Startend im Jahr 1900 beschäftigt sich diese vierteilige Serie über die Geschichte des Koblenzer Karnevals mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg. Schon in den ersten Jahren gibt es einerseits prächtige Rosenmontagszüge, andererseits aber auch karnevalistische Flauten. Im und nach dem Ersten Weltkrieg ist an die Faasenacht ohnehin nicht zu denken.
Auch in den 1920er Jahren kommt der Karneval nicht so recht in Schwung. Das ändert sich ausgerechnet im Dritten Reich: Die vom System geförderte Wiederentdeckung des Brauchtums beschert dem Koblenzer Karneval einige wenige Blütejahre. Allerdings wird die Faasenacht, wie andernorts auch, von den Nazis zu Propagandazwecken missbraucht. Am Ende zwingt wieder ein Weltkrieg den Karneval für einige Jahre in die Knie.
Mehr Raum zum Feiern
Doch zurück zum Anfang des 20. Jahrhunderts: 1900 ist Peter Schottler der Prinz in Koblenz. Ein Jahr später wird die städtische Festhalle fertiggestellt, was die Räumlichkeiten zum Feiern beträchtlich erweitert. Den „Zuch“ 1901 gestalten die Karnevalsgesellschaften, die Turn- und Gesangsvereine sowie das Militär gemeinsam. Derweil nennt sich die „Coblenzer Carnevals-Gesellschaft“ in „Große Coblenzer Carnevals-Gesellschaft“ um.
1904 ist eine Faasenacht der Superlative: Prinz Willy Wilson herrscht über die Narren. Am Rosenmontagszug sitzen Aktive der „Narren-Colonie“ als Kurfürst Clemens Wenzeslaus mitsamt großem Gefolge hoch zu Pferde.

Schon ein Jahr später liegt der Karneval jedoch wieder am Boden: Ein neues Gesetz erhebt deutlich höhere Steuern auf Veranstaltungen. Dadurch wird die Faasenacht für viele Menschen zu teuer. Die erst wenige Jahre zuvor gegründete „Neue Coblenzer Carnevals-Gesellschaft“ geht pleite. Dagegen kann die „Große Coblenzer Carnevals-Gesellschaft“ weitermachen, weil im November 1905 nach einer Not-Versammlung 450 neue Mitglieder den Verein stärken.
Über das Jahr 1906 wird berichtet, dass „der karnevalistische Geist immer mehr abflaut, die Mitglieder scharenweise die Vereine verlassen und zum Rosenmontagszug jede Lust fehlt“. Auch in einem Rückblick auf das Jahr 1909 heißt es: „Der Karneval geht immer mehr dem Verfall entgegen.“ Dazu hätten die „Lustbarkeits-Steuer“, die „Billett-Steuer“ und „sonstige nie geahnte Belästigungen seitens der Behörden“ beigetragen. Erst 1912 kommen die Koblenzer nach einem Hilferuf der „Großen“ zusammen, um die Faasenacht zu retten. Als Folge davon gibt es wieder einen Rosenmontagszug und gleich zwei Karnevalszeitungen.

Auch zu Beginn des Jahres 1914 sind die Narren in Koblenz noch frohen Mutes. Der Rosenmontagszug ist grandios: Er bietet 130 „Bilder“ und 16 Fußgruppen. Neben der „Großen“, der „Iwwerfiehrte“ und dem „Närrischen Reichstag“ sind einige Männergesangs- und Turnvereine mit dabei. Zum ersten Mal erklingt „Dat Kowelenzer Schängelche“, das zur Narrenhymne der Stadt erwächst. Texter des Liedes ist Josef Cornelius, die Melodie dazu liefert Karl Kraehmer. Insgesamt haben sich von 1875 bis 1914 in Koblenz über 50 Karnevalsgesellschaften gegründet – von denen die meisten allerdings schnell wieder verschwinden. Darunter sind Vereine mit so kuriosen Namen wie „Zwiebelfleisch“, „Haas em Deppe“ oder „Pfeifeköpp“.
Doch dann bricht der Erste Weltkrieg los: Koblenz ist Verkehrsknotenpunkt für den Aufmarsch der Truppen an die Westfront. Die Lage in Koblenz wird im Krieg immer beschwerlicher. Schließlich besetzen 1918 die Amerikaner die Stadt, die vier Jahre später von den Franzosen abgelöst werden. Zeitweise wird der Belagerungszustand über ganz Koblenz ausgerufen. Hinzu erschweren Inflation, Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger das Leben der Menschen. Kein Wunder also, dass es ab 1914 im und nach dem Ersten Weltkrieg für acht Jahre keinen Karneval in Koblenz gibt.