Dass es auch mit den Gedenktafeln so eine Sache sein kann, zeigt sich derzeit auf dem Zentralplatz, genauer gesagt auf der kleinen „Sitzmauer“ vor dem Forum Confluentes: Obwohl sie noch nicht einmal ein Jahrzehnt alt ist, wird die kleine Erinnerungstafel aus Bronzeblech kaum noch wahrgenommen. Sie war sogar so stark verschmutzt, dass man Zeichnung und Informationstext kaum noch erkennen konnte. Mitglieder der Bürgerinitiative „Unsere Altstadt“ haben das jetzt geändert und das kleine Denkmal gründlich gereinigt. Ob die Aktion an der Wahrnehmung der mittelalterlichen Stadtgeschichte etwas ändert? Die Antwort findet sich ein Stück weiter in der Schanzenpforte. Hier hat die Stadt sogar einen Mauerbogen sichern und beschildern lassen. Zudem bietet ein Zaun einen gewissen Schutz. Gewürdigt wird dieses Engagement aber nicht. Der Zaun ist zur „Fahrraddeponie“ verkommen, und der Platz dahinter wird gern dazu genutzt, um die Verpackungen „mobiler“ Mahlzeiten zu entsorgen.
Die beiden Tafeln sind fast identisch gestaltet. Prägend ist eine Zeichnung mit dem Mauerverlauf, deren Vorlage in den Standardwerken von Fritz Michel und Hans Bellinghausen zu finden ist. Dazu kommen kurze Erläuterungen, die auch für jedermann eine zeitliche Einordnung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert möglich machen. Aber wie so oft gibt es eine lange Vorgeschichte, die in der Spätantike mit der Errichtung des römischen Steinkastells beginnt, das, leicht modifiziert, auch noch im frühen Mittelalter als Schutzanlage für die kleine Stadt genutzt wurde. Doch waren die neueren Viertel der Stadt, die vor allem von Handwerk und Handel geprägt waren, schutzlos. Hatte man sich lang mit Provisorien wie Wällen und Palisaden begnügt, bestand spätestens nach dem Tod des Stauferkaisers Friedrich II. (1250) großer Handlungsbedarf. Schließlich gestattete Erzbischof Arnold von Isenburg den Koblenzern im Jahr 1259, einen Teil der Einnahmen aus dem Lebensmittelzoll für die Finanzierung des Mauerbaus zu verwenden. Dieser aber stockte und zog sich immer wieder in die Länge, auch weil das Verhältnis zu Isenburgs Nachfolger Heinrich von Vinstingen, der von 1260 bis 1286 regierte, sehr schlecht war. Der Erzbischof beanspruchte einen Teil der Zolleinnahmen für den Bau der heutigen Alten Burg. Noch schlimmer: Die Koblenzer wurden verpflichtet, beim Bau der früheren Wasserburg unentgeltlich zu helfen. So kam es, dass die neue Stadtmauer erst im 14. Jahrhundert vollendet wurde. Die Anlage war übrigens so konzipiert, dass sie genügend Platz für Erweiterungen und auch Gärten ließ. Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein erfüllte sie ihren Zweck, auch wenn sie hoffnungslos veraltet war und durch einen barocken Befestigungsring ergänzt werden musste.
Später verkam der Mauerbereich mit seinen Häuschen zu einem „Brennpunkt“ und wurde vor allem als Ärgernis empfunden. Nur so ist es zu erklären, dass sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit 1967 für den Abriss eines der letzten gut erhaltenen Mauerabschnitte entschied – der Wasserturmsmauer, die über den Zentralplatz verlief.