Umzug mit Knalleffekt
Im Rekordtempo ging es 2013 dann vom „eingestaubten Image“ der 70er in einen futuristischen Neubau mit zentraler Lage. Ein Umzug mit Knalleffekt. Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In der bisher erfolgreichsten Zeit vor der Corona-Pandemie hatte die Bibliothek im Kulturbau ihre Besucherzahl im Vergleich zu den alten Standorten mehr als verdreifacht (circa 450.000 Besuche). Der Medienbestand wurde deutlich erweitert auf mittlerweile mehr als 220.000 Ausleihangebote – E-Books und andere digitale Medien noch nicht mitgezählt. Auch die Entleihungen erreichten 2019 ein Rekordhoch.
Zahlen, die für Koch auch damit zusammenhängen, dass die Bibliothek längst keine reine Ausleihstation mehr ist. „Wir sind ein Treffpunkt zum Lernen, ein Arbeitsort und als Veranstaltungsort gefragt.“ Regelmäßig finden im Erdgeschoss Veranstaltungen mit bis zu 120 Personen statt. In den alten Räumlichkeiten war das undenkbar. „Bei Veranstaltungen wurde es mit 40 bis 50 Personen schon eng“, sagt Koch.
Wir sind ein Treffpunkt zum Lernen, ein Arbeitsort und als Veranstaltungsort gefragt.
Thomas Koch
Doch auch wenn es auf den ersten Blick so wirkt: Auch im Forum Confluentes ist nicht alles optimal. Mehr Funktionsräume, zum Beispiel im Kinder- und Jugendbereich, würden der Stadtbibliothek gut zu Gesicht stehen, findet Koch. Unabhängig davon habe der Aufschwung in der Corona-Pandemie ein abruptes Ende gefunden. Ausleihen, Besucherzahlen, Veranstaltungen: Nahezu in allen Bereichen waren die Zahlen in den Pandemiejahren rückläufig, teilweise deutlich. „Wir haben den Zahlen nach mehr gelitten als so manch andere Bibliothek“, führt Koch aus. Erholt habe man sich von den Einschnitten noch nicht ganz. „Aber 2023 ist die Entwicklung wieder positiv.“
Es scheint, als könnte die Bibliothek perspektivisch die Einschnitte durch die Corona-Pandemie ebenso hinter sich lassen wie das Image einer in die Jahre gekommenen Bücherei. Heute ist die Koblenzer Stadtbibliothek auf dem Zentralplatz eine moderne Multimediathek, in der immer mehr auch digitale Medien ausgeliehen werden. Der Technik sei Dank, ist heutzutage nicht nur Selbstverbuchung möglich, sondern auch eine 24-Stunden-Rückgabe.
Noch in diesem Jahr will die Bibliothek ihren Bestand erweitern und Alltagsgegenstände zum Ausleihen anbieten. „Toaster, Bügeleisen oder ein Werkzeugkasten. Mal schauen, was kommt“, sagt Koch mit einem Grinsen und macht deutlich: Ein weiter Bibliotheksbegriff ist wichtig, um mit der Zeit zu gehen, ein breites Angebot Trumpf. Bücher allein reichen längst nicht mehr aus.
Ein wichtiger Auftrag für die Bevölkerung
Man will auch mit neuen Konzepten überzeugen. Zum Beispiel mit einer Saatgut-Bibliothek, die nach ersten Erfolgen im Herbst wieder Einkehr finden soll, erzählt Koch. Für ihn ist die zentrale Lage der Bibliothek auch Ausdruck ihres wichtigen Auftrags in der Stadt. „Die Aufgabe der Stadtbibliothek Koblenz sollte es sein, in der Menge der Informationen und Medien Orientierung zu geben und Kompetenzen bei der selbstständigen Recherche und Nutzung von Medien zu vermitteln.“
Zur Wahrheit gehört aber auch: Theoretisch müsste sich die Stadt diese Arbeit gar nicht leisten. Die Bibliothek ist eine freiwillige Leistung, die die Stadt viel Geld kostet. Im Jahr 2022 betrug der Finanzmittelfehlbetrag mehr als 3 Millionen Euro. Doch der Verwaltung scheint es das wert zu sein. 2013 hatte man den Wunsch für die Bibliothek geäußert, in der Öffentlichkeit präsenter sein zu wollen. Zehn Jahre nach dem Umzug in den Kulturbau kommt Koch zu dem Schluss: „Dieser Wunsch ist Realität geworden. Die Stadtbibliothek ist ein Ort der Begegnung, Kommunikation und Information.“