Während sich bei vielen Koblenzern alles um die letzten Einkäufe fürs Wochenende dreht, hat ein anderer Teil der Gesellschaft ganz andere Sorgen. Hier fehlt es an allem: einer eigenen Wohnung, einer warmen Mahlzeit, einem heißen Kaffee. Da bietet das Obdachlosenrestaurant Mampf in Lützel Unterstützung. Seit Kurzem auch mit einem Zusatzangebot, dem Mampf mobil. Die Redaktion zog mit Bollerwagen und Helfern durch Koblenz.
Es ist 11 Uhr am Samstagmorgen. Im Mampf herrscht schon reger Betrieb, vor dem Restaurant wird ein Bollerwagen moderner Bauart mit Essen, Kaffee und Wasser beladen. Los geht es über die Moselbrücke in Richtung Münzplatz. Mit dabei sind Helfer des Mampf und Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde.
„Gestern war nichts los, und ich hatte überhaupt kein Geld.“
Der Wohnungslose Thomas freut sich über die warme Mahlzeit.
„Wir haben festgestellt, dass unser Obdachlosenrestaurant Mampf zwar gut angenommen wird, aber nicht von allen Betroffenen”, sagt Wolfgang Braun, Initiator von Mampf mobil und Vorsitzender des Trägervereins Die Schachtel. Er verstehe immer noch nicht, warum einige Betroffene den Weg ins Mampf nicht finden. „Bei einem Preis von 1 Euro pro Mahlzeit kann Geld nicht der Grund sein. Manchen ist vielleicht der Weg nach Lützel zu weit.“
Wir kommen an die Ecke zum Plan. Hier hat der Wohnungslose Thomas seinen Platz für heute gefunden. Er freut sich über Reis, Kartoffeln, Hühnchen und einen Kaffee. „Tolle Sache, ich hab’ nämlich nix im Beutel.“ Seine Stimmungslage ist eher frustriert. „Gestern war nichts los, und ich hatte überhaupt kein Geld.“ Auch heute sind nur Centstücke in seinem ausgelegten Beutel. Er findet, dass viele Menschen sehr egoistisch unterwegs sind.

An einem beliebten Aufenthaltsort für Wohnungslose, dem Platz an der Herz-Jesu-Kirche, lagern vier Menschen in der Kirchenpforte. Sie freuen sich zunächst vor allem über Kaffee und Wasser, erst allmählich verstehen sie, dass hier auch Essen kostenlos angeboten wird. „Eine gute Sache”, sind sie sich einig.
„Ohne unsere Unterstützer und die ehrenamtlichen Helfer wäre Mampf nicht denkbar”, sagt Wolfgang Braun beim Weitergehen. So werde Mampf seit vielen Jahren regelmäßig von der Ahmadiyya-Gemeinde, der evangelischen Kirche Andernach, der Freikirche Laubach, dem Quartiersmanagement Koblenz-Lützel/Neuendorf sowie einigen Koblenzer Firmen unterstützt.
„Dieses Leben ist hart, oft besteht eine Suchtproblematik, auch zusammen mit physischen oder psychischen Gesundheitsstörungen.“
Streetworker Johannes Wirtz
„Einmal Essen und zweimal Kaffee“ braucht Streetworker Johannes Wirtz in der Löhrstraße. Er kennt viele Menschen persönlich, die in Koblenz auf der Straße leben: „Dieses Leben ist hart, oft besteht eine Suchtproblematik, auch zusammen mit physischen oder psychischen Gesundheitsstörungen.“ Hier hat er eine Frau getroffen, die nur rumänisch spricht, und einen Mann, der in einer schwierigen psychischen Verfassung ist. „Da gehe ich lieber alleine hin, zu viele Personen sorgen da vielleicht für Unruhe.“
Für die Ehrenamtlichen der Ahmadiyya-Gemeinde ist Helfen sozusagen Programm. „Unsere Gemeinde nimmt ganz bewusst am gesellschaftlichen Leben teil, ist transparent und offen”, sagt Imam Ansir Ahmad. Rund 600 Menschen umfasse die Koblenzer Gemeinde, berichtet er. Der Koran setze das soziale Engagement voraus. „Neben unseren lokalen unterstützen wir auch internationale Projekte unter der Bezeichnung Humanity First.“ Die Ahmadiyya Muslim Jamaat gilt mit ihren zehn Millionen Mitgliedern in über 195 Staaten der Erde als die größte islamische Reformbewegung der heutigen Zeit.

Der Eintopf ist fast leer, als wir am Bahnhof ankommen. Hier freut sich Julia sehr über ein warmes Essen. Ihr Begleiter hätte eher Appetit auf Käsebrötchen, nimmt aber schließlich auch gern den Hühnchenreis. Julia fühlt sich in der Umgebung des Bahnhofs ganz gut aufgehoben. „Hier kommen immer mal wieder Helfer mit Essen vorbei, nur sonntags sieht es schlecht aus.“
In Koblenz gibt es mehr als 500 Wohnungslose, jeder Zehnte von ihnen lebt dauerhaft auf der Straße. Das Restaurant Mampf besteht seit 2003 und gibt rund 7000 Essen jährlich aus. Unterstützung und ehrenamtliche Mitarbeit sind immer gesucht. Kontakt: Tel. 0261/16992 oder E-Mail an dieschachtelev@web.de.