann gibt.“ Diese Listen hat die Verwaltung nun vorgelegt. Demnach will XXXLutz auf maximal 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche Produkte anbieten, die es auch in der Innenstadt gibt (etwa Heimtextilien, Bettwäsche und Haushaltswaren). Bei Mömax sind es rund 2700 Quadratmeter.
Auf der anderen Seite würden 7430 Quadratmeter mit den innenstadtrelevanten Kernsortimenten Bekleidung und Spielwaren wegfallen, indem Smyths Toys und Adler-Mode ihre Standorte aufgeben. Unterm Strich würde die innenstadtrelevante Verkaufsfläche in Kesselheim trotz XXXLutz um rund 4500 Quadratmeter reduziert.
„Bei XXXLutz würden immer noch auf 3000 Quadratmetern Geschenke, Glas, Keramik, Porzellan sowie Papier- und Schreibbedarf angeboten.“
Bert Flöck
Dennoch sagte Flöck in der Sitzung: „Bei XXXLutz würden immer noch auf 3000 Quadratmetern Geschenke, Glas, Keramik, Porzellan sowie Papier- und Schreibbedarf angeboten.“ Das alles gebe es in „guter Qualität in der Innenstadt“. Dabei habe die Stadt ein Innenstadtkonzept in Arbeit, das auch dem Rückgang an inhabergeführtem Handel im Zentrum entgegenwirken soll.
Flöck sagte weiter: „Ich kann Käufer verstehen, die in ein Geschäft gehen, weil sie dort alles auf einen Schlag finden.“ Die CDU stimme der notwendigen Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans zu sowie der Änderung des Flächennutzungsplans. Aber: „Das bedeutet nicht, dass wir mit diesem Sortiment einverstanden sind.“ Er habe indes keine Bedenken, dass die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord als Aufsichtsbehörde den Plänen stattgibt: „Die SGD Nord hat auch damals zugestimmt, als sich Toys ’R’ Us und Adler-Mode ansiedeln wollten.“
Stadtrat fällt Entscheidung in nächster Sitzung
WGS-Fraktionschefin Anne Plato sagte: „Wir stimmen nicht zu, da wir erst wissen müssen, welches Sortiment reinkommt. Außerdem haben wir genug Möbelgeschäfte.“ Ob der Bebauungs- und Flächennutzungsplan geändert werden, entscheidet der Stadtrat am Donnerstag, 27. März (15 Uhr im Historischen Rathaussaal). Geht alles wie geplant seinen Gang, könnten die Bagger in etwa drei Jahren anrollen.